Ingenieure begrüßen die Herausforderung KERS

Trotz der jüngsten Zwischenfälle stehen die Formel-1-Ingenieure weiterhin hinter KERS - Zeitfaktor wird als größte Herausforderung gesehen

(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix von Australien 2009 wird erstmals KERS zugelassen sein, also eine neue Hybridtechnologie, die es ermöglicht, Bremsabwärme in Energie umzuwandeln und diese in Form von zusätzlicher PS-Leistung wieder freizusetzen. Ein innovatives Konzept mit Zukunft - aber immer mehr fragen sich: Auch mit Gegenwart?

Titel-Bild zur News: BMW Mechaniker Jerez

Der Zwischenfall mit einem Mechaniker in Jerez sorgt für Kopfzerbrechen

Denn spätestens seit dem Zwischenfall beim Test in Jerez, wo ein Mechaniker des BMW Sauber F1 Teams nach einem Stromschlag zusammenbrach, als er das Auto im Cockpitbereich berührte, sind die Risiken von KERS auch der Öffentlichkeit bewusst. Außerdem hat es bereits davor ein durch KERS-Tests ausgelöstes Feuer in der Red-Bull-Fabrik in Milton Keynes gegeben, wegen dem die komplette Belegschaft evakuiert werden musste.#w1#

Gascoyne betrachtet Probleme gelassen

Mike Gascoyne, Technischer Direktor von Force India, ist aber davon überzeugt, dass die Teams die Hybridtechnologie in den Griff bekommen werden: "Wenn man etwas Neues entwickelt, dann kommt es unweigerlich zu Problemen. Bei einigen sind diese schon aufgetreten, aber ich bin optimistisch, dass wir sie in den Griff bekommen werden. Es ist eine Herausforderung für die Ingenieure, ja, aber wir werden es in den Griff bekommen", sagte er heute am Hungaroring.

Zur Veranschaulichung stellte er eine Parallele auf: "Wir fahren heute mit 70 Kilogramm Benzin an Bord 300 km/h schnell durch einige Kurven. KERS ist eine ähnliche Herausforderung, was die Sicherheit angeht", so Gascoyne, der auch findet: "Es wird die Rennen spannender machen, weil die Art der Verwendung des Systems variieren kann. Und die Botschaft der Energierückgewinnung, die wir damit ausschicken, ist eine sehr positive."

Auch Pascal Vasselon von Toyota relativierte heute die jüngsten Zwischenfälle: "Wir alle werden versuchen, Batterien zu überhitzen. Die, die mit einem Schwungrad arbeiten, werden versuchen, dieses crashen zu lassen. Das müssen wir tun, um potenzielle Defekte auszuloten und sie unter Kontrolle halten zu können. Daher wird man natürlich weiterhin von brennenden Batterien und herumfliegenden Schwungrädern hören", winkte er ab.

Zwischenfall von Jerez noch nicht geklärt

Bei BMW ist man sich indes "noch nicht hundertprozentig sicher", wie es zu dem Stromschlag in Jerez kommen konnte, so Technikchef Willy Rampf. Aber er erklärte: "Wir untersuchen die Sache noch. Solange wir nicht genau sagen können, was es war, kann ich mich dazu nicht äußern. Aber sobald wir etwas herausfinden, werden wir auch die FIA informieren und mit ihnen besprechen, was man unternehmen kann, damit so etwas nicht mehr vorkommt."

Grundsätzlich outete sich der Deutsche als KERS-Fan: "Es ist für einen Ingenieur ein sehr interessantes Projekt, denn es ist ein einzigartiges System und keines, das man einfach so auf dem Markt kaufen kann", unterstrich Rampf, der auch einen anderen Punkt als wichtig erachtet: "Ich glaube, dass unsere Entwicklung dazu beitragen wird, dass einige Komponenten schon in ein paar Jahren in einem Straßenauto auftauchen könnten."

Einig sind sich die Teams jedoch darüber, dass der Zeitplan sehr knapp ist. Angeblich sollen sich inzwischen sechs der zehn Rennställe für eine Verschiebung der KERS-Premiere ausgesprochen haben. Vasselon meinte dazu nur: "Der Zeitplan ist in der Tat sehr knapp. Es ist möglich, es rechtzeitig zu schaffen, aber es wird schwierig, das System am Saisonbeginn einsatzbereit zu haben." Zumindest dann, wenn es hundertprozentig sicher sein muss...