Exklusiv: Klien ist bei Peugeot raus!
Peugeot-Sportchef Olivier Quesnel über den Fahrerkader 2011 und die Pläne mit dem 90X: "Alles kommt Ende 2010 ans Licht" - Oreca bekommt keine Altwagen
(Motorsport-Total.com) - Mit Spannung wird die weitere Entwicklung von Peugeot erwartet. Der zwar pfeilschnelle, aber im Juni äußerst unzuverlässige 908 HDi FAP wandert ins Museum. Die Franzosen bauen für das kommende Jahr einen neuen Prototypen, um Audi den Le-Mans-Titel wieder anzuknöpfen. Bislang läuft das Projekt unter dem Titel "90X". Die Arbeiten am neuen Wagen sind bereits viele Wochen vor Verkündung des neuen Reglements gestartet.

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KERS in Fahrt: Die Löwen stellten schon 2008 den Peugeot 908 HY vor
Angeblich hat Peugeot sogar bereits erste Tests mit dem 90X absolviert, aber dies will offiziell niemand bestätigen. "Ende 2010 kommt alles ans Licht, wenn wir den 90X in der Öffentlichkeit vorstellen", sagt Peugeot-Sportchef Olivier Quesnel gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Bauform, Antrieb, Hybridtechnik - all dies unterliegt bisher strengster Geheimhaltung. Es gibt allerdings Gerüchte, Peugeot werde ein Coupé samt Benziner und KERS-Batterien bauen.#w1#
Hat Peugeot einen Vorsprung beim KERS?
"Wir haben bereits im September 2008 eine Hybridversion des 908 in Silverstone gezeigt", gibt Quesnel wenigstens einen kleinen Hinweis darauf, dass sich die Franzosen seit langer Zeit mit dem Hybridsystem beschäftigen. Beim 908 HY handelte es sich um einen Prototypen mit KERS-Elekromotoren, die ihren Strom aus insgesamt 600 Lithium-Ionen-Zellen beziehen. Auf Schwungrand-Technik setzt man also offenbar nicht.
Mit dem Hybrid-Testträger absolvierte Peugeot angeblich viele Probefahrten, sodass man sich möglicherweise vor allem im Bereich KERS einen kleinen Vorsprung für 2011 erhofft. "Genaue Details werde ich aber nicht preisgeben. Das kommt alles heraus, wenn wir den Wagen vorstellen", hält Quesnel konsequent dicht.

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Olivier Quesnel und Hugues de Chaunac: Bekommt der Oreca-Boss Neuwagen? Zoom
"Mit den neuen ACO-Regeln sind wir zufrieden", meint der Franzose. "Wir hoffen allerdings, dass es jetzt endlich einmal wirkliche Stabilität im Regelwerk geben wird." Dies wird von einer komplizierten Einstufung abhängen, denn der ACO muss im kommenden Jahr in der LMP1 unzählige unterschiedliche Konzepte unter einen Hut bekommen - keine leichte Aufgabe.
Derzeit diskutieren Teams, ACO und FIA noch über die sogannten "Haifischflossen" wie man sie aus der Formel 1 kennt. Diese Finnen zwischen Lufthutze und Heckflügel sollen in Le Mans mehr Sicherheit gewährleisten. Im Falle eines Drehers sollen die Prototypen durch die große Fläche in ihrer seitlichen Bewegung eingebremst werden.
Klien raus, alle anderen drin
"Diese aerodynamische Lösung wird von der FIA gefordert, um ein Abheben zu verhindern, oder es zumindest zu verzögern. Also werden wir es auch bauen", stellt Quesnel klar. Somit verrät der Franzose, dass eine solche Entscheidung also doch schon abschließend getroffen ist. In einem britischen Aerodynamiklabor waren entsprechende Versuche sehr erfolgreich verlaufen.
Was passiert mit dem bisherigen 908? Augenscheinlich will Peugeot den "Altwagen" nun doch nicht mehr auf der Strecke sehen. Per Reglement wäre ein Einsatz 2011 mit entsprechenden Anpassungen noch möglich. Gerüchten zufolge sollte Oreca zwei der 908 für das kommende Jahr bekommen. "Ich kann noch nicht detailliert über unser nächstjähriges Kundenprogramm mit Oreca sprechen", so der Peugeot-Boss. "Aber sie werden ganz bestimmt keine 908 fahren."
Während der Peugeot-Prototyp offenbar ganz anders aussehen wird als sein Vorgänger, ändert sich im Cockpit nicht viel. Vor wenigen Wochen kündigte Peugeot beiläufig an, dass man die Verträge mit allen Einsatzfahrern verlängern wolle. "Alle Piloten haben sich über unsere Aussage gefreut, dass wir sie gerne weiter an uns binden wollen", sagt Quesnel. "Nun sprechen wir über neue Verträge."
"Ich hoffe sehr, dass wir alle weiterhin bei uns haben werden", erklärt Quesnel. Allerdings gibt es eine Ausnahme: "Christian Klien wird nicht länger unser Ersatzpilot sein." Der Österreicher hatte sich vor dem Saisonstart intensiv um eine Rückkehr in die Formel 1 bemüht. Weil er offenbar nicht mehr zu 100 Prozent hinter seinem Sportwagen-Engagement stand, wurde er von Peugeot ins zweite Glied versetzt. Nun ist Klien Testpilot bei HRT, der Job als Werksfahrer bei den Löwen damit wohl endgültig vorbei.

