GTE-Am-Klasse: Wo die Fahrer den Unterschied ausmachen
Vorschau auf die GT-Amateurklasse bei den 24 Stunden von Le Mans: Favoritenteams mit Porsche, Ferrari und Aston Martin kristallisieren sich heraus
(Motorsport-Total.com) - In genau einer Woche fällt in Le Mans bereits die endgültige Entscheidung über die Startaufstellung für das große 24-Stunden-Rennen. In den insgesamt drei Qualifyingsessions werden die Teams zwar Abstimmungsarbeiten vornehmen, aber zwischendurch bei guten Bedingungen auch mal eine schnelle Runde markieren. Es ist die große Zeit der jeweils besten Fahrer in den Autos - vor allem in der GTE-Am-Klasse machen diese den großen Unterschied.

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Patrick Dempsey und Joe Foster haben Porsche-Werksfahrer Patrick Long dabei Zoom
Bei den GT-Amateuren starten insgesamt 19 Fahrzeuge der Marken Porsche, Aston Martin und Ferrari. Den Löwenanteil des GTE-Am-Feldes rüsten die Italiener aus. Elf Ferrari 458 Italia werden in der kommenden Woche in der kleinen Klasse fahren. Aus dem großen Starterfeld ragen bei Vertretern jeder Marke bereits jetzt einige Favoriten heraus, die sich im Kampf um den Klassensieg große Hoffnungen machen dürfen. Die Autos sind allesamt ausgereift und bewährt. Das perfekte Gemisch aus guten Profis und erfahrenen Amateuren ist der Schlüssel zum Erfolg.
Aus dem Lager der Ferrari-Fraktion ragen drei Teams heraus, zwei weitere dürften Außenseiterchancen haben. Luis Perez Companc hat in seinem AF-Corse-Auto in Marco Cioci und Mirko Venturi zwei sehr solide Piloten an seiner Seite. Der Argentinier, der in der vergangenen Saison noch gemeinsam mit Pierre Kaffer in der LMP2-Klasse der WEC unterwegs war, hat sich selbst bestens auf den 458 eingeschossen. Beim Testtag belegten die Spa-Sieger Klassenrang drei, waren auf den Geraden (296 km/h) am schnellsten und realisierten sehr konstante Longruns.
Ferrari ist in der Überzahl
Wer die ärgsten Konkurrenten auf ebenfalls italienischem Material sein werden, ließ sich beim Vortest am Ende aus der Zeitenliste ablesen: 8Star und SMP. Das russische Team hat in Andrea Bertolini einen Piloten im Cockpit, der den 458 kennt wie kaum ein anderer. Überraschend stark präsentierten sich Viktor Shaitar und Alexei Basov bei ihren Fahrten über mehrere Runden. Beide Russen agierten sehr sicher und konstant - schnell waren sie zudem.

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Beim Test richtig stark unterwegs: Der Ferrari von Perez Companc/Cioci/Venturi Zoom
Bei 8Star hat sich Teamboss Vicente "Enzo" Potolicchio kurzfristig aus dem Fahrbetrieb abgemeldet. Für den Venzolaner rückte Franck Montecalvo nach, der beim Test auf Anhieb gut zurechtkam. Paolo Ruberti und Gianluca Roda haben sich nach einigen Jahren im Porsche von Proton schnell auf den Ferrari einstellen können. Die beiden Italiener und der Amerikaner ergänzen sich am Steuer des 8Star-Autos offenbar sehr gut. Technisch wird das Fahrzeug von der erfahrenen AF-Corse-Truppe betreut.
Außenseiterchancen aus dem Ferrari-Lager könnten das japanische Taisan-Team und der AF-Corse-458 von Wyatt/Rugolo/Bird haben. Der in den USA lebende Australier Stephen Wyatt kann das Tempo seiner Teamkollegen zwar längst nicht mitgehen, aber er agiert zumindest solide. Michele Rugolo hat ausreichend Erfahrung, Sam Bird ist der Trumpf im Spiel. Der Brite ist der Tempobolzen in der GTE-Am-Klasse. Kaum jemand dürfte schneller sein.
Der einzige Ferrari-Pilot, der Bird womöglich das Wasser reichen könnte, ist James Rossiter. Der Brite agiert im Taisan-Ferrari an der Seite von Martin Rich und Pierre Ehret. Rich ist wohl der Schwachpunkt im Team, denn er kann das Tempo seiner Kollegen eher nicht mitgehen. Pierre Ehret ist im Ferrai 458 Italia fast zu Hause. Der Deutsche wird sicherlich keine Rundenrekorde realisieren können, aber sicherlich ist ein stabil solides Tempo möglich. Fazit: Wenn Rich wenig fährt, ist einiges möglich.
Dempsey gut aufgestellt, Aston Martin Favorit
Die weiteren Ferraris von AF Corse sowie von Ram, Krohn und JMW dürften für einen Klassensieg in Le Mans zu schlecht besetzt sein. Das gleiche gilt voraussichtlich für die beiden IMSA-Porsche sowie die 911er von Prospeed und Sofrev, wo der französische Ex-Nationaltorwart Fabien Barthez nicht ganz bei der Musik ist. Der Proton-Porsche von Christian Ried ist eine kleine Wundertüte. Klaus Bachler ist klar der schnellste Mann an Bord, der Teamchef solide und erfahren. Die Frage wird sein, ob Khaled Al-Qubaisi dem Druck im Rennen standhalten kann.

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Wird ein Potenzial erst in der Rennwoche offenbaren: Der Aston Martin Vantage V8 Zoom
Mit besseren Aussichten dürfte Patrick Dempsey in sein neuestes Le-Mans-Abenteuer starten. Der amerikanische Schauspieler, dessen 911 RSR von Proton eingesetzt wird, hat beim Test in Le Mans ein recht gutes Tempo gezeigt. Sein Kollege Joe Foster hat auf der 13,6 Kilometer langen Strecke ebenfalls einen guten Rhythmus angeschlagen. Unterstützt werden die beiden von Porsche-Werksfahrer Patrick Long, an dessen Speed im 911er es kaum Zweifel gibt.
Bleiben also noch die beiden Aston Martin, die ihre Konkurrenzfähigkeit beim Doppelerfolg im WEC-Rennen von Silverstone bereits bewiesen haben. Der Vantage V8, der unter am Banner von Young-Driver-AMR rennt, ist auch in der Amateurklasse ein Werksauto. Entsprechend wurde beim offiziellen Vortest in typisch britischer Manier etwas Tempo zurückgehalten. Lamy/Dalla Lana/Nygaard werden im Rennen etwas geringere Chancen eingeräumt als Heinemeier-Hansson/Poulsen/Thiim, die als homogeneres Trio gelten.

