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Was Highcroft in Le Mans gelernt hat
Highcroft-Boss Duncan Dayton über die Erfahrungen beim Debüt in Le Mans und die Aussichten für die kommenden ALMS-Rennen
(Motorsport-Total.com) - Highcroft hat sich beim ersten Auftritt der Teamgeschichte in Le Mans prächtig präsentiert. Die Amerikaner waren mit ihrem in Amerika erfolgreichen Acura schnell auf Tempo und konnten der erfahrenen Strakka-Mannschaft mit dem baugleichen LMP2-Wagen einige Zeit Paroli bieten. Doch man hatte auch viel Pech und lernte Le Mans von der dunklen Seite kennen. Marino Franchitti, David Brabham und Marco Werner erlitten gleich drei Reifendefekte. Teamchef Duncan Dayton ist dennoch nach der Rückkehr auf Frankreich begeistert.

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Stolzer Auftritt in Frankreich: Highcroft feierte das Debüt in Le Mans
Frage: "Duncan, welche wichtigen Erfahrungen haben sie in Le Mans sammeln können?"
Duncan Dayton: "Der wichtigste Eindruck ist der, dass wir nun ein Bild von der Größe und der Wichtigkeit der 24 Stunden von Le Mans haben. Unsere Jungs hatten sich intensiv darauf vorbereitet, aber die meisten waren zuvor noch nie dort gewesen. Viele meiner Leute hatten die USA noch nie verlassen, einer hatte sogar noch nie in einem Flugzeug gesessen."#w1#
"Dass wir das Team nach Le Mans gebracht haben und dort unsere Eindrücke sammeln konnten, macht uns für die Zukunft sicherlich noch stärker. Beim nächsten Mal kommen wir nicht mehr in eine fremde Umgebung. Das wird uns wirklich von Nutzen sein."
Frage: "Es reichte beim Debüt nicht gleich zum Sieg. Kann das dem Team sogar zum Vorteil gereichen?"
Dayton: "Mit unserer Leistung war ich angesichts der zahlreichen Zwischenfälle sehr zufrieden. Viele Leute hatten uns als Favorit auf der Rechnung. Das war nicht gerechtfertigt, weil wir noch nie in Le Mans waren. Wir sind noch nie außerhalb der USA gestartet und hatten noch nie unsere Aerodynamik für wenig Abtrieb getestet."
"Wir hatten ohnehin etwas Rückstand, weil durch die Aschewolke über Europa einige Teile erst verspätet bei uns ankamen. Das Aerodynamikpaket war uns fremd. Wir haben sogar während des Rennens bei jedem Boxenstopp weiteres Feintuning vorgenommen, bis zum Sonnenaufgang am Sonntag. Wir haben erst dabei lernen können, wie wir damit umgehen müssen."

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Marco Werner, Marino Franchtitti und David Brabham hatten viel Pech Zoom
"Durch einen Defekt haben wir eine Stunde Zeit im Nachttraining am Mittwoch verloren. Uns blieb dann nur noch weniger als eine Stunde übrig, um die Abstimmung zu finden. Wenn man gegen so professionelle Mannschaften wie Strakka, RML oder die anderen LMP2-Topteams antritt, dann wird schnell deutlich, dass man mehr tun muss, um dort ernsthafter Siegkandidat zu sein."
"Auf die Probleme, die wir mit unserer Kühlung und mit den drei Reifenschäden hatten, hatten wir keinerlei Einfluss. Unser Team hat wirklich fehlerlos agiert. Es gab keinerlei Strafen bei den Boxenstopps. Auch sonst gab es keine Faktoren, die einen möglichen Sieg verhindert hätten."
Frage: "Werden in Le Mans die Neulinge auf eine harte Probe gestellt?"
Dayton: "Dinge wie die drei Plattfüße waren nicht in unserer Hand. Aber dass Marino seinen Reifenschaden ausgerechnet in der ersten Kurve haben musste, ist schon hart. Er musste dann fast die gesamten gut 13 Kilometer zur Box zurück schleichen."
"Uns fehlte eine Onboard-Kamera, um beurteilen zu können, ob er nicht vielleicht etwas schneller hätte fahren können, ohne das Chassis zu beschädigen. Das ist uns aufgefallen: Es gab wenige Kameras, die uns einen Blick ermöglichten. Daher werden wir im kommenden Jahr eine Kamera am Auto haben, um es besser einschätzen zu können."
Frage: "Sind ihre Jungs nun vom echten Le-Mans-Fieber gepackt?"
Dayton: "Natürlich waren sie begeistert. Alle sind nach dem Rennen zu mir gekommen und haben sich bedankt, dass sie Le Mans erleben durften. Wir wollen nun wieder dorthin und das Ding gewinnen. Mit einem enttäuschenden Resultat aus Le Mans zurückgekehrt zu sein macht uns noch hungriger. Es hilft uns auch dabei, uns jetzt voll auf das nächste Ziel zu fokussieren: Wir wollen die Meisterschaft in der American Le-Mans-Series erneut gewinnen."
Frage: "Wie schwierig ist es nun, sich auf die nächste ALMS-Runde in Salt Lake City vorzubereiten?"
Dayton: "Salt Lake City liegt unserem Auto nicht, wenn die ALMS die Einstufungen der ehemaligen LMP1 und LMP2 nicht anpasst. Wir werden beim Topspeed definitiv einen Nachteil haben gegen die Turboautos von Mazda oder Jon Field."
¿pbvin|64|2847||0|1pb¿"In Laguna Seca waren wir fast 30 km/h langsamer auf einer verhältnismäßig kurzen Geraden. Man kann sich dann ausmalen, wie uns die Turbos in der dünnen Luft von Salt Lake abhängen werden. Wir haben einen signifikanten Nachteil. Aber in der Endabrechnung zählt jeder Punkt. Wir werden die Gesamtwertung im Auge behalten."
Frage: "Wie schwierig ist es für die ALMS, bezüglich der verschiedenen Prototypen die passenden Einstufungen zu finden?"
Dayton: "Die ALMS hat sich die durchschnittlichen Rundenzeiten aller Teilnehmer angeschaut und auf dieser Grundlage eine Einstufung vorgenommen. Natürlich ist das ein Faktor, aber es zählt eben auch der Topspeed. Wenn du auf der Geraden schneller bist, kannst du dich gut behaupten und andere Fahrzeuge in den engen Kurven blockieren."
"In Laguna Seca hatten wir ein absolut fehlerfreies Rennen und die kürzesten Standzeiten an der Box. Die Jungs von Dyson hatten neun Boxenstopps, inklusive Stop-and-Go-Strafe, aber waren trotzdem in der gleichen Runde wie wir. 20 Minuten vor dem Ende haben die uns richtig unter Druck gesetzt. Die Geschwindigkeit auf der Geraden ist ein wichtiger Faktor. Mit neun Stopps hätten sie einige Runden zurück sein müssen. Das zeigt doch, wie wichtig Topspeed sein kann."
Frage: "Werden sie das Aerodynamikpaket von Le Mans auch in der ALMS einsetzen?"
Dayton: "Ein Paket für weniger Abtrieb würde auf Strecken wie Road Amerika, Mosport, Salt Lake oder beim Petit Le Mans schon Sinn machen. Aber man darf aufgrund der Regeln nicht einfach immer zwischen zwei Aerodynamikpaketen hin und her wechseln. In Lime Rock ist viel Abtrieb gefragt. Vor dem Rennen dort würden wir das Le-Mans-Paket also ohnehin nicht nehmen."
"In Mid Ohio brauchst du einen mittleren Abtriebslevel. Da überlegen wir derzeit noch, welches die beste Lösung ist. Wir schauen uns die Strecken noch einmal genau an und analysieren, wo uns das Le-Mans-Paket Vorteile bringen könnte. Wenn man später nicht wieder zurückwechseln darf, dann muss man sich das gut überlegen. Ich bin nicht sicher, ob unser aktuelles Le-Mans-Paket optimal ist. Aber wir haben nun einige Daten und unsere Techniker schauen es sich noch einmal an."

