Zwischengas: HRT-Protest nur vertagt?

In Barcelona hat Colin Kolles den angekündigten Zwischengas-Protest nicht in die Tat umgesetzt, für Monte Carlo droht er aber erneut

(Motorsport-Total.com) - Obwohl die Technische Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz des FIA-Delegierten Charlie Whiting erst am 16. Juni endgültig darüber entscheiden wird, ob die neuen Zwischengas-Mappings zur gleichmäßigen Anströmung der abgasangeströmten Unterböden legal sind oder nicht, hätte dieses Thema beinahe schon heute für einen Eklat gesorgt.

Titel-Bild zur News: Colin Kolles

Colin Kolles droht der Formel 1 in Monaco neuerlich mit einem Protest

Denn HRT-Teamchef Colin Kolles (HRT ist neben Sauber, Force India und Marussia-Virgin der einzige Rennstall, der heute noch ein konventionelles Auspuffsystem verwendet hat) hat vor dem Rennen in Barcelona angekündigt, dass er gegen die Mehrheit des Feldes Protest einlegen wird. Nachdem Narain Karthikeyan Letzter wurde und Vitantonio Liuzzi die Zielflagge nicht sah, überlegte es sich der Deutsche aber anscheinend anders.

Der "einzige Grund" dafür sei, "dass wir heute in keine sportlichen Entscheidungen involviert waren", begründet Kolles gegenüber 'Autosport'. Aber: "Es ist ganz klar, dass die anderen Autos illegal sind. Wir stimmen mit Charlie Whitings Meinung absolut überein und sind nebenbei bemerkt nicht die Einzigen, die das so sehen. Ich denke, wenn das nicht unterbunden wird, haben wir keine andere Wahl, als in Monaco zu protestieren."

"Wir haben dem Präsidenten der FIA einen Brief geschrieben, damit die Auspüffe sofort verboten werden, denn sie verstoßen gegen das Reglement", wird der HRT-Teamchef von 'Reuters' zitiert. "Der Brief ist bereits unterschrieben und verschickt. Ich erwarte vor dem nächsten Rennen eine Antwort." Heute hatte ihm die FIA laut 'auto motor und sport' noch nahegelegt, nicht zu protestieren, weil man die Angelegenheit schon vor der technischen Abnahme am Donnerstag regeln hätte sollen.


Fotos: HRT, Großer Preis von Spanien


Böse Zungen behaupten, dass HRT aus zwei Gründen darauf verzichtet hat, Protest gegen 16 Autos einzulegen: Erstens schnitten Karthikeyan und Liuzzi schlechter ab als Marussia-Virgin, sodass man von WM-Punkten nicht profitiert hätte, weil diese auch an den Gegner gegangen wären, und zweitens soll Kolles sauer sein, weil sein Team angeblich vorhatte, selbst ein Zwischengas-Auspuffsystem nach Barcelona zu bringen, dieses nach der FIA-Direktive am Dienstag aber in der Fabrik gelassen hat.

"Der Punkt ist", dementiert Kolles solche Darstellungen mit Argumenten, "dass ganz klar niedergeschrieben steht, dass diese Systeme nicht dem Reglement entsprechen. Wir haben uns das genau angesehen. Man beeinflusst mit dem Fuß, den Ventilen und den Kolben innerhalb des Motors die Aerodynamik. Diese Teile bewegen sich, aber es ist nicht erlaubt, dass bewegliche Teile die Aerodynamik beeinflussen. Diese Teile müssen alle starr sein."