powered by Motorsport.com

2013: Testfahrten werden weiter reduziert

Das Kostenargument hat sich durchgesetzt: Trotz vieler Gegenstimmen wird es 2013 nur noch zwölf Testtage und keine Tests mehr während der Saison geben

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich gab es viele Stimmen, die sich mehr statt noch weniger Testfahrten gewünscht hätten, doch diesem Wunsch wird auch in der kommenden Saison nicht nachgekommen. Ganz im Gegenteil: Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' wird es 2013 zwar wie schon dieses Jahr zwölf Vorsaison-Testtage geben, dafür entfallen aber jene drei Tage, die im Mai in Mugello abgehalten wurden, komplett.

Titel-Bild zur News: Boxengasse in Jerez

Die Wintertests 2013 sollen im Februar in Jerez eröffnet werden

Der Testauftakt ist von 5. bis 8. Februar in Jerez de la Frontera geht, ehe es für zweimal vier Tage nach Barcelona geht (19. bis 22. Februar und 28. bis 3. März). Allerdings sind diese Termine noch nicht in Stein gemeißelt, solange der Rennkalender nicht feststeht: "Das Problem mit den Vorsaison-Tests ist, dass wir nicht wissen, wann die Vorsaison ist", meint McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh nicht ganz ohne Zynismus. "Wir wissen nicht, wann das erste Rennen stattfinden wird, also ist das schwierig zu planen."

Geregelt ist alles für den Fall, dass am 17. März in Australien oder sogar am 10. März in Bahrain eröffnet wird. "Sollte das erste Rennen am 3. März stattfinden, müssen wir noch einmal darüber nachdenken", gibt Whitmarsh. Derzeit tappen die Teams noch im Dunkeln, denn obwohl Melbourne bereits damit begonnen hat, Tickets für den 17. März zu verkaufen, wurde von Bernie Ecclestone noch nicht einmal ein provisorischer Kalenderentwurf in Umlauf gebracht, wie ein Teamchef gegenüber 'Motorsport-Total.com' bestätigt.

Ferrari hätte sich mehr Tests gewünscht

Einer, der für mehr statt weniger Tests plädiert hat, ist Stefano Domenicali. Der Ferrari-Teamchef könnte mit den hauseigenen Teststrecken in Fiorano und Mugello aus dem Vollen schöpfen, argumentiert gleichzeitig aber auch mit Ausbildungsmöglichkeiten für junge Fahrer, die in der Formel-1-Neuzeit praktisch nicht mehr vorhanden sind - mit Ausnahme von drei Young-Driver-Testtagen pro Jahr und den virtuellen Tests auf den Simulatoren. Doch gerade die kleineren Teams haben oftmals gar keinen eigenen Simulator.

Und so ist es vielleicht auch kein Zufall, dass derzeit in den Nachwuchsserien weit und breit keine künftigen Lewis Hamiltons oder Nico Rosbergs zu sehen sind, die seinerzeit die GP2 gewonnen haben und gleichzeitig auf die Formel 1 vorbereitet wurden. "Das ist ein guter Punkt", meint Domenicali auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Ich will nicht schlecht über die Fahrer sprechen, aber es ist sicher so, dass man momentan keine aufstrebenden Stars erkennen kann, wie das früher der Fall war."

"Wenn wir keine Tests organisieren, dann wird dieses Problem immer größer. Darum versuche ich, die Leute davon zu überzeugen, ein oder zwei Tests während der Saison zu veranstalten", so der Italiener. "Das Testen ist von fundamentaler Bedeutung - nicht nur für die Autos und Teams, sondern auch, um eine neue Fahrergeneration aufzubauen. Ohne Tests geht das nicht, denn wenn ein junger Fahrer Formel-1-Rennen fährt, macht er Fehler und steht enorm unter Druck. Das ist ohne angemessene Vorbereitung nicht einfach."

Eine Ansicht, die Alain Prost unterstützt: "Gar nicht mehr zu testen, insbesondere während der Saison, ist nicht meine Philosophie", kritisiert der viermalige Weltmeister. "Vielleicht sollte man zwei Tests über drei Tage machen, alle Teams zusammen, denn dann sind die Kosten geringer. Dann hätte man wenigstens die Möglichkeit, gewisse Dinge zu verstehen oder junge Fahrer zu testen. Selbst wenn es ein bisschen mehr kostet, macht das unterm Strich nicht viel aus."

Auch Nico Hülkenberg, der im vergangenen Jahr als Force-India-Testfahrer vor allem an den Grand-Prix-Freitagen zum Einsatz kam, würde mehr Testmöglichkeiten begrüßen: "2011 fuhr ich ja bei Force India. 2008 und 2009 gab es noch ein paar Testtage bei Williams. Da bekam ich ab und zu noch einen Tag. Im vergangenen Jahr war es nur das erste Freie Training. Das ist natürlich schon sehr mau für Nachwuchsfahrer, die sich irgendwie beweisen wollen. Das ist echt schwierig", sagt er gegenüber 'Motorsport-Total.com'.


Fotos: Großer Preis von Ungarn, Pre-Events


Young-Driver-Tests: Farce geht weiter

Indes gehen die leidigen Diskussionen über die diesjährigen Young-Driver-Tests weiter. Williams und Marussia haben diese im Anschluss an den britischen Grand Prix in Silverstone absolviert, dafür aber in Kauf nehmen müssen, dass sie nur zwei statt der erlaubten drei Tage fahren konnten. HRT war gar nur einen Tag unterwegs. Die restlichen neun Teams sollten eigentlich im November in Abu Dhabi gemeinsam fahren, doch Ferrari und Mercedes planen nun einen semiexklusiven Test in Magny-Cours.

Der soll zwischen Monza und Singapur stattfinden - was gerade für die kleinen Teams problematisch ist, weil diese nicht die Ressourcen haben, um vor dem weiten Flug nach Asien noch mal eben einen dreitägigen Test einzuplanen. "Das ist ohnehin noch nicht letztendlich entschieden", meint Mercedes-Sportchef Norbert Haug, deutet damit aber gleichzeitig an, dass die Silberpfeile die Magny-Cours-Option von 11. bis 13. September durchaus in Betracht ziehen.

Force India könnte unter Umständen sogar komplett auf die Young-Driver-Tage verzichten, denn wenn man Magny-Cours logistisch nicht schaffen sollte, würde man auch Abu Dhabi streichen. Die Belastung, am Ende einer kräftezehrenden Saison fünf Wochen am Stück auf Reisen zu sein, will man den Mechanikern anscheinend nicht zumuten. "Einige englische Teams wollten in Silverstone testen, andere in Abu Dhabi. Jetzt kommt noch Magny-Cours dazu", sagt Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost.

Nachsatz: "Klar wäre es besser, alle gemeinsam zu testen, aber wir leben in einer Demokratie, also haben wir es gesplittet." Toro Rosso hat sich übrigens für Abu Dhabi entschieden, "aber es steht noch nicht hundertprozentig fest, welche Fahrer dort testen werden". Peter Sauber plant ebenfalls in Abu Dhabi, "mit drei verschiedenen Fahrern und natürlich Esteban Gutierrez", und auch Caterham hat sich für den Yas-Marina-Circuit im November angemeldet.