Tilke wehrt sich: Regeln, nicht Strecken sind überholfeindlich

Designer Hermann Tilke hält die Kritik an seinen Strecken für überzogen und sieht in der Formel 1 andere Problemzonen, auf die er selbst keinen Einfluss hat

(Motorsport-Total.com) - Dass die Formel 1 heutzutage etwas von ihrem Reiz verloren hat, liegt nicht nur an den Autos und den V6-Motoren, besonders die Strecken stehen häufig im Zentrum der Kritik. Die neuen Strecken sind langweilig, haben keinen Flair und durch gewaltigen Asphaltauslauf bestrafen sie Fehler nicht mehr, so die häufigsten Kritikpunkte. Besonders ein Mann bekommt dabei häufig den Groll zu spüren: Streckenarchitekt Hermann Tilke.

Titel-Bild zur News: Hermann Tilke

Hermann Tilke findet die Kritik an seinen Strecken nicht gerechtfertigt Zoom

Der Deutsche hat in diesem Jahrtausend nahezu jede neue Strecke designt und ist dabei nicht immer auf den Geschmack der Fans gestoßen. Doch Tilke muss sich dem engen Korsett der FIA-Regularien beugen und kann nicht einfach so drauf los designen. Kritik, seine Strecken würden überholfeindlich sein, will er deswegen nicht hinnehmen: "Wir müssen eine Rolle spielen, aber auch die Regeln müssen einen Teil dazu beitragen, Überholen zu ermöglichen", wehrt er sich bei 'Sports Business Global'.

Die aktuellen Formel-1-Boliden tragen mit ihrer empfindlichen Aerodynamik erheblich dazu bei, dass Überholmanöver kaum an der Tagesordnung sind, auch wenn DRS oder stark abbauende Reifen die Zahl der gelungenen Manöver in den vergangenen Jahren ansteigen hat lassen. Doch an der Spitze sehen die Fans dennoch kaum Überholversuche, weil Hinterherfahren in verwirbelter Luft nicht einfach ist und auch noch den Reifenabbau verstärkt.

So ist es häufiger zu sehen gewesen, dass beispielsweise die Mercedes-Piloten einen gewissen Abstand voneinander gehalten haben, was für die Fans nicht gerade spannend ist. Mit seinen Strecken versucht Hermann Tilke jedoch, Überholchancen zu kreieren. Das funktioniert, indem man entweder verstärkt lange Geraden und harte Bremszonen einsetzt, oder indem man Fahrer in Fehler zwingt.


Fotostrecke: Neue Formel-1-Strecken seit 2000

"Das Problem ist, dass die Fahrer in der Formel 1 die besten der Welt sind und keine Fehler machen", meint Tilke und sieht die Kritik an den Strecken häufig auch ungerechtfertigt - wie an Bahrain beispielsweise. "Leute haben gesagt: 'Oh, es wird langweilig, weil Überholen nicht möglich ist.' Aber das stimmt nicht. Im vergangenen Jahr war Bahrain eines der aufregendsten Rennen der Geschichte. Überall gab es Überholmanöver."