• 06.03.2012 12:50

Röhrl: Formel-1-Piloten zu risikofreudig für die Rallye

Rallye-Legende Walter Röhrl erklärt, warum Formel-1-Piloten im Rallyesport Schwierigkeiten haben, und ortet große Unterschiede

(Motorsport-Total.com/SID) - Eine zu große Risikobereitschaft steht den heutigen Formel-1-Piloten bei Abstechern in den Rallye-Zirkus im Weg. Das ist nach Meinung von Deutschlands Rallye-Ikone Walter Röhrl der Grund dafür, dass Formel-1-Champion Kimi Räikkönen in der Rallye-WM nicht Fuß gefasst hat und Robert Kubica im vorigen Jahr bei einer kleineren Rallye in Italien schwer verunglückt ist.

Titel-Bild zur News: Walter Röhrl

Für Walter Röhrl ist Kimi Räikkönens Formel-1-Comeback keine Überraschung

"Räikkönen und Kubica waren gewöhnt, diese Sicherheitszonen zu haben, und dass man daher auch einfach mal 103 Prozent fahren kann. Das geht natürlich beim Rallyefahren nicht gut, denn der Baum, der Abgrund, der Felsen, die stehen seit 40 Jahren an ihrer Stelle und gehen nicht an die Seite", sagte Röhrl, der am Mittwoch 65 Jahre alt wird.

"Wer heute als Rennfahrer beginnt, der hat eine andere Schulung, was die Risikobereitschaft angeht. Der Ruf nach Sicherheitszonen ist heute sehr, sehr laut. Entsprechend sind in den letzten 20 Jahren auf den Rennstrecken auch sehr viele solcher Zonen eingerichtet worden", so der zweimalige Rallye-Weltmeister.

"Deshalb ist der Rennfahrer von heute auch risikofreudiger. Er sagt sich: Wenn es nicht passt, dann drehe ich mich halt, ich habe ja noch 50 Meter Auslaufzone, da passiert nichts." Laut Röhrl sei es einfacher, wenn ein "Rallyefahrer auf die Rundstrecke geht. Da hat er mehr Platz, da kann er sich eher steigern, mehr Risiko eingehen."

Wegen der unterschiedlichen Anforderungen sei es nicht möglich, die Leistungen von Rallyefahrern wie Rekordweltmeister Sebastien Loeb oder Formel-1-Piloten wie Rekordchampion Michael Schumacher zu vergleichen: "Der eine lebt von der Perfektion, der andere von der Improvisation. Der Rennfahrer nutzt auch viel mathematisches Denken. Er hat 15 Kurven und versucht 80 Runden lang, jedes Mal noch genauer den Punkt des maximal Möglichen in einer Kurve zu treffen, immer auf den Zentimeter genau".

Beim Rallyefahren stehen seiner Meinung nach andere Dinge im Vordergrund: "Der Rallyefahrer ist mehr intuitiv. Er ist vor 14 Tagen zwar zweimal über die Strecke gefahren, aber inzwischen hat es geregnet, es war ein Sandsturm oder es hat geschneit. Er muss immer damit rechnen, dass irgendwas auftritt, dass die Gefahr wesentlich erhöht."