• 11.06.2014 19:16

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Michelin für die Herausforderung Le Mans bereit

Bei den 24 Stunden von Le Mans setzen Teams in allen Klassen auf Michelin-Pneus - Welche Reifen für welches Auto und welche Antriebskonstruktion?

(Motorsport-Total.com) - Um beim anspruchsvollsten 24-Stunden-Rennen der Welt in Le Mans zu siegen, müssen unzählige Puzzlestücke harmonieren. Ein Faktor aber ragt seit Jahrzehnten besonders heraus: das "schwarze Gold". Denn erfolgreiche Rennreifen für die 24 Stunden von Le Mans müssen schnell sein, ihre Performance möglichst lange aufrechterhalten und extrem robust gegen Beschädigungen sein.

Titel-Bild zur News: Le Mans Starterfeld

In der LMP1-Klasse (vordere Reihe) setzten sämtliche Teams auf Michelin-Reifen Zoom

Reifenhersteller Michelin - seit 1998 Seriensieger in Le Mans - unterstützt seine Partnerteams in allen vier Klassen (LMP1, LMP2, GTE Pro und GTE Am) mit aufwendig entwickeltem und intensiv erprobtem Material. Besonders in der Königsklasse der LMP1-Hybrid-Prototypen stimmte der Reifenhersteller aus Clermont-Ferrand die Pneus auf die einzelnen Fahrzeuge ab und peilt als Partner der Werksrennställe Audi, Toyota und Porsche den 23. Gesamtsieg in Le Mans an.

Die 24 Stunden von Le Mans gelten als eines der größten und wichtigsten Rennen der Motorsportwelt. Entsprechend groß ist der technische und logistische Aufwand, den Michelin für das Saisonhighlight der Sportwagenszene betreibt. Für das Rennen am kommenden Wochenende hat Michelin eine halbe Kleinstadt an den Rennkurs im französischen Departement La Sarthe verlegt. Mehr als 100 Spezialisten stehen für eine optimale Betreuung der Partnerteams in allen vier Kategorien bereit: 50 Monteure, 30 Technische Teamberater, zehn Entwicklungsingenieure sowie zehn Mitarbeiter/innen, die den gesamten Einsatz organisieren und als Ansprechpartner für die Teammanager bereitstehen.

Insgesamt rüstet Michelin 43 der 55 gemeldeten Le Mans-Fahrzeuge mit Rennpneus aus. Allein für die Partner in der Topkategorie LMP1 hat der französische Spezialist 1.500 Rennreifen bereitgestellt. Für die kleinere Prototypenklasse LMP2 lagern rund 1.000 Walzen in den Trucks und Montagezelten, für die Klassen GTE Pro und GTE Am sind 4.500 Reifen vorgesehen. Unterm Strich hat Michelin in Le Mans also gut 7.000 Pneus im Gepäck.


Reifenentwicklung bei Michelin - Teil 1

Der Vorsaisontest der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) im südfranzösischen Le Castellet am 28. und 29. März sowie die beiden ersten WEC-Läufe in Silverstone und Spa-Francorchamps haben die Leistungsfähigkeit der diesjährigen Reifenpalette der Franzosen unterstrichen. "Wir haben für unsere Partner nicht weniger als zwölf neue Reifen entwickelt", betont Jerome Mondain, Leiter des Langstrecken-Rennprogramms von Michelin. "Im Endeffekt hat Michelin das gesamte Spektrum an Pneus für die WEC und für Le Mans 2014 erneuert. Dank der technischen Informationen, die uns die Partnerteams schon während der Entwicklung ihrer aktuellen Autos übermittelt haben, konnten wir bereits Tausende von Computersimulationen ausführen, bevor die ersten neuen Hybridboliden rollten. Auf der Rennstrecke ging es dann nur noch um die Feinabstimmung der neuen Reifengeneration, um für das jeweilige Fahrzeug das Optimum herauszufinden."

Die technologisch am weitesten fortgeschrittenen Rennreifen kommen in der Königsklasse bei den LMP1-Prototypen zum Einsatz. Michelin hat diese Pneus umfassend überarbeitet, um den tief greifenden Veränderungen bei den Fahrzeugen gerecht zu werden. Zur Erinnerung: Die 870 Kilogramm leichten LMP1-H-Fahrzeuge verfügen neben kraftvollen Verbrennungsmotoren über Hybridsysteme, die mithilfe von Elektromotoren eine Systemleistung von bis zu 1.000 PS ermöglichen. Dabei werden je nach Hersteller die Hinterachse und temporär auch die Vorderachse angetrieben. Gleichzeitig verlangte das Reglement, dass die diesjährigen Pneus fünf beziehungsweise sechs Zentimeter schmaler ausfallen als im Vorjahr. Ab diesem Jahr sind an Vorder- und Hinterachse gleich große Pneus vorgeschrieben. Die aktuellen Rennreifen der LMP1-Kategorie weisen die Dimension 31/71-18 auf statt wie zuvor 36/71-18 vorn und 37/71-18 hinten. Vorteil der schmaleren Lauffläche: Michelin ist es gelungen, das Gewicht eines Reifensatzes um acht Kilogramm zu senken.

Spektakulär vor diesem Hintergrund: Die aktuellen Rennreifen von Michelin bieten dieselbe Performance wie die breiteren Vorjahres-Pneus - und das ohne Einbußen bei der Laufleistung. In Le Mans halten die Ingenieure Vierfachstints für möglich, bei unverändert hohen Geschwindigkeiten. Das heißt: Erst bei jedem vierten Tankstopp müssen auch die Räder gewechselt werden. Dies bedeutet einen wichtigen Zeitgewinn, denn reglementbedingt dürfen Tanken und Rädertausch nicht gleichzeitig stattfinden.

Grundsätzlich sind die Reifen von Michelin in drei verschiedene Typen eingeteilt: Slicks, Regenreifen und die sogenannten Hybridreifen, deren Name sich nicht etwa auf die Antriebssysteme bezieht, sondern auf die Tatsache, dass sie für Mischverhältnisse bei leicht feuchter oder abtrocknender Strecke konzipiert sind. Die profillosen Slicks stehen in den Laufflächenmischungen Soft und Medium zur Verfügung. Sie decken die Temperaturbereiche "Low" (zirka zehn Grad Celsius oder darunter) und "High" für Temperaturen deutlich über zehn Grad Celsius ab. Auch die Regenreifen stehen in zwei Spezifikationen zur Wahl. Wet ist dabei geeignet für leichten Regen, die stärker profilierte Version Full-Wet kommt mit schwerem Niederschlag und auf der Strecke stehendem Wasser zurecht.


Reifenentwicklung bei Michelin - Teil 2

In der Top-Kategorie LMP1-H haben sich alle beteiligten Werksteams für Michelin entschieden. Die französische Marke somit sowohl in der WEC als auch in Le Mans Partner von Audi, Porsche und Toyota. Zudem rüstet das Unternehmen den privaten Rennstall Rebellion aus, der mit zwei Autos in der Klasse LMP1-L ohne Hybridantrieb startet. Michelin hat mit allen Partnerteams intensiv gearbeitet, um die spezifischen Ansprüche der unterschiedlichen Fahrzeuge möglichst punktgenau zu erfüllen.

Verstärktes Engagement in LMP2-, neue Reifen in GTE-Klassen

In diesem Jahr verbietet das Reglement der LMP2-Klasse den Einsatz sogenannter "vertraulicher" Reifen. In diesen Produkten steckt viel Hochtechnologie - weswegen Michelin sie nach jedem Rennen wieder einsammelte, um Wettbewerbern keinen Einblick in die Entwicklungsgeheimnisse zu ermöglichen. Ab der Saison 2014 ersetzen die Franzosen diese Pneus bei den kleinen Prototypen durch neue Produkte, die dasselbe Leistungsniveau erreichen, aber keine "geheimen" Lösungen enthalten. Dass die Performance trotz der etwas seriennäheren Technologie auf gleichem Level bleibt, ist das Ergebnis der Entwicklungsarbeit der Michelin-Ingenieure in der Saison 2013. Die jetzt angebotenen LMP2-Reifen sind frei erhältlich und weisen dennoch fortschrittliche Technologien auf, die noch vor wenigen Monaten ausschließlich im Testbetrieb liefen.

Erst 2013 kehrte Michelin in die Klasse der LMP2-Prototypen zurück. Mit Alpine gelang auf Anhieb der Titelgewinn in der European-Le-Mans-Series (ELMS). In der WEC arbeitete die Marke exklusiv mit Pecom zusammen. In dieser Saison haben sich weitere Rennställe die Unterstützung der französischen Spezialisten gesichert: In Le Mans rüstet Michelin die Prototypen von SMP (zwei Oreca-Nissan), Sebastien Loeb Racing (Oreca-Nissan), Oak Team Asia (Ligier-HPD) und Larbre (Morgan-Judd) aus. Die Größe der LMP2-Pneus liegt unverändert bei 30/65-18 vorn und 31/71-18 hinten. Zur Wahl stehen die zwei Slicktypen Low-Temperature-Medium und Medium sowie die zwei Regenreifentypen Wet und Full-Wet.

In den GTE-Klassen Pro und Am profitieren die Partnerrennställe der französischen Reifenmarke von neuen Regenreifen mit den Bezeichnungen Wet und Full-Wet. Sie decken Streckenbedingungen von feucht bis extrem nass ab. Die Ingenieure von Michelin haben die Effizienz der Laufflächenmischungen und der Profilanordnung weiter verbessert, damit die neue Pneu-Generation noch mehr Wasser verdrängen und noch höheren Grip liefern kann. Bei den profillosen Slicks können die Teams wie zuvor zwischen drei Typen wählen, die sich in der Härte der Laufflächen und dem Temperaturfenster unterscheiden, in dem sie optimal funktionieren. Die Fahrzeuge beider GTE-Klassen fahren Reifen der Dimension 30/68-18 vorn und 31/71-18 hinten.