• 31.08.2012 21:27

  • von Sven Haidinger & Roman Wittemeier

Neue V6-Motoren: Vom Prüfstand direkt in die Saison?

Die neuen V6-Turbos könnten 2014 möglicherweise zur großen Wundertüte werden: Wie sollen die neuen Triebwerke vor dem Starts ins Jahr getestet werden?

(Motorsport-Total.com) - Dass die Formel 1 ab dem Jahr 2014 mit neuen V6-Turbos fahren wird, steht bereits fest. Große Fragezeichen gibt es allerdings noch bezüglich der Umsetzung aller Maßnahmen, die bis dorthin nötig sind. Bislang weiß noch niemand, wie teuer die neuen Antriebsstränge samt größerem KERS für Kunden sein werden. Aus Herstellersicht ist eine andere Frage derzeit noch viel wichtiger: Wie will man die neuen Triebwerke auf der Strecke testen?

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Neue Motoren: 2014 wird man eventuell wieder mehr Bindemittel benötigen Zoom

Bezüglich der ersten Härtetests auf Rennstrecken gab es in den vergangenen Wochen die Idee, die Teams könnten spezielle Testträger aufbauen, die vom neuen Aggregat angeschoben würden. Dieser Vorschlag scheint sich jedoch nicht durchzusetzen. "Es gab einige Diskussionen darüber. Aber es ist enorm teuer, einen solchen Testträger aufzubauen. Vor allem dann, wenn nebenbei noch weitere Programme laufen", so McLaren-Technikchef Paddy Lowe. "Das wäre nicht nur finanziell aufwändig, sondern auch bezüglich des Personals."

Die Lösung per Testträger scheidet für den Briten definitiv aus. "Da sind sich fast alle Teams einig", so Lowe. "Diese Lösung würde uns auch nicht wirklich helfen, denn das aktuelle Reglement würde keine zusätzlichen Testsessions erlauben. Die Frage lautet also: Kann man mit einem neuen Triebwerk in eine Saison gehen, ohne es vorher auf der Strecke ausprobiert zu haben? Die Erprobungen müssten im Labor und auf Prüfständen durchgeführt werden. Diese Anlagen sind verglichen mit früher viel besser geworden."

"Ich denke, dass Teams und Hersteller es für durchaus realistisch halten, dass man diese Triebwerke ohne spezielle Testträger in die Szene bringt. Je näher der Termin rückt, umso größer wird vielleicht auch die Angst vor einem solchen Schritt. Womöglich gibt es dann andere Entscheidungen", so der McLaren-Fachmann. Die Motorenchefs der Hersteller haben allerdings naturgemäß eine andere Sicht der Dinge.

"Es ist klar, dass wir unsere Maschine frühzeitig laufen lassen wollen, denn beim Betrieb im Fahrzeug entdeckst du ganz andere Dinge als beim Run auf dem Prüfstand", erklärt Ferrari-Motorenchef Mattia Binotto. "Die Fahrzeugdynamik, die Gangwechsel, die Fahrten über Bodenwellen - all dies ist ganz anders als auf dem Prüfstand. Wenn man erst zum Saisonstart entdeckt, dass man aufgrund dieser Faktoren ein ernsthaftes Problem hat, dann ist es zu spät."

"Es wird von den Teams entschieden. Wie immer auch diese Entscheidung ausfallen mag: Wir müssen sie akzeptieren und das Beste daraus machen", meint der Italiener, der sich ausgiebige Testfahrten wünschen würde. Derzeit zeichnen sich zwei mögliche Wege ab. "Niemand kann ein Team davon abhalten, so etwas in einem alten Auto auszuprobieren", merkt Mercedes-Teamchef Ross Brawn an. "Ob das allerdings sonderlich effektiv ist, sei mal dahingestellt. Aus meiner Sicht kann man im Labor viel machen. Jederzeit könnte man aber tatsächlich ein solches Triebwerk in ein altes Auto bauen, auch wenn der Aufwand recht hoch sein dürfte."

Die zweite Möglichkeit wäre eine Erprobung in anderen Autos. Der Name Le Mans fällt immer wieder im Hinblick auf etwaige Testmöglichkeiten. "Es ist schön, dass die Motoren theoretisch in anderen Serien zum Einsatz kommen könnten, aber ich denke, dass die Anforderungen an einen Motor auf der Langstrecke doch etwas anders sind als bei einem Formel-1-Triebwerk, auch wenn wir die Haltbarkeit der Motoren weiter steigern müssen", merkt Brawn an. "Ich glaube nicht, dass so etwas jemand von uns machen wird."