Silverstone: Alpha-Gruppe macht offenbar ernst

Die Pläne der katarischen Alpha-Gruppe, in Silverstone zu investieren, stoßen bei Bernie Ecclestone auf Begeisterung, bei den übrigen Investoren auf Ablehnung

(Motorsport-Total.com) - Die Bestrebungen der katarischen Alpha-Gruppe, in die Rennstrecke von Silverstone zu investieren, nehmen konkrete Formen an. Wie bereits seit längerer Zeit bekannt ist, kann der British Racing Drivers Club (BRDC), in dessen Besitz sich die Rennstrecke seit 60 Jahren befindet, den geplanten weiteren Ausbau der Anlage in Form neuer Tribünen sowie eines Hotels, einer Kartbahn und einer Akademie für angehende Rennfahrer nicht allein stemmen.

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Der Silverstone-Wing soll nur ein Teil umfangreicher Baumaßnahmen sein

Auf der Suche nach Investoren legte sich der BRDC zunächst auf vier Parteien - drei aus Großbritannien und eine aus den USA - fest. Im Sommer stieß plötzlich ein fünftes Konsortium - die Alpha-Gruppe - hinzu. Letztgenannte Investoren aus Katar sollen im Zuge des geplanten Deals bereit sein, 2,5 Millionen Britische Pfund (umgerechnet rund 2,85 Millionen Euro) Miete zu zahlen, 23,5 Millionen Pfund (26,2 Millionen Euro) Schulden zu tilgen und darüber hinaus 50 Millionen Pfund (57 Millionen Euro) in den Ausbau zu stecken.

Katarische Investoren wären in Großbritannien nichts Neues. Erst im vergangenen Jahr ging das berühmte Londoner Warenhaus Harrods für 1,5 Milliarden Britische Pfund (damals knapp 1,8 Milliarden Euro) in den Besitz der Qatar Holding - der Investmentfirma der katarischen Königsfamilie - über. Der Wolkenkratzer "Shard of Glass" nahe der London-Bridge im Zentrum der britischen Hauptstadt wird derzeit ebenfalls von einem Konsortium aus Katar für zwei Milliarden Britische Pfund (2,38 Milliarden Euro) geplant.

Seitenhieb von Ecclestone in Richtung BRDC

Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone jedenfalls hätte mit den arabischen Investoren in Silverstone kein Problem wie er gegenüber 'Daily Telegraph' versichert: "Was Silverstone jetzt braucht, sind Profis, die das Zepter in die Hand nehmen. Die neuen Besitzer werden die richtigen Leute an die richtigen Positionen bringen, die Anlage kommerzialisieren und vernünftig betreiben."

"Was Silverstone jetzt braucht, sind Profis, die das Zepter in die Hand nehmen." Bernie Ecclestone

In den Reihen des BRDC, mit dem Ecclestone in den zurückliegenden Jahren bereits mehrfach im Clinch lag und wiederholt drohte, den Grand Prix von Großbritannien nach Donington umzuziehen, wird man diesen Seitenhieb nicht gerne hören. Und der Formel-1-Zampano setzt noch einen drauf: "Die Menschen in Europa müssen verstehen, dass Europa an die Chinesen, Inder und Leute aus dem Mittleren Osten verkauft wird."

Dieser Prozess setze laut dem 81-Jährigen gerade ein. Der erste Grand Prix von Indien am vergangenen Wochenende sei ein gutes Beispiel dafür gewesen. "Hier gibt es keine Gelder von Seiten der Regierung, aber die Leute haben es trotzdem geschafft", so Ecclestone anlässlich des Premierenrennens auf dem Buddh International Circuit. "Wir in Europa hingegen lehnen uns zurück und hoffen, dass etwas passiert, während andere auf den Zug aufspringen."

"Wir in Europa hingegen lehnen uns zurück und hoffen, dass etwas passiert, während andere auf den Zug aufspringen." Bernie Ecclestone

Unmut bei konkurrierenden Investoren

Unterdessen regt sich in Reihen der ursprünglich in die engere Wahl gekommenen vier Investoren Unmut über die Art und Weise, wie sich die Alpha-Gruppe in den zurückliegenden Monaten an die Spitze der Bieterliste gesetzt haben soll.

Nach Informationen des 'Daily Telegraph' soll es an den BRDC in Form einer "Geste des Entgegenkommens" eine Vorauszahlung in Höhe von einer Milliarde Britische Pfund (1,19 Milliarden Euro) gegeben haben. Die Alpha-Gruppe wollte sich mit diesem Schritt offenbar den Status des bevorzugten Bieters für den auf 150 Jahre angesetzten Mietzeitraum für die Rennstrecke in Silverstone sichern.

Ein Sprecher des BRDC will die Behauptungen nicht weiter kommentieren, gibt gegenüber 'Daily Telegraph' aber vielsagend preis: "Der BRDC kann bestätigen, dass man sich nach wie vor innerhalb eines exklusiven Verhandlungsprozesses mit einem potenziellen Investor befindet. Im gegenwärtigen Stadium unterliegen sämtliche Schritte der Vertraulichkeit."