Schumacher: "Es war nur eine Frage der Zeit"

Ralf Schumacher spricht über seine Eindrücke von der neuen Strecke in Spa, erklärt, wie es mit Toyota vorwärts geht und warum er keine Zeitungen mehr liest

(Motorsport-Total.com) - Der sechste Platz im Qualifying in Silverstone und der erste Sieg im Stallduell gegen seinen Toyota-Teamkollegen Jarno Trulli mag für Ralf Schumacher selbst nicht überraschend gekommen sein, wie er nach außen hin behauptet, auf jeden Fall war es aber genau der Befreiungsschlag, den er in einer der schwierigsten Phasen seiner Karrriere dringend gebracht hat. Am Ende seines zweitägigen Testeinsatzes in Spa-Francorchamps sprach er mit 'Motorsport-Total.com' darüber und über viele weitere interessante Themen.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher scheint sein Pech vom Saisonbeginn langsam abzuschütteln

Frage: "Ralf, du hast gerade in Spa-Francorchamps getestet. Es gibt dort Diskussionen um die neue Boxeneinfahrt. Wie schlimm ist es denn wirklich?"
Ralf Schumacher: "Die Boxeneinfahrt ist sicherlich etwas eng geraten. Ob das jetzt schlimm ist oder nicht, wird sich beim Rennen herausstellen. Ich persönlich finde es jetzt nicht weiter schlimm, aber ein bisschen mehr Platz wäre sicherlich besser gewesen."#w1#

Kein Einschreiten der GPDA in Belgien

Frage: "Werdet ihr da seitens der Fahrergewerkschaft GPDA etwas unternehmen?"
Schumacher: "Nein. Es hat ja mit Sicherheit als solches nichts zu tun, weil die Geschwindigkeit dort sehr gering ist. Das ist Ermessenssache der FIA."

Frage: "Du warst nicht immer der allergrößte Fan von Spa-Francorchamps. Wie gefällt dir die Strecke heute, nachdem sie ein Jahr lang nicht im Rennkalender war?"
Schumacher: "Es hat sich verbessert, da kann man nichts sagen. Dadurch, dass sie sehr schnell ist, ist es aber weiterhin eine der - in Anführungsstrichen - gefährlicheren Strecken. Aber man hat schon hier und da was verändert. Es ist sicherlich eine schöne Strecke mit Überholmöglichkeiten. Auch beim Test waren sehr viele Fans da, was auch sehr schön ist für uns. Von daher freuen wir uns auf den Grand Prix."

"Spa ist sicherlich eine schöne Strecke mit Überholmöglichkeiten." Ralf Schumacher

Frage: "Hattet ihr technisch gesehen irgendetwas Neues am Auto?"
Schumacher: "Wir haben ein paar Sachen getestet, aber nichts, was wir großartig erwähnen wollen."

Frage: "Es geht langsam aufwärts, zumindest war das Qualifying in Silverstone sehr positiv. Man hat den Eindruck, du fühlst dich wieder wohler im Auto als am Saisonbeginn. Bist du im Vergleich zu Jarno Trulli schon hundertprozentig happy mit dem Basissetup des Autos?"
Schumacher: "Es war nicht nur beim letzten Rennen so, sondern auch davor schon, aber es hat immer im Qualifying irgendetwas nicht gepasst, Verkehr oder irgendwas..."

Frage: "Aber in Silverstone war es am offensichtlichsten."
Schumacher: "Ja, es kommt langsam ein bisschen in meine Richtung, aber dasselbe gilt auch für Jarno."

Aerodynamik bleibt ein heißes Thema

Frage: "Woran müsst ihr am meisten arbeiten? Es hat immer geheißen, die Aerodynamik ist der Schwachpunkt. Ist das noch so?"
Schumacher: "Die Aerodynamik - das wird man in jedem Team hören, glaube ich - ist grundsätzlich immer ein Punkt, an dem man arbeiten muss. Wir haben aber auch andere Projekte."

Frage: "Ihr wart gerade in Barcelona und Silverstone am schnellsten, auf Strecken, wo schnelle Kurven dominant sind. Heißt das im Umkehrschluss, dass vielleicht eher die aerodynamische Effizienz das Problem ist, weniger der Abtrieb?"
Schumacher: "Da gibt es verschiedene Gründe, warum wir gerade in Silverstone und Magny-Cours gut waren, auch in Barcelona relativ gut dabei waren. Das hat andere Gründe. Aerodynamik ist natürlich eines, aber die Aerodynamik arbeitet ja auch unter verschiedenen Voraussetzungen ganz gut. Wenn man die erfüllen kann, passt das eben ganz gut."

"Da gibt es verschiedene Gründe, warum wir gerade in Silverstone und Magny-Cours gut waren." Ralf Schumacher

Frage: "Mal ganz ehrlich: Als die Medien auf dich hingehackt haben, warst du immer extrem cool nach außen, aber das Qualifying in Silverstone, in dem es endlich aus verschiedenen Umständen geklappt hat, war sicher eine Erleichterung, oder? Ist es nicht so, wie wenn man innerlich weiß, dass einen die Freundin liebt, aber es tut schon ganz gut, es manchmal zu hören? War das ein bisschen so?"
Schumacher: "Es ist natürlich schön, wenn es klappt, auf der anderen Seite war ich persönlich aber nicht sonderlich beunruhigt, weil ich ein paar Rennen vorher gemerkt habe - ab Montréal -, dass es ganz gut funktioniert. Von daher war das für mich persönlich nur eine Frage der Zeit. Ich habe mir sowieso schon länger abgewöhnt, auf solche Dinge zu reagieren, aber es ist natürlich gut, wenn es mal klappt, damit vielleicht ein bisschen Ruhe einkehrt."

Frage: "Lest du Zeitungen überhaupt noch?"
Schumacher: "Selten - zumindest den Sportteil."

Frage: "Du hast gesagt, dass der Nürburgring von der Papierform her für euch schlechter sein müsste als Silverstone."
Schumacher: "Der Nürburgring könnte unter Umständen schwieriger werden, weil das wieder eine ganz andere Strecke ist, aber das bleibt abzuwarten. Ich hoffe, dass wir den Trend fortsetzen können, aber das müssen wir erst mal abwarten."

Vorfreude auf den Heim-Grand-Prix

Frage: "Es ist wegen der Streichung von Hockenheim dein einziger Heim-Grand-Prix in diesem Jahr. Freust du dich darauf?"
Schumacher: "Ja, klar freue ich mich darauf. Es ist wichtig in Deutschland, und auch das Team hat ja auf eine gewisse Art und Weise einen Heim-Grand-Prix. Jetzt wird es mal Zeit, dass wir endlich aus dem Aufwärtstrend, auf dem wir uns definitiv befinden, ein paar Punkte rausholen."

Frage: "Ayrton Senna musste in Suzuka einmal im Kofferraum eines Autos ins Fahrerlager geschmuggelt werden, weil die Fans so hysterisch waren. Nun ist der Rummel in Deutschland nicht ganz so extrem, aber hast du so etwas auch schon einmal in abgeschwächter Form erlebt?"
Schumacher: "Nein. Ganz am Anfang war der Hype natürlich um beide (seinen Bruder Michael und ihn; Anm. d. Red.) größer. In Hockenheim war es fast noch extremer, dass man Autos zerkratzt hat, weil man unbedingt ein Autogramm haben wollte, aber die Zeiten sind schon länger vorbei."

Ralf Schumacher

Das Handling des Toyota TF107 kommt Ralf Schumacher immer mehr entgegen Zoom

Frage: "Nach dem Nürburgring folgen noch sieben Rennen. Was traust du euch in denen zu? Der anvisierte Sieg ist ja vermutlich illusorisch, oder?"
Schumacher: "Ja, aber im Moment ist das sicher nicht das Hauptziel. Das Hauptziel ist, an die Performance von BMW ranzukommen. Wenn wir das erreicht haben, schauen wir weiter."

Frage: "Du hast gesagt, du wirst 2008 definitiv Formel 1 fahren. Toyota hat eine Option auf dich, soweit ich weiß - und korrigiere mich, wenn es nicht so ist. Gibt es auch Gespräche mit anderen Teams?"
Schumacher: "Es gibt grundsätzlich im Moment Gespräche, aber darauf möchte ich nicht näher eingehen."

Frage: "Es geht langsam in die heiße Transferzeit. Bis wann rechnest du mit einer Entscheidung?"
Schumacher: "Auch das kann ich jetzt nicht abschätzen. Das wird noch dauern."