• 21.06.2008 21:13

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

BMW rüstet auch für Einsätze ohne KERS

Wegen des hohen Gewichts der KER-Systeme steht noch nicht fest, ob das BMW Sauber F1 Team 2009 damit fahren wird

(Motorsport-Total.com) - Weil der Einsatz der Hybridtechnologie in Form des schon oft beschriebenen KER-Systems nicht nur einen per Knopfdruck zu aktivierenden Kurzzeit-Leistungsgewinn mit sich bringt, sondern gleichzeitig auch ein Gewichtshandicap, überlegen immer mehr Teams, KERS 2009 gar nicht einzusetzen. Offenbar ist diesbezüglich auch bei BMW noch keine Entscheidung gefallen.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Beschäftigt sich derzeit intensiv mit dem Thema KERS: Mario Theissen

Der deutsche Automobilhersteller gehört grundsätzlich zu den größten Befürwortern der KERS-Einführung, aber die Systeme werden nach aktuellem Informationsstand mindestens 25 Kilogramm wiegen. Das bedeutet, dass die Ingenieure mit 25 Kilogramm weniger Ballastgewicht spielen können, was heute gängige Praxis ist, um die Gewichtsverteilung und somit auch die Balance zu verbessern. Oder noch schlimmer: Vielleicht wird gar das Mindestgewicht von 605 Kilogramm überschritten...#w1#

BMW für beide Varianten gerüstet

Daher gab BMW Motorsport Direktor Mario Theissen heute zu, dass er noch nicht weiß, ob seine Autos beim Saisonauftakt 2009 mit KERS fahren werden oder nicht: "Es kann durchaus sein, dass man am Anfang sagt: KERS macht uns noch nicht schneller. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass es im Laufe der Saison passieren wird. Das Auto wird also so konstruiert sein, dass es mit und ohne KERS funktionieren kann", so der Deutsche auf eine Frage von 'Motorsport-Total.com'.

Zwei Autos (eines mit, eines ohne KERS) werde man nicht bauen, denn "dafür haben wir nicht die Kapazität", aber Theissen geht prinzipiell davon aus, KERS früher oder später im Rennbetrieb zu sehen: "Wir entwickeln KERS mit Hochdruck, weil wir darin eine große Zukunft sehen, vor allem für das Straßenauto. Es ist allerdings ein sehr anspruchsvolles Projekt. Wir werden Hybridelemente entwickeln, die weit jenseits der heutigen Hybridtechnik sind, und wir werden Komponenten am Auto haben, die es heute noch gar nicht gibt. Dieser Entwicklungssprung ist faszinierend."

Abgesehen von KERS wird 2009 auch die Aerodynamik komplett neu sein. Theissen sieht darin eine Chance für die Formel 1: "Die Chance, dass die Startaufstellung im nächsten Jahr durchgemischt wird, ist viel größer als sonst - eben wegen Aero und KERS", analysierte er. "Manche werden es auf Anhieb treffen, andere werden nachbessern müssen und einen zweiten Anlauf brauchen. Damit wird es auch während der Saison stärkere Verschiebungen geben."

Neues Spiel, neues Glück?

"Im nächsten Jahr", spielte er auf das riskante Konzept des aktuellen F1.08 an, mit dem das BMW Sauber F1 Team bisher gut gefahren ist, "muss jeder einen mutigen Schritt machen, weil die neue Aerodynamik niemand einschätzen kann. Das ist ein völlig neues Paket - mit Konsequenzen auch auf das Gesamtfahrzeug und auf die Mechanik, weil der Abtrieb deutlich geringer werden wird. Da betritt jeder neues Territorium. Keiner kann sagen, er entwickelt nur konventionell sein Auto weiter."

Eine Reduktion der Aerodynamikabteilung wegen der festgelegten Aeroregeln kann er sich aber nicht vorstellen: "Ich gehe davon aus, dass wir auch in Zukunft in der Aerodynamik sehr viel arbeiten werden, allerdings werden wir sicher keinen zweiten Windkanal auf die Füße stellen. Wir setzen mehr auf die Verbindung von Windkanal und Simulationsrechnung, weil uns das Verständnis davon hilft, die Varianten einzugrenzen", erläuterte Theissen.