Talent, Geld und Erfahrung: Die Mischung macht's

Als junger Pilot muss man heutzutage nicht mehr nur Talent mitbringen, wenn man in die Formel 1 will: Auch die Erfahrung und das Geld zählt - Doch es gibt Gegenbeispiele

(Motorsport-Total.com) - Es gibt Fahrer, die erobern die Formel 1 im Sturm. Nico Hülkenberg ist so ein Beispiel. Der Deutsche fegte nur so durch die unteren Formelklassen und gewann fast jede Serie gleich beim ersten Versuch - egal ob Formel BMW, A1GP-Serie, Formel-3-Euroserie oder die GP2. Dann gibt es Fahrer, die brauchen ein wenig länger, wie aktuell Giedo van der Garde, der den Sprung in die Königsklasse erst mit 27 schaffte.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg hat sich durch alle möglichen Nachwuchsserien gekämpft Zoom

Und dann gibt es Fahrer, die kommen schon mit ganz jungen Jahren in die Formel 1, auch wenn sie kaum nennenswerte Erfolge vorzuweisen haben. Aktuell denkt man dabei ganz gerne an den 17-jährigen Sergei Sirotkin, der in der kommenden Saison sein Debüt bei Sauber geben soll. Viele halten den jungen Russen für zu unerfahren, doch das Beispiel Kimi Räikkönen hat gezeigt, dass auch dieser Weg funktionieren kann. Der Finne fuhr vor seinem Formel-1-Einstieg nur 23 Autorennen - und ist mittlerweile der heiß umworbenste Fahrer auf dem Markt.

Doch der Einsatz des Iceman war für Sauber damals ein großes Risiko, das sich nur in den seltensten Fällen ausbezahlt hat, denn Erfahrung ist neben Talent eines der wichtigsten Grundsäulen im Motorsport. "Man braucht ein solides Fundament", weiß Nico Hülkenberg. "Man braucht einen guten Sack Erfahrung von den Juniorserien - angefangen mit dem Kartsport", rät der Sauber-Pilot seinen jüngeren Kollegen.

Denn schon im Kartsport sei es wichtig, dass man ein paar Jahre auf internationalem Niveau gefahren ist. "Das ist nämlich eine Sache, die kann man nie mehr aufholen, und die prägt sehr und bildet einen aus", erklärt Hülkenberg. "Danach ist es auch in den Formelserien wichtig, dass man genügend Erfolge hat." Dann ist der Weg in die Königsklasse fast vorgezeichnet. Wäre da nicht noch ein großes "aber".

Ohne Geld geht nichts...

Und das heißt: Geld. Ohne Geld geht heutzutage nichts. Man kann talentiert ohne Ende sein, doch wenn man nicht den richtigen Sponsor im Rücken weiß, ist der Weg in die Formel 1 fast eine Sackgasse. Leidvoll musste das jetzt kürzlich Robin Frijns erfahren. Der Niederländer ist aktueller Meister in der Renault-World-Series, fiel aber gerade in der GP2 durch den Rost, weil er nicht genügend Sponsorengelder mitbringen konnte.

Robin Frijns

Robin Frijns ist erst einmal raus aus der obersten Nachwuchsklasse Zoom

"Er ist ein phänomenales Talent, hat aber kein Geld", bringt es Mark Webber auf den Punkt. "Es gibt leider viele von ihnen. Das ist ein trauriger Zustand", erklärt er. Da er aus eigener Erfahrung weiß, wie schwierig sich die Suche nach einem passenden Budget gestaltet, hilft der Australier anderen Nachwuchspiloten dabei. Zusammen mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner führt er das Team "MW Arden" in der GP3 und der Formel Renault 3.5. Einer seiner Schützlinge wurde im vergangenen Jahr Meister in der GP3 und ist derzeit in der GP2 bester Rookie: Mitch Evans.

Damit die Karriere des Neuseeländers nicht ins Stocken gerät, hat sich Webber der Sache angenommen: "Mein Job ist Mitch weiterzubringen, damit er zeigen kann, was er draufhat." Evans ist dadurch ein Kandidat, der früher oder später in der Formel 1 landen könnte. So wie es in diesem Jahr beispielsweise Esteban Gutierrez, Giedo van der Garde oder Max Chilton geschafft haben. Alle drei bringen dicke Geldpakete mit zu ihren Teams und werden daher oft als Paydriver beschimpft.

Das beste Paket entscheidet

Adrian Sutil kann sich mit dem Begriff allerdings nicht so recht anfreunden: "Paydriver ist eine schwierige Formulierung. Es gibt auch wirklich Topfahrer, die einen Sponsor mitbringen. Das ist dann das beste Paket", meint der Force-India-Pilot. So bringt zum Beispiel auch Fernando Alonso die spanische Bank Santander mit zu Ferrari - oder andersherum. Doch es gibt auch andere Beispiele: "Manche Fahrer kommen hier wirklich nur wegen des Geldes rein. Aber Qualitäten müssen sie trotzdem alle haben, sonst hält das ohnehin nicht lange."

Mitch Evans

GP3-Meister Mitch Evans weiß die Unterstützung Mark Webbers hinter sich Zoom

Für den Deutschen sei das natürlich aber nicht die Schuld der Fahrer - vielmehr sei es das System, das krankt. "Den Top 3 geht es sehr, sehr gut. Das sind Topmarken da vorne. Aber dann ist jeder auf der Suche nach Geld. Es ist auch sehr verwunderlich, dass es in einem großen Sport doch so schwierig ist für die Teams, Sponsoren zu finden - dass sie am Ende Fahrer suchen, die einen Sponsor an der Angel haben", wundert sich Sutil. "Das ist merkwürdig. Ich glaube schon, dass es eine Frage des Systems ist und irgendetwas nicht richtig funktioniert."

Fahrern wie Robin Frijns wird diese Feststellung aber wohl nichts nützen, denn solange man die Ursache kennt, sie aber nicht löst, ändert sich am Ende nicht wirklich etwas. Für die Teams ist eben eines klar: Geht man nach der Logik von Sutil, dann hat Frijns zwar sportliche einige Argumente vorzuweisen, am Ende hat er aber doch nicht das beste Gesamtpaket.