Williams und die Vorliebe für ausgefallene Heckpartien

Patrick Head erinnert sich an einen vielversprechenden Geniestreich von Konstrukteur Frank Dernie: Den Williams FW08B mit sechs Rädern

(Motorsport-Total.com) - Das extrem kompakte Heck des neuen Williams-Cosworth FW33 sorgte während der Formel-1-Wintertests für staunende Blicke. Unter der weit nach unten gezogenen Verkleidung verbirgt sich das kleinste aller aktuellen Formel-1-Getriebe, das die vielbeachtete Konstruktion überhaupt erst möglich gemacht hat. Dabei ist der diesjährige Bolide nicht der erste aus dem Hause Williams, der mit einem außergewöhnlichen Heck für Schlagzeilen sorgt.

Titel-Bild zur News: Patrick Head (Teammitbesitzer)

Patrick Head erlebte in seiner langen Karriere die eine oder andere Vision

Im Jahr 1983 war es eine in dieser Form nie zuvor gesehene Doppelachskonstruktion am Heck des Williams FW08B, die für Aufsehen sorgte. Einen Grand-Prix-Boliden mit sechs Rädern brachte das Tyrrell-Team bereits in den 70er Jahren auf die Strecke. Die Williams-Variante unterschied sich jedoch grundlegend von der Lösung des Tyrrell P34, bei dem vier statt der gewohnten zwei Räder an der Fahrzeugfront ihren Dienst verrichteten.

Der Williams-Cosworth FW08B kam stattdessen mit vier Hinterrädern daher. "Wir mussten uns etwas einfallen lassen, um die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs nach oben zu treiben", erinnert sich Williams-Urgestein Patrick Head. "Zur damaligen Zeit generierten die wuchtigen Hinterreifen einen enormen Luftwiderstand." Die vier kleineren Hinterräder sollten die Aerodynamik des Autos nachhaltig verbessern, um den Leistungsnachteil des Cosworth DFV wettmachen zu können.

Aerodynamische Vorteile durch kleinere Hinterräder

Die ersten Tests erfolgten mit einer modifizierten Variante des FW07, an dessen Chassis vier Goodyear-Vorderreifen am Heck angebracht wurden. Das Nachfolgemodell FW08 folgte wenig später und war anders als der 07er bereits von vornherein für die ungewöhnliche Lösung konzipiert. Neben dem aerodynamischen Effekt versprach die Sechsradvariante auf dem Papier auch in puncto Traktion Vorteile.

Ein immenser Nachteil kam jedoch alsbald zum Vorschein: "Das Auto war verdammt schwer. Das Gewicht auf eine vertretbare Größenordnung zu verringern, war eine riesige Herausforderung", erinnert sich Head. Erstaunlicherweise gab es zwischen den beiden angetriebenen Hinterachsen kein Differential.

Doch selbst wenn die Techniker die Gewichtsprobleme noch hätten lösen können, wäre es nie zum Renndebüt gekommen, wie Head weiß: "Die FOCA (die Vereinigung der Formel-1-Konstrukteure; Anm. d. Red.) bekam von der Idee Wind und eines der Mitglieder war der Ansicht, dass ein Fahrzeug mit sechs Rädern die Kosten in die Höhe treiben würde."

Zudem sahen Kritiker der Lösung ein Chaos bei den Boxenstopps kommen, weshalb kurz darauf das Formel-1-Reglement dahingehend geändert wurde, dass seither nur noch Autos mit vier Rädern für die Weltmeisterschaft zugelassen sind...