• 24.06.2002 11:34

McLaren-Williams: Kampf um Platz des besten Verlierers

Silber und Blau-Weiß glaubt die größte Schwäche zu kennen und will hart arbeiten, um auf Ferrari aufzuholen ? zumindest für 2003

(Motorsport-Total.com/dpa) - Für Weiß-Blau und Silber geht es nur noch um den Platz als bester Verlierer. Die "Roten sind längst außer Reichweite und frühestens in der nächsten Saison wieder einholbar. "Gegen Ferrari ist momentan kein Kraut gewachsen", analysierte BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger nüchtern das Kräfteverhältnis in der Formel 1 nach der Doppel-Klatsche auf dem Nürburgring. "Wenn Ferrari ernst gemacht hätte, wäre unser Rückstand entschieden größer als 42 Sekunden gewesen", gestand Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug illusionslos.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen, Jenson Button

Räikkönen hätte überrundet werden können, wäre Ferrari voll gefahren

Die bei Saisonhalbzeit meilenweit abgeschlagenen Verfolger haben ihre minimalen Hoffnungen, Michael Schumacher im Titelrennen noch abfangen zu können, längst begraben. "Die WM ist entschieden. Es sei denn, wir nehmen ihm bei jedem Grand Prix seinen Kerzenstecker weg", sagte Haug mit Galgenhumor. "Keiner maßt sich an, Ferrari in den restlichen acht Rennen noch schlagen zu können."

So haben sich BMW-Williams und McLaren-Mercedes zähneknirschend mit ihrem Schicksal abgefunden. Es geht nur noch darum, den einen oder anderen Achtungserfolg zu erzielen, die Saison als Zweiter der Konstrukteurs-WM abzuschließen und intensiv daran zu arbeiten, den Riesen-Rückstand auf die "Roten" zu verringern, um im kommenden Jahr nicht wieder hinterher zu hinken. "Alle müssen daran arbeiten, zu Ferrari aufzuschließen", beschrieb Haug die dringlichste Hausaufgabe. "Der große Abstand liegt an uns, nicht an ihnen."

Trotz aller Unterschiede drückt die beiden britisch-deutschen Teams ein gemeinsames Problem: der eklatante Reifen-Nachteil. Ihr Partner Michelin reicht an Ferrari-Lieferant Bridgestone nicht heran. "Es darf nicht sein, dass der Reifen nach einer Rennrunde einbricht, auch wenn er später wieder kommt. Das müssen wir verbessern", meinte der Mercedes-Mann. "Das ist aber keine Kritik an Michelin." Den Silberpfeilen hilft der seit Monaco von den Franzosen angebotene weichere Pneu sogar eher, wie David Coulthards Sieg in Monte Carlo, sein zweiter Platz in Montreal und jetzt Kimi Räikkönens dritter Rang zeigen.

BMW-Williams bringt die weichere Mischung eher weniger, auch wenn Motorsportdirektor Mario Theissen betont, dass "Michelin damit nicht ein Team bevorteilt". Die Weiß-Blauen haben mehrere Baustellen. Negative Haupteinflussfaktoren sind laut Theissen neben den Reifen die Fahrwerksgeometrie, die Gewichtsverteilung und die Traktionskontrolle. "Fürs Qualifikationstraining ist unser Paket nahezu perfekt", sagte er mit Verweis auf Juan Pablo Montoyas drei Pole-Positionen in Serie. "Aber im Renntrimm haben wir es nicht richtig zum Laufen gebracht."

Beide Piloten klagten. "Mein Auto war unglaublich schwierig zu fahren, weil wir von Beginn an Reifenprobleme hatten", schimpfte Ralf Schumacher. Montoya maulte: "Der Wagen war fast unfahrbar." Williams- BMW will das Übel nun durch intensive viertägige Tests mit zwei Autos an der Wurzel packen. "Die Analyse ist klar, jetzt werden Maßnahmen ergriffen", kündigte Theissen radikale Schritte an.

Denn sollten die Silberpfeile ihre Aufholjagd fortsetzen, geriete das Saisonziel von BMW-Williams noch in Gefahr. "Wir streben den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM an. Das war und ist unser Ziel", sagte Theissen. Ansonsten tröstete sich der Münchner damit, dass "die Ferrari-Dominanz zu Ende gehen wird - die Frage ist nur: wann und durch wen?" Für Haug gibt es eine kleine Entschädigung für die Ferrari-Solofahrt: "Wenn es zwischen BMW-Williams und uns so spannend bleibt, richtet sich der Focus etwas mehr auf uns."

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