Vom Heimsieg will "Schumi II" nichts mehr wissen

An einen Sieg in Hockenheim glaubt bei Toyota niemand, Lokalmatador Ralf Schumacher möchte aber möglichst viele Punkte sammeln

(Motorsport-Total.com) - "Je heißer es ist, desto besser wird es für uns. Hockenheim könnte die Strecke sein, auf der wir das erste Mal gewinnen", soll Ralf Schumacher vor einigen Wochen dem 'Express' gesagt haben. Nun rudert er im selben Boulevardblatt wieder zurück: "Damals habe ich den Mund vielleicht etwas voll genommen. Siegfähig werden wir in Hockenheim wohl noch nicht sein", wird der 30-Jährige zitiert.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher konnte seinem Teamkollegen Trulli zuletzt Paroli bieten

Realistisch sei, "gegen Ende des Jahres" um Siege mitkämpfen zu können, womit er wohl vor allem auf das Toyota-Heimrennen in Suzuka anspielt, bei dem sein Teamkollege Jarno Trulli schon 2004 für Furore gesorgt hatte. Das langfristige Ziel Schumachers bleibt aber davon unabhängig bestehen: "Mein Plan, in den nächsten drei Jahren Weltmeister werden zu können, hat sich nicht geändert. Da sind wir im Plansoll", findet der im österreichischen Hallwang bei Salzburg lebende Deutsche.#w1#

Punkte sind das erklärte Ziel von Schumacher

Zunächst einmal steht aber sein Auftritt vor eigenem Publikum in Hockenheim auf dem Programm, wenngleich eigenes Publikum wohl etwas übertrieben formuliert ist - die "Rotkäppchen" auf den Tribünen im Motodrom jubeln in der Regel eher dem großen Bruder des Toyota-Piloten zu. Dennoch freut er sich auf kommendes Wochenende: "Hockenheim ist mein Heimrennen, daher möchte ich nach den Punkten in den letzten beiden Rennen auch dort ein gutes Resultat einfahren", sagte er.

"Das modifizierte Streckenlayout, das sie vor drei Jahren eingeführt haben, mag ich", fuhr der gebürtige Kerpener fort. "Dass wir die langen Geraden verloren haben, ist kein Problem, denn der Kurs ist jetzt für Fans, die mehr von der Action mitbekommen, und Fahrer interessanter als früher. Es gibt vor der Haarnadel eine gute Überholmöglichkeit und die Kurven im Infield machen am Ausgang nicht zu, sondern bleiben offen. Dadurch kann man einen guten Rhythmus beibehalten."

Die Vorbereitung auf Hockenheim, wo die Reifen als eines der wichtigsten Kriterien gelten, spulte Schumacher im spanischen Jerez ab. Der Test ist seinen Angaben nach positiv verlaufen: "Reifen sind kritisch in Hockenheim, aber wir haben drei Tage in Jerez getestet, um die heißen Bedingungen, die wir erwarten, zu simulieren. Es war ein guter Test, daher machen wir uns Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden beim Grand Prix von Deutschland", so der Toyota-Pilot.

"Unmöglich, die beiden Strecken miteinander zu vergleichen"

Teamkollege Trulli findet, dass das neue Layout "vom Charakter her" ganz anders ist als früher, als noch die langen Geraden durch den Wald führten: "Beim alten Layout ging es nur um flach eingestellte Flügel und High-Speed, während es jetzt ein Medium-Downforce-Kurs ist", analysierte er. "Es ist unmöglich, die beiden Strecken miteinander zu vergleichen, denn sie liegen meilenweit auseinander. Doch seit der Deutschen Formel 3 habe ich Spaß daran, in Hockenheim zu fahren, und das hat sich mit dem Umbau nicht verändert."

"Es ist eine sehr technische Strecke", fuhr der Italiener fort. "Es gibt viele langsame Kurven, aber man muss am Setup tüfteln, um auch in den schnelleren Passagen nichts zu verlieren. Vor der Haarnadel gibt es auch die einzige Überholmöglichkeit, daher muss man einen guten Topspeed haben, um nicht im Rennen nach hinten durchgereicht zu werden. Ich persönlich möchte alles tun, um ein gutes Resultat zu erzielen, nachdem ich in Silverstone die Punkte knapp verpasst habe."

Mit einem Sieg rechnet bei Toyota niemand

Renningenieur Dieter Gass ging auf die Ziele seiner Truppe nur so schwammig ein wie seine Fahrer, was bedeuten soll: "Hoffentlich können wir in die Punkte fahren, es ist schließlich eines unserer Heimrennen." Doch so wenig aussagekräftig dieses Statement auch sein mag, so scheint es doch eines zu verdeutlichen: Toyota geht nicht davon aus, in Hockenheim ganz vorne mitmischen zu können - zu groß der Abstand zu den Spitzenteams McLaren-Mercedes und Renault.

"Der veränderte Hockenheimring, der so seit 2002 besteht, ist ein Medium-Downforce-Kurs, bietet aber nicht allzu viele einzigartige Herausforderungen und ist anderen Strecken im Kalender sehr ähnlich", erklärte Gass. "Es gibt einige Überholmöglichkeiten, vor allem vor der Haarnadel, aber es fehlt der Charakter der alten High-Speed-Bahn, bei der die Autos reihenweise gebrochen sind."

"Hockenheim ist anfällig für die Reifentemperaturen im Heck, also müssen wir ein Überhitzen vermeiden, denn das würde zu einem Übersteuern führen", so der Deutsche weiter. "Das Problem wird verschärft durch hohe Asphalttemperaturen, mit denen wir kommendes Wochenende rechnen müssen. Um ein Überhitzen zu vermeiden, kann man den Reifendruck herabsetzen, aber natürlich nur innerhalb der vorgegebenen Sicherheitsempfehlungen."