Jean Todt: Darum gibt es keine Chance auf eine V10-Rückkehr

FIA-Präsident Jean Todt erteilt allen Fans eine Absage, die von einem Comeback der alten V10- oder V12-Motoren in der Formel 1 träumen: Rückkehr nicht vereinbar

(Motorsport-Total.com) - Geht es um die V6-Hybrid-Motoren in der Formel 1, verdrehen viele Fans die Augen. Beliebt sind die Aggregate weder bei Zuschauern noch bei kleineren Teams, weil sie kaum Sound bieten, viel zu kompliziert sind und Unsummen kosten. Selbst der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone hatte schon vorgeschlagen, zurück zu den alten V8- oder V10-Motoren zu gehen - und viele Fans träumen sogar noch von V12.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Erteilt der Rückkehr zu veralteten Motoren eine Absage: FIA-Präsident Jean Todt Zoom

Doch FIA-Präsident Jean Todt bringt den Traum zum Platzen: Er schiebt einer Rückkehr zu den alten Motoren einen Riegel vor und schließt sich damit der Meinung des neuen Formel-1-Sportchefs Ross Brawn an. "Das würde die Gesellschaft nicht akzeptieren", sagt er gegenüber dem FIA-Magazin 'Auto'. "Wir haben eine Verantwortung, eine Organisation zu leiten, die von der globalen Gesellschaft überwacht wird - und die wird das nicht akzeptieren", sagt er bestimmt.

Derzeit werde in der Öffentlichkeit viel Wert auf Themen wie Klimawandel und Umweltschutz gelegt, und die Formel 1 habe die Verantwortung, ebenfalls dazu beizutragen, sagt Todt. Zwar verursache ein Formel-1-Grand-Prix bereits weniger Verschmutzung als ein einzelnes Flugzeug von Paris nach New York, "aber wir müssen ein Beispiel sein", so Todt. "Und um ein Beispiel zu sein, dürfen wir uns nicht erlauben, für unnötige Verschmutzung zu sorgen - das wäre das falsche Image."

Zwar kommt die vor wenigen Jahren neugeschaffene Formel E diesem Image mit ihrer Elektrotechnologie noch eher nahe, doch die Formel 1 ist das motorsportliche Aushängeschild der Welt. Der Wechsel auf Hybrid-Motoren war auch eine Reaktion auf den Wandel in der Straßentechnologie, und Todt glaubt, dass die Hersteller eine Rückkehr auf zehn Jahre alte Technologie nicht mitmachen würden.


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"Ich bin überzeugt davon, dass mindestens drei von vier Herstellern aussteigen würden", erklärt der Franzose und sagt, dass man auch das derzeitige Investment schützen müsse. Die Hybrid-Motoren wurden mit viel Aufwand entwickelt und können daher nicht einfach von heute auf morgen gekippt werden. "Wir können nicht in jedem Jahr in neue Technologie investieren. Das wäre finanziell nicht nachhaltig - und wir beschweren uns ohnehin schon über die Kosten, die ich für absurd halte", so Todt.

Gleichzeitig müsse man auch die Zukunft des Motorsports im Blick halten, von der heute noch keiner weiß, wie sie aussehen wird. "Auch das liegt in unserer Verantwortung: Wir müssen nicht entscheiden, was wir im kommenden Jahr tun werden, sondern wie die Formel 1 2021 oder 2030 aussehen wird - Gleiches gilt für den Rallye- oder Langstrecken-Sport", unterstreicht der FIA-Präsident.

Todt ist zum Beispiel überzeugt davon, dass in Zukunft Wasserstoff-Technologie zum Einsatz kommen wird und dass fahrerlose Autos, wie sie derzeit schon in der Roborace-Serie getestet werden, bestimmte Aufgaben übernehmen können - wie etwa das Führungsfahrzeug im Rallye-Sport zu mimen. "Der Motorsport verändert sich und wird sich weiter verändern. Wir müssen sicherstellen, dass wir die besten Zutaten zusammenhalten."