Schumacher: "Vielleicht ist unser Auto etwas schwieriger"

Ross Brawn, Nico Rosberg und Michael Schumacher ziehen Halbzeitbilanz: Warum das Fazit positiv ist, wo man aufholen muss und wieso man es schwerer hat

(Motorsport-Total.com) - Die Reifen sorgen dieses Jahr bei allen Teams für rauchende Köpfe. Doch bei Mercedes ist die Lage noch etwas kritischer, schließlich hatten die Silberpfeile schon im Vorjahr massive Reifenprobleme - zu Saisonbeginn bauten die Gummis im Rennen schon nach wenigen Runden massiv ab. Nach einigen Rennen bekam man die Probleme aber zusehends in den Griff, und in China gelang Nico Rosberg sogar der erste Sieg für das Mercedes-Team.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Der Mercedes-Bolide stellt das Team vor enorme Herausforderungen

Doch Schanghai war im Nachhinein betrachtet eine Eintagsfliege - bei keinem anderen Saisonrennen harmonierte das Dreieck aus den Pirelli-Pneus, dem Mercedes-Boliden und den Streckenbedingungen so gut wie in China. Teamchef Ross Brawn gibt zu: "Ich denke, wir sind beim Reifenhaushalt noch nicht ganz auf der Höhe." Man habe sich zwar deutlich gesteigert, "wenn wir uns aber am Limit bewegen, spielen wir noch nicht ganz vorn mit. In dieser grenzwertigen Situation zählen wir vielleicht nicht zu den Besten."

Wenige Zehntel machen den Unterschied

Er relativiert aber, dass selbst bei den Topteams am Ende des Stints die Reifen in die Knie gehen: "Da sitzen eh alle im selben Boot." Das gilt auch für die enorme Leistungsdichte, die den Wettkampf in der Formel 1 in dieser Saison noch härter macht. "In diesem Jahr scheint sich die Hackordnung bei jedem Rennen zu verändern", fällt Brawn auf. "In Hockenheim kamen wir 29 Sekunden hinter dem Sieger über die Linie. Das sind drei bis vier Zehntel pro Runde. Doch dazwischen lagen viele Autos. In früheren Jahren wäre das anders gewesen."

Aus diesem Grund machen sich diese Saison aber auch kleine Verbesserungen stärker bemerkbar - dennoch ist das Wettrüsten dadurch nicht anspruchsloser: "Drei bis vier Zehntel würden ein großes Update bedeuten, doch das ist machbar. Es ist aber auch ein bewegliches Ziel, weil die Konkurrenz ja ebenfalls nicht stillsteht."

Brawn: Longruns als Problemzone

Dazu kommt die Tatsache, dass Mercedes neben dem Auto für die kommende Saison bereits am Projekt für 2014 arbeitet, schließlich müssen die Teams mit einem radikal neuen Reglement zurechtkommen. Das aktuelle Auto wird aber ebenfalls weiter überarbeitet - die gewonnenen Erkenntnisse sind auch für 2013 sehr wertvoll, das Reglement bleibt nämlich stabil.

"Uns geht es darum, die Konstanz und die Ausdauer des Autos auf einem Longrun zu verbessern." Ross Brawn

Doch welche Erkenntnisse macht Mercedes? "Wir hatten nun schon ein paar Grands Prix, in denen unsere zweite Rennhälfte deutlich besser war als die erste Phase des Rennens", fällt dem Teamchef auf. "Uns geht es darum, die Konstanz und die Ausdauer des Autos auf einem Longrun zu verbessern."

Mercedes erlebt weitere Schwächeperiode

Rosberg ist mit der bisherigen Entwicklung jedenfalls "zufrieden, denn wir haben uns im Vergleich zum vergangenen Jahr gesteigert. Das war unser Ziel. Anfangs war es ganz schlecht, dann kam eine gute Phase - es war einfach ein Auf und Ab. So ist es halt. Jetzt haben wir eben wieder eine etwas schwierigere Phase. Da müssen wir wieder rauskommen."


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Ungarn


Das ist aber laut dem Wiesbadener nur eine Frage der Zeit - an mangelnden Updates liegt es seiner Meinung nach nicht: "Manche Teams hatten bei den vergangenen Rennen größere Updates am Start. Wir nicht. Dann machen die anderen natürlich einen Schritt nach vorn. Jetzt müssen wir unseren Schritt machen. Der wird auch bald kommen."

Bolide macht es dem Team nicht leicht

Teamkollege Michael Schumacher bläst ins gleiche Horn: "Manchmal reichen schon Kleinigkeiten, damit es dir gelingt, deutlich mehr aus dem Fahrzeug herauszuholen. Kleine Dinge können einen großen Unterschied ausmachen. Bis vor Valencia, in Schanghai und Monaco, waren wir richtig gut bei der Musik dabei. Dann ging es etwas zurück. Wir arbeiten daran, das umzukehren."

"Möglicherweise müssen wir uns etwas mehr ins Zeug legen als andere." Michael Schumacher

Der Rekordweltmeister gibt aber zu, dass der F1 W03 es dem Team nicht immer leicht macht, große Sprünge zu machen: "Mit jedem Training verstehen wir das Auto ein bisschen besser. Vielleicht ist unser Fahrzeug ein bisschen schwieriger, um die Leistung aus ihm herauszuholen. Möglicherweise müssen wir uns etwas mehr ins Zeug legen als andere, um das zu schaffen."