• 08.03.2013 13:57

McLaren: Hochspannung vor dem Saisonstart

McLaren reist optimistisch, aber gespannt zum ersten Saisonrennen nach Melbourne: Kann der revolutionäre MP4-28 sein Potenzial umsetzen?

(Motorsport-Total.com) - Heute in einer Woche sind die ersten beiden Freien Trainings der Formel-1-Saison 2013 schon wieder Geschichte. 110 Tage nach dem Saisonfinale in Brasilien schalten auf der Rennstrecke im Albert Park die Ampeln wieder auf grün. Für Jenson Button vergingen die knapp drei Monate wie im Flug: "Ich kann kaum glauben, dass es schon wieder soweit ist. Es kommt mir so vor, als hätte ich erst vor einer Woche in Sao Paulo ganz oben auf dem Siegerpodium gestanden. Die Zeit verging so schnell. Aber es heißt ja, wenn man Spaß hat, vergeht die Zeit schneller, und ich hatte einen fantastischen Winter", sagt der Brite.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Kann Jenson Button mit dem MP4-28 seinen Australien-Sieg verteidigen? Zoom

In der Winterpause hat sich der 33-Jährige, der nach dem Rücktritt von Michael Schumacher nun dienstältester Pilot des Starterfeldes ist, nicht auf die faule Haut gelegt: "Ich habe nie mit dem Training und der Arbeit ausgesetzt, fühle mich unglaublich fit und konzentriert vor dieser neuen Saison", so Button. Nachdem er drei Jahre lang mit Lewis Hamilton ein britisches Doppel bei McLaren gebildet hatte, ist in dieser Saison Sergio Perez neuer Teamkollege von Button.

Der Mexikaner betrat nach seinem Wechsel von Sauber bei McLaren eine ihm neue Welt: "Zu McLaren zu gehen, war ein entscheidender Schritt in meiner Karriere", sagt der 23-Jährige. "Ich habe gleich erkannt, warum dieses Team konstant um Siege kämpft: Diese Hingabe, Motivation und Liebe zum Detail habe ich bisher noch nie erlebt." Der Teamwechsel war für den Mexikaner jedoch eine große Aufgabe."Eine zusätzliche Herausforderung war für mich, ein neues Auto, neue technische Systeme sowie die Namen und Aufgaben der vielen Leute, mit denen ich eng zusammenarbeite, kennenzulernen."

Rätselraten über das Kräfteverhältnis

"In den Tage vor dem australischen Grand Prix schauen die Teammitglieder eines jeden Formel-1-Teams über den Abgrund hinaus, wägen ihre Hoffnungen und Ängste gegeneinander ab und sind vor dem Beginn der langen Saison angespannt", gibt sich Teamchef Martin Whitmarsh philosophisch. "Der Start einer neuen Saison ist immer aufregend, da er das Ergebnis monatelanger harter Arbeit und Planung ist", stimmt auch Button zu. "Ich habe in Melbourne großartige Erfahrungen gemacht, drei Mal gewonnen und liebe die Stadt. Es gibt keinen besseren Ort, um eine unzweifelhaft heftig umkämpfte Weltmeisterschaft zu beginnen."

Sergio Perez

Sergio Perez tritt in Melbourne erstmals als McLaren-Fahrer an Zoom

Melbourne war in der Vergangenheit ein gutes Pflaster für den Briten. So reist Button als Titelverteidiger zum australischen Grand Prix. Auch 2009 und 2010 konnte der Brite in Melbourne siegen. McLaren gewann im Albert Park insgesamt sechs Rennen. Ob das Traditionsteam auch in dieser Saison um den Sieg kämpfen kann, weiß derzeit noch niemand - nicht einmal das Team selber: "Es weiß noch niemand, in welcher Reihenfolge die Autos am Sonntag im Albert Park in der Startaufstellung stehen werden. Selbst nach dem Qualifying kann sich kein Teamchef über die Rennleistung seines Autos im Vergleich zu den Mitbewerbern sicher sein", sagt Whitmarsh.

Das sieht auch Button so: "Ich denke, in diesem Jahr kennt noch keiner die wahre Reihenfolge. Es war extrem schwierig, in diesem Winter etwas herauszulesen. Durch die verschiedenen Benzinmengen und den starken Reifenabbau ist es schwierig vorherzusagen, welches Auto in Australien am besten aussortiert sein wird."

Wie gut ist der MP4-28?

Im Gegensatz zu vielen anderen Teams, die das Vorjahresauto lediglich weiterentwickelten, entscheid sich McLaren beim MP4-28 für einige grundlegende Konzeptänderungen. So wurde die Fahrzeugnase deutlich angehoben und die Vorderradaufhängung nach dem Vorbild Ferraris mit Zugstreben versehen. Bei den Wintertests hatte McLaren noch einige Probleme, das neue Auto richtig abzustimmen, starker Reifenabbau beeinträchtigte das Testprogramm der Briten.


Fotos: McLaren, Testfahrten in Barcelona


"Bei McLaren haben wir bei der Vorbereitung unseres neuen MP4-28 für die neue Saison herausfordernde Wochen erlebt. Die oft kalten und teilweise nassen Bedingungen bei den Tests in Jerez und Barcelona machten es schwierig, die Reifen konstant im optimalen Betriebsfenster zu halten", erklärt Whitmarsh. "Dieses Problem und einige technische Rückschläge haben uns einige Kopfschmerzen bereitet, aber wie immer waren unsere Ingenieure und Mechaniker sehr gut darin, und so viele nützliche Runden wie möglich zu ermöglichen."

"Wir dürfen nicht vergessen, dass der MP4-28 ein neues und kompromissloses Design hat und wir während des Jahres aggressive weiterentwickeln wollen. Zweifelsohne hat das Auto großes Potenzial. Das wollen wir in Melbourne zeigen. Wir arbeiten unermüdlich daran, die Pace des MP4-28 zu verbessern und denken, dass wir in Australien in guter Form sein sollten", so Whitmarsh. "Aber wir von McLaren haben unsere Gegner noch nie unterschätzt und tun das auch jetzt nicht.

"Wir dürfen nicht vergessen, dass der MP4-28 ein neues und kompromissloses Design hat." Martin Whitmarsh

Trotz der zeitweisen Schwierigkeiten hat Button die Testarbeit genossen: "Eines der faszinierendsten Dinge an der Formel 1 ist die Tatsache, dass in jedem Winter die Uhren auf null gestellt werden. Wenn man Glück hat, passt bei den Tests alles zusammen, und beim ersten Rennen hast du alles im Griff. Das ist immer das Ziel", sagt der 33-Jährige. Für Perez hingegen war die Saisonvorbereitung vor allem stressig: "Es gibt immer viel zu tun, wenn man einschneidende Veränderungen am Auto vornimmt."

"In nur zwölf Tage alle Probleme zu lösen, ist nicht einfach. Aber es waren drei produktive Testwochen, und wir nutzen jeder sich bietende Gelegenheit, um das Auto vor Melbourne weiter zu verfeinern", blickt der Mexikaner auf die Wintertests zurück. "Ich bin zuversichtlich, dass ich alles getan habe, um mich vorzubereiten. Jetzt warte ich darauf, dass am nächsten Sonntag die roten Ampeln ausgehen."