Neue Motorenformel ab 2014 wirkt sich auch auf KERS aus

Roberto Dalla, Motorsportchef bei Magneti Marelli, gibt Einblick in die technischen Entwicklungen im Hinblick auf die Saison 2014: KERS wird Veränderung unterzogen

(Motorsport-Total.com) - Das technische Formel-1-Reglement wird für die Saison 2014 einer umfassenden Veränderung unterzogen. Hinsichtlich der Motoren ist es einer der gravierendsten, wenn nicht sogar der gravierendste Einschnitt in der über 60-jährigen Geschichte der Königsklasse: Die aktuellen V8-Saugmotoren mit 2,4 Litern Hubraum werden zur übernächsten Saison von aufgeladenen Triebwerken mit sechs Zylindern und 1,6 Litern Hubraum abgelöst.

Titel-Bild zur News: Roberto Dalla

Magneti-Marelli-Motorsportchef Roberto Dalla gibt Einblick in seine Arbeit Zoom

Eine große Bedeutung im Zusammenhang mit der neuen Motorenformel kommt dem kinetischen Energierückgewinnungssystem KERS zu (Ein Blick auf das Hybridsystem KERS: Zur Fotostrecke!). Ursprünglich für die Saison 2009 eingeführt, wurde die neue Technik im Premierenjahr nur von drei Teams (Ferrari, McLaren, BMW Sauber) eingesetzt. Da die Saison damals klar im Zeichen von Brawn und Red Bull stand, standen nach 17 Saisonläufen nur drei Siege für Autos mit KERS zu Buche: McLaren-Pilot Lewis Hamilton gewann in Budapest und Singapur, Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen siegte in Spa-Francorchamps.

Für die Saison 2010 einigten sich die Teams einstimmig darauf, auf die 80 PS Zusatzpower für 6,7 Sekunden pro Runde zu verzichten. In der Saison 2011 feierte KERS dann ein Comeback und gilt mittlerweile als kaum mehr wegzudenkendes Element im Kampf um Siege und WM-Punkte. Daran wird sich auch unter dem neuen Motorenreglement nichts ändern.

Magneti Marelli liefert nur die Basis

Magneti Marelli ist im aktuellen Formel-1-Feld der Hauptlieferant der KERS-Technologie. Die Verbindung zu Motorenhersteller Renault ist die intensivste seitens der italienischen Firma. Wie Roberto Dalla, Motorsportchef bei Magneti Marelli, herausstellt, will man aber nicht als KERS-Lieferant im klassischen Sinne angesehen werden. "Wir beliefern Renault seit dem Jahr 2009 mit der Hauptkomponente von KERS und geben das Know-How weiter, sodass die Teams ihr eigenes System entwickeln können. Im vergangenen Jahr beispielsweise waren das KERS des Red-Bull-Teams und jenes des Renault-Teams unterschiedlich. Das liegt darin begründet, dass unsere Basis von jedem Team individuell angepasst wurde", so Dalla.

Zwar setzt neben Red Bull und Lotus (dem vormaligen Renault-Team) in diesem Jahr auch Williams auf Renault-Motoren, dort kommt allerdings ein komplett in Eigenregie entwickeltes KERS zum Einsatz. "Am Williams-KERS haben wir keinen Anteil", bestätigt Dalla. Caterham, das vierte Renault-Team im Feld, verwendet das KERS von Red Bull. Neben den Renault-Teams wird auch Ferrari von Magneti Marelli beliefert. "Dort ist der Grad der individuellen Anpassung aber deutlich höher. Der Beitrag, den wir zu Performance von Ferrari leisten, ist geringer als im Falle von Renault", sagt der Motorsportchef der Fiat-Tochter Magneti Marelli.

Konzentration auf zwei der drei KERS-Bereiche

KERS als Ganzes besteht rein technisch gesehen aus drei Komponenten: Dem Generator, der elektronischen Steuereinheit (ECU) und dem Energiespeicher in Form der Batterie. Seitens Magneti Marelli werden die Teams jedoch nur mit zweien dieser drei Komponenten versorgt. "Wir konzentrieren uns auf die Bereiche, in denen wir unser Wissen haben: Generator und Elektronik", sagt Dalla und fügt hinzu: "Die Batterien liefern wir heute zumindest nicht. Ich weiß nicht, wie es in Zukunft aussehen wird, doch eigentlich wollen wir keine Batterien liefern, da wir auf diesem Gebiet nicht über das entsprechende Know-How verfügen."

"Wir wollen eigentlich keine Batterien liefern." Mangeti-Marelli-Motorsportchef Roberto Dalla

Im Vergleich zur KERS-Premierensaison 2009 wurde das Gesamtgewicht des Systems "von den meisten Teams inzwischen um rund 50 Prozent reduziert", legt Dalla offen und nennt den Grund: "Der Schritt von ursprünglich 30 Kilogramm hin zu mittlerweile 20 und weniger geschah, weil die Batterien einer Veränderung unterzogen wurden." Wenngleich Magneti Marelli an den jüngsten Veränderungen im KERS-Bereich kaum Anteil hat, so sind die Entwicklungen im Hinblick auf die Saison 2014 bei den Italienern schon jetzt weit fortgeschritten.

KERS künftig in ERS-K und ERS-H zu unterteilen

"Wir glauben an KERS und unterstützen die Bemühungen der FIA, künftig einen Antriebsstrang zu haben, der den Spritverbrauch bei gleichbleibender Performance um 30 Prozent reduziert", so Dalla. Nachdem die neue Motorenformel im ersten Entwurf Vierzylinder-Turbos mit einer Höchstdrehzahl von 12.000 Umdrehungen pro Minute vorsah, werden die V6-Aggregate letztlich 3.000 Touren mehr drehen, wie der Italiener festhält: "Für den Vierzylinder waren 12.000 Umdrehungen pro Minute vorgesehen. Inzwischen sehen die Regeln für 2014 15.000 vor."

Keyvan Sangelaji

Keyvan Sangelaji ist bei Magneti Marelli als Technikchef tätig Zoom

Künftig wird man das aktuell als KERS bekannte System von der Begrifflichkeit her in zwei Konventionen aufteilen. "Wir sprechen dann von ERS-K und ERS-H", sagt Magneti-Marelli-Technikchef Keyvan Sangelaji und bezieht sich damit auf die kinetische (K für kinetic) und die wärmebezogene (H für heat) Komponente. Im Zusammenspiel werden diese beiden Komponenten laut Motorsportchef Dalla künftig 210 Kilowatt Leistung bereitstellen, wovon 120 auf die K- und 90 auf die H-Komponente entfallen.

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