• 10.10.2013 16:46

  • von Dominik Sharaf

Vettels Erfolgsgeheimnis: Ein Schwall heiße Luft?

Was macht Red Bull so schnell? Weil eine Traktionskontrolle und ein Motoren-Mapping offenbar nicht in Betracht kommen, bleibt nur die Aerodynamik

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Sebastian Vettel der Konkurrenz in Singapur mit Siebenmeilenstiefeln enteilte, trat Ex-Teamchef Giancarlo Minardi mit einer vermeintlichen Beobachtung eine Lawine los: Betrügt Red Bull mit einer Traktionskontrolle? Alles Quatsch, meinen sogar Kontrahenten, während das Team über die ganze Angelegenheit nur lacht. Dafür gibt es gute Gründe. Schließlich sieht es vielmehr danach aus, als hätten die Österreicher mit einem maßgeschneiderten Neubau den Stein der Weisen entdeckt.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Red Bull und Lotus haben etwas gefunden, um der Konkurrenz zu enteilen Zoom

Nachdem Pirelli im Sommer seine Einheitsreifen durch eine Vorjahreskonstruktion mit aktueller Mischung ablöste, hat Red Bull offenbar nicht wie die Konkurrenz nur an Stellschrauben gedreht. Flügel und Unterboden wurden ab dem Rennen in Spa-Francorchamps voll und ganz den neuen Pneus angepasst - die Siegesserie begann. Noch wichtiger: Stardesigner Adrien Newey und Co. entdeckten die Auspuffgase als Mittel für mehr Abtrieb neu und tüftelten an der Aerodynamik, um das Auto an der Hinterachse auf den Boden zu pressen.

Eine Traktionskontrolle, die das Regelwerk seit geraumer Zeit verbietet, wäre für Ricardo Penteado ohnehin hanebüchen: "Alles wird von der FIA kontrolliert. Die Einheitselektronik wird von ihr selbst zur Verfügung gestellt, um sicherzustellen, dass alle Programme im Einklang mit dem Reglement stehen", schüttelt der Renault-Ingenieur im Gespräch mit 'O Estado do Sao Paulo' den Kopf und mahnt zur Vernunft: "Es wäre dumm, irgendetwas Illegales anzustellen, jede Glaubwürdigkeit zerstören und zum Ausschluss des Teams führen. Sinnlos."

Sauber wandert auf Red Bulls Spuren

Es spricht viele für die Abgastheorie: Laut 'BBC'-Technikexperte verwendet Red Bull offenbar den hinteren Teil seines Chassis, um die Gase auf komplettem Wege bis hin zu dem Bestimmungspunkt zu leiten, an dem sie aerodynamisch genutzt werden. Lotus und Sauber hätten mit einem ähnlichen Konzept jüngste Erfolge erzielt, so der Ex-Designer. Die Konkurrenz hingegen gibt die Luftführung an einem bestimmten Punkt auf und verschenkt damit wertvollen Anpressdruck - allerdings ist die Angelegenheit auch nicht so simpel und ohne bestimmte Daten nicht reproduzierbar.


Fotostrecke: Formcheck: GP Japan

Anderson, der eine Traktionskontrolle ebenfalls für Unfug hält, unterfüttert seine These: "Gute Traktion war das, was Nico Hülkenberg im Sauber in Südkorea vor Fernando Alonso und Lewis Hamilton gehalten hat", so der Brite mit Verweis auf die Auspuffkonstruktion der Schweizer, die ebenfalls in Belgien erstmals zum Einsatz kam und der Truppe aus Hinwil zu einem Quantensprung verhalf. "Sie fahren einen Ferrari-Motor, während Red Bull und Lotus auf Renault setzen. Es gibt also kein magisches Motoren-Mapping", entkräftet Anderson eine andere Theorie.

Die firmiert dieser Tage im Paddock und besagt, dass Vettel mit bestimmter Gaspedal-Stellung und bewussten Fehlzündungen in den Kurven "künstlich" die luftleitenden Teile anbläst. Die Anderson-Theorie lässt zwar nicht vermuten, dass die Konkurrenz 2013 noch irgendetwas an den bestehenden Machtverhältnissen umbiegen könnte. Dafür wäre eine entsprechende Lösung mit Blick auf den Beginn der Turboära komplett wertlos. "Weil das Endrohr des Auspuffs im nächsten Jahr hoch in Wagenmitte enden muss", weiß Anderson.

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