Berger: "Bei allen Budgets gehört eine Null hinten weg"

Ex-Pilot Gerhard Berger ist gar nicht erfreut über die Finanzauswüchse der Formel 1 und auch nicht über den Fakt, dass ein Bereich wie die Aerodynamik so wichtig ist

(Motorsport-Total.com) - Das System Formel 1 krankt - und das schon seit Jahren. Spätestens seit dem Wettrüsten der mächtigen Automobilkonzerne Anfang des neuen Jahrtausends sind die Kosten in der Königsklasse explodiert. Doch selbst mit dem Verschwinden von BMW, Honda oder Toyota lassen sich die Budgets kaum wieder zurückschrauben - zu Lasten der kleinen Teams, die an ihrem persönlichen Limit operieren müssen ohne eine Chance zu haben.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger greift sich an den Kopf, wenn er an die ganzen Teambudgets denkt Zoom

Damit es in Zukunft kein Massenteamsterben gibt, will die FIA für die Saison 2015 ein Budget Cap, also eine Budgetkostengrenze, einführen, die eigentlich schon zur Saison 2010 versprochen wurde. Doch noch ist man sich selbst unter Experten unsicher, ob eine solche Grenze überhaupt kontrolliert werden kann und wo man ansetzen soll. Schrittweise sollen die Budgets der Teams heruntergesetzt werden und Gerhard Berger hat auch schon eine konkrete Idee, wo es hinführen soll.

Er sieht ein Budget von 60 Millionen Euro als maximale Obergrenze, derzeit arbeitet selbst Hinterbänkler Marussia knapp über diesem Betrag. "Eigentlich gehört bei allen Budgets eine Null hinten weg", fordert er bei 'auto motor sport'. Das Geld, das Formel-1-Boss Bernie Ecclestone an die Teams ausschüttet, müsste laut Berger groß genug sein, um die Rennen finanzieren zu können. "Es kann ja nicht sein, dass es in der Formel 1 kein einziges Team mit einem Geschäftsmodell gibt, das sich selbst trägt", schüttelt er den Kopf.

In den 90er Jahren konnte Benetton noch mit einem Budget von rund 40 Millionen Euro Weltmeister, heute fährt Marussia mit über 60 Millionen hoffnungslos hinterher. Doch wie konnte die Kostenspirale so explodieren? "Das ganze Geld ist in die Technik geflossen", erklärt Berger. "Die Formel 1 soll und muss das Flaggschiff des Motorsports und der Technik sein. Aber man muss ein gewisses Fenster schaffen." Und vor allem müsse man sich breiter aufstellen.

Viele Jahre lang habe die Aerodynamik die größte Rolle in der Formel 1 gespielt, ab der Saison 2014 konzentriert sich alles auf die Turbomotoren, was den Teams wieder massig Geld aus der Tasche zieht. Doch Berger findet, dass es noch weitere Nachteile bringt, wenn ein Bestandteil des Autos so wichtig ist, wie einst die Aerodynamik. "Das führt dazu, dass irgendwann ein Team unschlagbar ist, weil es wie Red Bull mit Newey (Technikchef Adrian Newey; Anm. d. Red.) den besten Mann und die besten Werkzeuge hat."

"Es kann ja nicht sein, dass es in der Formel 1 kein einziges Team mit einem Geschäftsmodell gibt, das sich selbst trägt." Gerhard Berger

Denn in den vergangenen Jahren habe kein Team eine Chance gehabt, wenn es aerodynamisch nicht die Spitzenklasse war - da hätte der Fahrer oder der Motor noch so gut sein können. "Wenn dann der beste Fahrer in dem Auto mit der besten Aerodynamik sitzt, dann hat keiner mehr eine Chance", sagt der Österreicher. Die Lösung sei für ihn, das Gesamtpaket Auto in mehrere Bereiche aufzuteilen, die alle gleich wichtig sind - sei es Aerodynamik, Motor, Fahrer oder Mechanik. "Wenn du dann in einem Bereich überragend bist, muss das noch lange nicht heißen, dass du alles gewinnst."

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