• 28.06.2010 14:19

  • von Marco Holzer

Holzer-Kolumne: Der wahr gewordene Traum

Porsche-Junior Marco Holzer schildert seine Eindrücke aus Le Mans: Von den Menschenmassen, dem Mythos, den Tücken und dem Podiumserfolg beim Debüt

(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',
nun sind schon mehr als zwei Wochen vergangen, aber das Gefühl, dass ich bei meinem ersten Auftritt in Le Mans gleich auf das Podium der GT2-Klasse fahren konnte, ist immer noch überragend. An den ersten beiden Tagen habe ich dauernd meinen Pokal angeschaut, weil ich es am Anfang gar nicht glauben konnte. Denn Timo Scheider, Richard Westbrook und ich waren ja alle drei Rookies, und dass ich bei ersten Mal - auch noch als jüngster Pilot im Feld - als Klassendritter auf dem Podium stehen konnte, das war natürlich unglaublich.

Titel-Bild zur News: Marco Holzer, Richard Westbrook, Timo Scheider

Marco Holzer und seine Kollegen Richard Westbrook und Timo Scheider in Le Mans

Im Qualifying haben wir Startplatz acht in der GT2-Klasse geholt und uns dann im Rennen einfach aus allem rausgehalten. Wir haben natürlich versucht, den Speed der Spitze mitzugehen und nach vorn nicht zu viel zu verlieren. Das ist uns gut gelungen. Als ich das erste Mal in der Nacht gefahren bin, musste ich mich erst daran gewöhnen, dass es ziemlich dunkel war. Auf den langen Geraden gab es zu den Anbremszonen hin fast gar kein Licht, da war recht schwierig zu fahren.#w1#

Wir hatten dann auch noch kleinere Probleme mit drei Reifenschäden und zum Ende hin ein Problem mit dem Motor. Wir mussten das Rennen auf fünf Zylindern zu Ende fahren. Ich fand es klasse, dass unser Porsche 911 GTR RSR den Speed auch mit nur fünf Zylindern mitgehen konnte - es hat immer noch für das Podium gereicht.

Marco Holzer, Richard Westbrook, Timo Scheider

Der Porsche von BMS Scuderia hielt und wurde Dritter in der GT2-Klasse Zoom

Richard fuhr den letzten Stint, während Timo und ich in der Box alles beobachtet haben. Als Richard ins Ziel kam, sind wir uns in den Armen gelegen und haben mit dem ganzen Team gefeiert. Für das Team BMS Scuderia war es das erste Rennen in diesem Jahr, was die Sache auch nicht vereinfacht hat. Aber sie haben einen fantastischen Job gemacht. Für die Mechaniker war es genauso anstrengend, die ganze Nacht aufzubleiben und jedes Mal beim Boxenstopp alles zu geben. Vielen Dank an BMS!

In Le Mans auf dem Podium zu stehen, ist etwas Einzigartiges. Als die Siegerehrung der LMP1 war, standen wir noch unten. Da wurden alle Tore geöffnet und die Menschen strömten nur so in die Boxengasse. Dann waren wir dran: Auf dem Weg zum Podium muss man durch einen kleinen Gang, da habe ich nach rechts geschaut und nur noch Menschen gesehen, das war unglaublich. So etwas habe ich noch nie erlebt.

Marco Holzer, Richard Westbrook, Timo Scheider

Großer Moment: In Le Mans auf dem Podium zu stehen, ist etwas Besonderes Zoom

Natürlich ist das Rennen selbst das Wichtigste in Le Mans, aber die Rennwoche beginnt ja schon am Wochenende davor - und das ist einfach ein einziges Fest. Schon bei der Technischen Abnahme am Montag waren so viele Leute. Etwas Besonderes für mich war auch, als das offizielle Le-Mans-Foto von uns Fahrern mit dem Auto gemacht wurde. Unglaublich war auch, wie viele Zuschauer schon bei den Trainingssitzungen am Mittwoch und Donnerstag da waren. Ich habe unter der Woche noch nie so viele Menschen an der Rennstrecke gesehen.

Was alles getoppt hat, war die Fahrerparade am Freitag durch die Stadt. Das war einfach unglaublich, was da los war. In dieser Woche wurde mir immer mehr bewusst, warum Le Mans so ein Mythos ist. Es ist sensationell, wie die Fans das alles mitleben.

Marco Holzer

Dicht dran an den Fans: Le Mans feiert eine Woche lang ein großes Fest Zoom

Mein Traum ist nun auf alle Fälle, im nächsten Jahr wieder in Le Mans zu fahren. Ich muss einen Riesendank an Porsche sagen, dass ich das jetzt schon machen durfte. Damit ist für mich ein Traum wahr geworden. Und auch einen Riesendank an das Team und an meine beiden Kollegen. Wir haben die ganze Woche über super zusammengearbeitet. Es ist natürlich auch schön, wenn man mit Freunden zusammen fährt. Wir waren auch nicht in einem Hotel, sondern haben in einem Haus zusammengewohnt. Abends waren wir zusammen beim Essen und es hat auch abseits der Strecke wirklich viel Spaß gemacht. Und wenn man sich dann auch noch so gut versteht, macht es natürlich doppelt so viel Spaß.

Nur wenige Tage nach Le Mans ging es für mich schon wieder an die Rennstrecke, denn im spanischen Jarama stand die nächste Runde in der FIA-GT3-Europameisterschaft an, wo ich mit Paul van Splunteren für ProSpeed Competition fahre. Ich konnte den Schwung gleich mitnehmen und am Samstag die Pole-Position für das zweite Rennen holen. Das erste Rennen war für uns leider vorzeitig beendet, weil Paul eine Kollision hatte. Danach war das Auto nicht mehr fahrbar. Im zweiten Rennen fuhren wir dann als Zweite auf das Podium.

Weiter geht es für mich am nächsten Wochenende mit den nächsten Läufen zur FIA-GT3-EM in Paul Ricard, Mitte Juli starten Richard und ich dann wieder zusammen in der Le-Mans-Series in Portimão.

Bis zum nächsten Mal,

Ihr

Marco Holzer