• 01.08.2008 19:14

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Rot-silberne Friedenspfeife beim Maranello-Meeting

Dass Luca di Montezemolo FOTA-Vorsitzender werden sollte, wurde ausgerechnet von Ron Dennis vorgeschlagen - Mehrheit der Teams gegen KERS

(Motorsport-Total.com) - Am Dienstag kam es im Ferrari-Hauptquartier in Maranello zur konstituierenden Sitzung der neuen Formula One Teams Association (FOTA), der alle zehn aktuellen Formel-1-Rennställe angehören. Nach und nach sickern - freilich zumeist nur hinter vorgehaltener Hand - interessante Details von dem richtungsweisenden Meeting durch.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Ron Dennis

Ron Dennis (rechts) im Gespräch mit Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone

Eine fast schon unwirklich anmutende Information bekamen wir heute von drei verschiedenen Quellen bestätigt: Der Vorschlag, dass Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo für die ersten zwölf Monate den rotierenden FOTA-Vorsitz übernehmen sollte, kam ausgerechnet von Ron Dennis! Der McLaren-Mercedes-Teamchef setzt damit seinen Kuschelkurs mit Ferrari fort, denn schon bei einer Grillparty in Hockenheim hatte er sich an den Tisch von Stefano Domenicali und Co. gesetzt.#w1#

Dennis auf Kuschelkurs mit Ferrari

Nicht einmal ein Jahr nach der Spionageaffäre kommt die Annäherung seitens der Silberpfeile aber für Insider nicht wirklich überraschend, denn Dennis-Intimfeind Jean Todt hat in der Gestione Sportiva zumindest zum Tagesgeschäft nichts mehr zu sagen und Nachfolger Domenicali wird in Woking sehr geschätzt. Außerdem hält Dennis di Montezemolo wegen dessen GPMA-Vergangenheit für einen kompetenten Mann in Sachen Verhandlungen mit Bernie Ecclestone.

Das Meeting, bei dem die FOTA gegründet wurde, dauerte fünf Stunden. Die Stimmung war "positiv, weil alle Teams ungefähr einer Meinung waren", so Force-India-Teamchef Colin Kolles gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Anwesend waren alle Teamchefs bis auf Frank Williams, der sich durch Adam Parr vertreten ließ. Manche kamen sogar in Begleitung eines zweiten Repräsentanten, beispielsweise Dennis, der Martin Whitmarsh an seiner Seite hatte.

Die FOTA ließ gleich in ihren ersten Stunden ihre Muskeln spielen, als nämlich die ebenfalls eingeladenen Formel-1-Vertreter Ecclestone und Donald McKenzie von CVC gebeten wurden, für 45 Minuten den Raum zu verlassen. Ecclestone war darüber sehr verärgert und stieg sofort in seinen Privatjet zurück nach London. Prekär: Morgens waren zwei Teamchefs mit Ecclestone nach Italien geflogen, die nun von Dennis mitgenommen werden mussten...

Nur noch zwei Teams klar pro KERS

Auf der Tagesordnung standen neben grundsätzlichen Vereinbarungen für die Struktur der FOTA auch das Concorde-Agreement sowie die Hybridtechnologie KERS, die 2009 eingeführt werden soll. Nach den jüngsten Zwischenfällen haben sich in Maranello nur noch zwei Teams (Williams und BMW) dezidiert pro KERS schon ab 2009 ausgesprochen, während Honda und Toyota sowohl den aktuellen Plan wie auch eine Verschiebung mittragen würden. Der Rest will KERS frühestens 2010.

Ein zweites FOTA-Meeting ist derzeit noch nicht terminlich geplant, weil erst einmal genaue Statuten für die neue Interessensgemeinschaft aufgesetzt werden müssen. Außerdem haben die Teams mit der Erstellung des neuen Reglements, wie es ihnen FIA-Präsident Max Mosley aufgetragen hat, ohnehin genug zu tun. Präsentieren wird die FOTA ihre Vorschläge aber nicht wie von Mosley gefordert bis 3. Oktober, sondern bis 15. Januar nächsten Jahres.