Kompromissvorschlag bei Meeting am Sonntag

Neuerliche Annäherung zwischen Max Mosley und den Teams: Bei einem abschließenden Treffen in Monte Carlo fanden die Streitparteien Gemeinsamkeiten

(Motorsport-Total.com) - Nach einem überraschenden Kompromissvorschlag von FIA-Präsident Max Mosley scheint die Formel 1 im Regelstreit in letzter Minute doch noch die Kurve zu kriegen. Mosley bot den Teams am Sonntag nach wochenlanger Mauertaktik an, seine geplante Budgetobergrenze in zwei Stufen einzuführen und machte damit den möglicherweise entscheidenden Schritt auf die Rennställe zu. Trotz einer eventuellen Einigung befürchtet der Brite aber dennoch den Verlust von ein oder zwei Teams.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley geht davon aus, dass das Ferrari-Team nicht aussteigen wird

"Es könnte eine höhere Grenze im nächsten Jahr geben, um dann 2011 die Budgetobergrenze in komplettem Umfang einzuführen", sagte Mosley der Nachrichtenagentur 'Reuters'. Während die FIA bisher an der Einführung 2010 festgehalten hatte, hatten die Teams ihrerseits bestenfalls einen Dreistufenplan erwogen. Nach den Treffen in den letzten Tagen sieht Mosley "keine fundamentalen Unterschiede mehr in den Sichtweisen. Lösungen sind in Sicht."#w1#

Toyota und Renault vor dem Ausstieg?

"Es ist schwer für Hersteller, weiterzumachen, wenn in ihren Firmen die Fenster nicht geputzt werden oder bei Meetings kein Kaffee mehr serviert wird." Max Mosley

Allerdings ist Mosley der Meinung, dass einige Rennställe den Budgetstreit nur als Vorwand nutzen wollen, um einen aus wirtschaftlichen Gründen schon beschlossenen Ausstieg zu begründen: "Ich denke, ein oder zwei von ihnen könnten aufhören, auch wenn das mit diesen Diskussionen nichts zu tun hat", sagte der Brite und ergänzte polemisch: "Es ist sehr schwer für große Hersteller, in der Formel 1 weiterzumachen, wenn in ihren Firmen an Strom gespart wird, die Fenster nicht geputzt werden oder bei Meetings kein Kaffee mehr serviert wird."

Der Ausstieg Toyotas soll laut 'auto motor und sport' bereits seit dem Winter beschlossene Sache sein. Laut 'Reuters' ist vor allem Renault ein weiterer Ausstiegskandidat - wegen des Ende des Engagements von Hauptsponsor ING. Der Rückzug von Ferrari scheint derweil vom Tisch. Und die anderen Teams dürfte Mosley spätestens mit einer abgestuften Einführung hinter sich bringen - falls die Summe 2010 nicht zu niedrig angesetzt wird.

Da in den kommenden Tagen und Wochen noch um Details gefeilscht werden wird, ist es aber weiterhin möglich, dass viele Teams bis zum Ende der Einschreibefrist am Freitag nicht melden werden: "Ich hoffe, dass wir innerhalb eine Woche einen Vorschlag finden, zu dem alle ja sagen können", sagte Mario Theissen. "Ich tue mich aber schwer, in allen offenen Punkten daran zu glauben."

"Max Mosley ist wohl zuversichtlicher, als ich es bin", zeigte sich der BMW Motorsport Direktor skeptisch. "Aber generell bin ich optimistisch und hoffe, dass wir eine Lösung finden können. Es war sicherlich ein konstruktives Meeting. Wir haben ein paar Fortschritte erzielt, sind aber nicht zu einer richtigen Lösung gekommen. Es gibt also noch ziemlich viel Arbeit zu erledigen, wenn wir eine Lösung haben wollen, die alle Parteien befriedigt."

Weiteres Treffen unter der Woche

"Wir haben uns heute erneut auf einen Vorschlag gemeinsam geeinigt, den wir der FIA übermittelt haben." Mario Theissen

Und weiter: "Wir haben uns heute erneut auf einen Vorschlag gemeinsam geeinigt, den wir der FIA übermittelt haben. Es stehen alle zehn Teams dahinter", so Theissen, der anfügte: "Wir werden uns mit der FOTA noch einmal zusammensetzen und dann eine Entscheidung treffen. Wann dieses Treffen sein wird, wird noch festgelegt, aber definitiv vor dem Ende der Einschreibungsfrist." Die endet am Freitag.

Die Woche in Monte Carlo prägten ein öffentlichkeitswirksames Treffen der Teamvereinigung FOTA auf der Luxusjacht von Renault-Teamchef Flavio Briatore und weitere Meetings hinter verschlossenen Türen. Der weiter siegessichere Mosley lehnte seit Samstag jedes weitere Treffen mit der FOTA ab und führte lieber Einzelgespräche. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der das Meeting mit den Teams vorzeitig verließ, drohte derweil mit Vertragsstrafen und mahnte an, dass kein Team unersetzlich sei. Und die sich anbahnende Einigkeit unter einem Großteil der Teams führte dazu, dass die Rebellenführer Ferrari und Toyota immer isolierter sind.

Derweil sucht Ferrari offenbar nach einer Rückzugsmöglichkeit ohne allzu großen Gesichtsverlust: "Wir wollen die Formel 1 und nichts anderes", versicherte Präsident Luca di Montezemolo kleinlaut. Die Ereignisse der vergangenen Woche haben in Maranello Eindruck hinterlassen. Zunächst lehnte ein Gericht in Paris einen Eilantrag zum Stopp der Budgetobergrenze ab, dann wandten sich die Konkurrenten von der Scuderia ab, da ein vertraglich zugesichertes Vetorecht öffentlich wurde.

Ecclestone pochte schließlich auf den von Ferrari 2005 unterschriebenen Vertrag, in dem die Italiener auch ihren Verbleib bis 2012 zusicherten, und drohte mit Rückzahlungsforderungen von 300 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 215 Millionen Euro) plus Strafgebühren. "Wer sich für unersetzlich hält, macht einen Fehler", sagte der Brite der 'Welt am Sonntag' und erinnerte an den einzigen Aussteiger vor der Saison: "Ross Brawn ist in aller Munde. Und Honda? Fast vergessen."