Fahrverhalten 2014: Piloten rechnen mit mehr Einfluss

Jenson Button und Fernando Alonso schildern ihre Erkenntnisse aus dem Simulator: 2014er-Autos vermitteln ein völlig anderes Fahrgefühl als bisher

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 steht vor einem Umbruch. Spätestens nach dem Grand Prix von Brasilien an diesem Wochenende gilt die volle Aufmerksamkeit aller Beteiligten dem neuen Reglement, das im gesamten Feld für eine gehörige Verschiebung der Kräfteverhältnisse sorgen wird. So zumindest die Vermutungen von Fahrern und Teamverantwortlichen.

Titel-Bild zur News: Jenson Button, Fernando Alonso

Button und Alonso erwarten für 2014 enge Duelle und mehr Spannung Zoom

Was das Fahrverhalten mit den neuen Autos betrifft, hat sich McLaren-Pilot Jenson Button im Simulator ein erstes Bild verschafft und gibt ein Beispiel: "In Kurve drei von Barcelona ist es derzeit kaum möglich, das Heck zu verlieren. Wenn du dort aber im nächsten Jahr etwas zu früh aufs Gas gehst, kommt das Heck aufgrund des Drehmoments."

"Der Motor vermittelt dir ein ganz anderes Gefühl", beschreibt Button und geht ins Detail: "Die Drehzahlen sind so niedrig. Außerdem bist du in anderen Gängen unterwegs als bisher. Am schwierigsten ist das Sound-Tuning. Das muss aber stimmen. Wir werden 2014 ständig um Grip kämpfen."

Pro und Contra der Simulatorarbeit

"Die Rennen dürften enger werden mit mehr Duellen", vermutet der McLaren-Pilot und begründet: "Das liegt daran, dass die Autos über weniger Abtrieb verfügen und insgesamt schwieriger zu fahren sein werden. Da sind schnell mal Fehler passiert. Das dürfte es interessant machen, denn es ist einfach schwierig, die Leistung auf die Straße zu bringen."

Zusammenfassend schlussfolgert der Weltmeister des Jahres 2009: "Es ist ein ganz anderes Gefühl. Du musst viel sensibler mit dem Gaspedal umgehen - mehr als in jedem anderen meiner Jahre in der Formel 1. Da kommt noch viel Arbeit im Simulator auf uns zu."

"Du musst natürlich schauen, dass die Korrelation passt." Jenson Button

Eben jene Simulatorarbeit wird für die Piloten einen Großteil der Winterpause ausmachen. "Du musst natürlich schauen, dass die Korrelation passt. Das heißt: Alles, was aus dem Windkanal kommt, sollte korrekt sein. Wenn du diese Daten im Simulator ausprobierst, die Daten aber falsch sind, dann arbeitest du an der Realität vorbei", weiß Button aus eigener, schmerzhafter Erfahrung mit dem diesjährigen McLaren MP4/28 und hofft, dass der MP4/29 von Beginn an ein gelungener Wurf sein wird: "Es wäre schön, es von Anfang an richtig hinzukriegen."

"Die Frage ist natürlich, inwiefern du dem Ganzen glauben kannst. Der Simulator ist ein gutes Hilfsmittel. Wahrscheinlich wird es in der Realität aber insgesamt etwas einfacher sein mit den neuen Autos", mutmaßt Button, ist ungeachtet dessen aber überzeugt: "Vor uns allen liegt eine steile Lernkurve."

Ferrari (mal wieder) zum Erfolg verdammt

Fernando Alonso

Klappt es für Alonso im fünften Ferrari-Jahr mit dem WM-Titel? Zoom

Ferrari-Pilot Fernando Alonso ist ebenfalls noch skeptisch und traut den Erkenntnissen aus dem Simulator noch nicht so recht über den Weg. "Wenn wir im Simulator testen, ist es jedes Mal komplett anders. Die Schritte sind natürlich gewaltig. Das liegt an den tiefgreifenden Reglementänderungen", sagt der Spanier und erinnert sich: "Als ich September das erste Mal im Simulator testete, war es sehr schwierig."

"Inzwischen kommen wir der Sache näher. Für Australien erwartete ich große Unterschiede im Vergleich zur aktuellen Situation", sagt der Ferrari-Pilot und hofft, dass "der Fahrer künftig wieder eine größere Rolle" spielt: "Es gibt dann weniger Kontrolle durch die Ingenieure. Wir Fahrer müssen während des Rennens unsere eigenen Entscheidungen treffen. Diese könnten unterm Strich den Unterschied ausmachen."

Eines steht für Alonso, der in diesem Jahr nach 2010 und 2012 zum dritten Mal "nur" Vizeweltmeister wird, schon jetzt fest: "Wir starten jede Saison mit dem Glauben, den Titel gewinnen zu können. Klappt das nicht, dann war die Saison nicht gut genug. Wir müssen es im nächsten Jahr besser machen."