Sauber: Frijns von Sirotkin-Deal ausgebremst

Von wegen Erfahrung ist alles: Sergei Sirotkin (17) erhält wegen seiner russischen Sponsorenmillionen den Vorzug vor Robin Frijns (22)

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich hatte GP2-Talent Robin Frijns gehofft, 2014 unter Umständen zum Stammfahrer befördert zu werden, doch ausgerechnet bei seinem "halben Heim-Grand-Prix" in Belgien zeichnet sich ab, dass dieser Traum wohl platzen wird. Denn bei Sauber steht inzwischen der erst 17-jährige Russe Sergei Sirotkin auf Pole-Position, an dem die mit russischen Partnern vereinbarten Finanzspritzen hängen.

Titel-Bild zur News: Robin Frijns

Robin Frijns scheint 2014 keine Chance auf ein Sauber-Cockpit zu haben Zoom

Geld regiert also einmal mehr die (Formel-1-)Welt, denn Frijns ist immerhin schon 22 Jahre alt, war 2010 Champion der Formel BMW, 2011 der Formel Renault und 2012 der Renault-World-Series. In eben dieser dümpelt Sirotkin, dem von russischen Beobachtern durchaus Talent bescheinigt wird, momentan auf dem neunten Platz herum - von den Bedenken wegen seiner sehr begrenzten Erfahrung einmal ganz abgesehen.

Gerade Monisha Kaltenborn hatte diesen Faktor in den vergangenen Jahren immer als besonders wichtig hervorgehoben, steht plötzlich aber hinter der Idee, einen 17-Jährigen (Sirotkin wird am kommenden Sonntag 18) ins Formel-1-Cockpit zu setzen. "Ich sage immer noch, dass Erfahrung extrem wichtig ist", argumentiert sie und gesteht: "Wir haben jetzt halt einen Deal, und der Fahrer ist ein Teil dieses Deals, wie wir ja offen gesagt haben."

Frijns leidet unter fehlenden Sponsoren

Frijns, betreut übrigens von Hülkenberg-Manager Werner Heinz, hat das Pech, keine zahlungskräftigen Sponsoren hinter sich zu wissen - aber auf die ist Sauber in der aktuell so prekären Situation angewiesen. "Robin hatte einen völlig anderen Hintergrund und wir konnten ihn zu jenem Zeitpunkt nicht ins Auto setzen." Dass ihm die Formel 1 anfangs auch zu Kopf gestiegen sein soll, dürfte dem Niederländer ebenfalls nicht geholfen haben.

Endgültig abgeschrieben ist er aber noch nicht: "Wir sind dabei, mit ihm die Möglichkeiten, die es gibt, zu prüfen", versichert Kaltenborn. "Es ist natürlich eine etwas andere Situation als vielleicht vor ein paar Monaten - das hat sich nun mal so ergeben. Wir werden erstmal mit ihm sprechen und eine Lösung suchen. Es wäre nicht richtig, das zu kommentieren und öffentlich zu diskutieren."


Fotos: Sauber, Großer Preis von Belgien


Auf den Spuren von Kimi Räikkönen

Was Sirotkin angeht, so scheint Sauber das am besten geeignete Team zu sein, wenn es darum geht, einen jungen Fahrer behutsam an die Formel 1 heranzuführen. 2001 gelang das mit einem gewissen Kimi Räikkönen, der vor seinem ersten Grand Prix gerade mal 23 Autorennen auf dem Buckel hatte und für seine Superlizenz sogar beim damaligen FIA-Präsident Max Mosley hausieren gehen musste.

Auch Nick Heidfeld wurde bei Sauber ausgebildet, später dann Topfahrer wie Felipe Massa, Robert Kubica und Sebastian Vettel. "Wir hatten ähnliche Situationen - vielleicht nicht ganz so jung, aber oftmals nicht sehr viel älter", erinnert sich Kaltenborn. "Wir werden wieder unser Bestes geben, um ihm so viele Kilometer wie möglich zu ermöglichen. Da verfolgen wir weiterhin das gleiche Prinzip."

Sergei Sirotkin

Sergei Sirotkin ist Saubers großer Heilsbringer, was das Geld angeht Zoom

Vom Auftreten her hat Sirotkin bei den zwei Tagen in der Sauber-Fabrik einen positiven Eindruck hinterlassen: einerseits gelassen, aber doch fokussiert. "Man würde nicht glauben, dass er nur 17 oder 18 Jahre alt ist. Er weiß genau, was er will, und es ist sehr beeindruckend, wie reif er für sein Alter ist. Aber es ist noch zu früh, um zu sagen, wie er sich im Auto anstellen wird", sagt Kaltenborn.