Trotz WM-Matchball: "Es gibt immer Zweifel"

Sebastian Vettel ist schon so gut wie Weltmeister, aber Red-Bull-Teamchef Christian Horner mahnt zur Konzentration: "Es ist noch nicht vorbei"

(Motorsport-Total.com) - Schon in einer Woche kann Sebastian Vettel beim Grand Prix von Japan seinen vierten WM-Titel fixieren, wenn er in Suzuka gewinnt und Fernando Alonso bestenfalls Neunter wird. Selbst wenn der Deutsche diesen Matchball nicht verwerten sollte, blieben ihm danach immer noch vier weitere - aber bei Red Bull will man noch keine Gratulationen entgegennehmen.

Titel-Bild zur News: Christian Horner

Nervöser Blick auf den Monitor: Christian Horner zweifelt noch ein wenig Zoom

"Mathematisch ist das möglich, aber darauf schauen wir nicht", sagt Teamchef Christian Horner, von Reportern auf den Suzuka-Matchball angesprochen. "Wir machen einen Schritt nach dem anderen und schauen auf uns, dann regelt sich die Weltmeisterschaft normalerweise von selbst. Es gibt immer Zweifel. Solange es nicht endgültig geschafft ist, ist es nicht geschafft. Es sind noch 125 Punkte zu vergeben und Sebastian hat jetzt 77 Punkte Vorsprung. Es ist noch nicht vorbei."

In Wahrheit ist die Messe aber längst gelesen, denn dass Vettel, nunmehr seit vier Rennen ungeschlagen, in den letzten fünf Grands Prix nicht mehr punkten wird, gilt als fast ausgeschlossen, solange er gesund bleibt. Und dass Alonso in fünf aufeinanderfolgenden Rennen mehr als 77 Punkte sammelt ebenso. 2013 hat der Ferrari-Pilot dieses Kunststück erst einmal geschafft, als er zwischen China und Kanada 78 Zähler anschreiben lassen durfte.

"Er ist zum richtigen Zeitpunkt in Topform. Das Niveau, auf dem er momentan fährt, ist unglaublich. Er wird immer noch besser", schwärmt Horner von seinem Schützling. Heute sei dieser "ein sehr diszipliniertes" Rennen gefahren, ohne dabei ernsthaft aufs Tempo zu drücken: "Wir hatten den rechten Vorderreifen genau im Auge und sahen daher keinen Sinn darin, zu viel zu riskieren, insbesondere in den schnellen Kurven."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Südkorea, Sonntag


Denn: "Wenn du einen bestimmten Abstand erreicht hast, ist es am klügsten, den Reifensatz so lange wie möglich am Leben zu halten. Es bringt nichts, einen riesigen Vorsprung herauszufahren", erklärt der Brite. "Unser Hauptgegner waren heute die Reifen, die wir nicht zu stark belasten durften. Wir wissen, dass die Lotus sehr schonend mit den Reifen umgehen, daher waren wir besorgt, dass wir am Ende nicht genug Reifen übrig haben könnten. Aber es ist fantastisch aufgegangen."

Dass Vettel im Finish trotz aller Mahnungen seines Renningenieurs wieder zwei schnellste Rennrunden hinknallte, konnte Horner am Kommandostand nicht aus der Ruhe bringen: "Er weiß, was er tut." Trotzdem ist er froh, dass Stardesigner Adrian Newey nächste Woche nach einem Rennen Pause wieder mit von der Partie sein wird: "Sogar während des Rennens standen wir mit ihm im Operations-Room in Milton Keynes in Kontakt", berichtet Horner.