Vor Meeting: Verwaltung des Sports das wichtigste Thema

Viele Fragen, wenige Antworten: Der Weg zu einem neuen Concorde-Agreement ist trotz Gipfeltreffen am 23. Oktober in Paris noch lang

(Motorsport-Total.com) - Am 23. Oktober treffen am Place de la Concorde in Paris Gastgeber Jean Todt, Präsident der FIA, Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone und Vertreter von allen zwölf Teams zusammen. Ziel des Gipfeltreffens ist, entscheidende Fortschritte auf dem Weg zu einem neuen Concorde-Agreement für 2013 bis 2020 zu machen, denn in elf Wochen läuft der aktuelle Grundlagenvertrag aus.

Titel-Bild zur News: FOTA-Meeting in Suzuka

Beim Meeting in Suzuka wurde Vorarbeit für den 23. Oktober geleistet Zoom

Bisher gibt es nur Individualvereinbarungen zwischen Ecclestone (eigentlich: den Inhabern der kommerziellen Rechte) und zehn Teams, die als eine Art Vorvertrag betrachtet werden können. Doch von einer Dreiparteien-Vereinbarung, wie sie seit 1981 in bisher sechs Versionen des Concorde-Agreements üblich ist, sind noch drei unterzeichnende Organisationen ausgeklammert: die beiden Teams HRT und Marussia sowie die FIA als Sporthoheit.

Christian Horner betrachtet das Meeting als wichtige Chance, im Raum stehende Fragen zu klären: "So, wie wir jetzt hier sitzen, hat noch niemand für die nächstjährige Weltmeisterschaft genannt und wir haben kein Reglement. Wir haben aber schon Mitte Oktober. Zu verstehen, wie die Prozesse aussehen, um uns vorwärts zu bewegen, ist wichtig. Es ist eine gute Gelegenheit für die drei beteiligten Seiten, diverse Themen zu besprechen", so der Red-Bull-Teamchef.

Definition eines Konstrukteurs zur Diskussion

Themen liegen nämlich genug auf dem Tisch: die geplante Erhöhung der FIA-Nenngebühren, das für 2014 anvisierte Ressourcen-Restriktions-Abkommen (gegen das sich Red Bull weiterhin sperrt) oder auch die Definition des Begriffs Konstrukteur. Denn die Liste mit Teilen, die ein Team selbst bauen muss, um als für die Weltmeisterschaft qualifizierter Konstrukteur durchzugehen, wird immer kürzer - ein erster Schritt in Richtung Kundenautos, wie einige glauben.

Doch der wichtigste Punkt, denn zehn Teams (ohne Red Bull und Toro Rosso) vorab schon am Rande des Grand Prix von Japan besprochen haben, ist ein anderer: die Verwaltung des Sports und die Prozesse zur Erstellung der Reglements. Bekanntlich hatte Ecclestone vor, den aktuellen Prozess mit Sportlicher/Technischer Arbeitsgruppe, Formel-1-Kommission und FIA-Motorsport-Weltrat durch eine Regelkommission zu ersetzen, doch das stößt bei den Teams auf wenig Gegenliebe.

Auf dem Tisch liegt stattdessen nun ein Vorschlag für eine Reform der Formel-1-Kommission, die von 26 auf 18 Mitglieder verkleinert werden soll. Statt bisher alle zwölf wären darin nur noch sechs Teams vertreten (voraussichtlich Red Bull, Ferrari, McLaren, Mercedes, Williams und Lotus); die beiden anderen "Sechserblöcke" könnten zwischen Ecclestone und Todt aufgeteilt werden. Der Einfluss der Teams wäre rein rechnerisch von 46 auf 33 Prozent reduziert.

Zieht man noch in Betracht, dass in der Formel-1-Kommission in der Vergangenheit auch technische Partner der Teams vertreten waren, Sponsoren und teilweise von den Teams nominierte Streckenbetreiber, lag der Einfluss bisher sogar eher bei 70 als bei 33 Prozent. Und Sauber, Force India und Co. stößt sauer auf, dass sie gar nicht mehr an Bord wären. Toro Rossos Interessen wären wenigstens durch die Red-Bull-Stimme vertreten, darf man annehmen.

Verwaltung zuerst, dann alles andere

"Das Hauptthema ist die Verwaltung", erklärt eine Teamquelle gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Bringt das auf die Reihe, dann kümmern wir uns um alles andere - sei es die Struktur der Formel-1-Kommission, seien es die Arbeitsgruppen, die Nenngebühren, das RRA, gelistete Teile oder was auch immer." Eine andere Quelle ergänzt: "Es ging (beim Meeting in Suzuka; Anm. d. Red.) um die Verwaltung, darum, die Integrität des Concorde-Agreements zu wahren."

Christian Horner

Christian Horners Red-Bull-Team war beim Suzuka-Meeting nicht eingeladen Zoom

"Ich bin ziemlich optimistisch. Wir werden Lösungen finden", hofft Mercedes-Teamchef Ross Brawn. Auch Horner hält den Termin am 23. für richtungsweisend: "Ich weiß nicht, ob wir die gleiche Meinung haben wie die anderen, die zu dem Meeting gehen. Ich glaube, es ist ein wichtiges Meeting, aber vieles wurde auch schon diskutiert. Es ist eine gute Gelegenheit für die Teams, mit dem Inhaber der kommerziellen Rechte und der FIA zu sprechen."

Der Red-Bull-Teamchef ist mit der Meinung der anderen Teams d'accord, dass die Verwaltungsprozesse Thema Nummer eins sein müssen: "Langfristig gesehen ist die Führung natürlich das Wichtigste - nach welchem Prozess Regeln und welche Regeln formuliert werden. Das wirkt sich auf die Kosten aus. Das ist ein entscheidender Faktor in der Vorwärtsbewegung." Über die vieldiskutierten FIA-Nenngebühren wisse man hingegen noch zu wenig.

Nenngebühren: Horner wartet ab

"Bevor wir uns hinsichtlich der Nenngebühren ein Urteil erlauben, sollten wir erst abwarten, wie das genau aussieht, was darin eingeschlossen ist, was nicht eingeschlossen ist", warnt der Brite vor überflüssiger Panikmache im Vorfeld und erklärt: "Derzeit haben wir viele zusätzliche Gebühren, die außerhalb der Nenngebühr verrechnet werden. Es wäre daher falsch, eine Beurteilung vorzunehmen, bevor wir nicht die Kriterien genau kennen."

Luca di Montezemolo und Bernie Ecclestone

Mächtige Führungsspieler: Luca di Montezemolo und Bernie Ecclestone Zoom

Laut Informationen von 'auto motor und sport' gibt es nun immerhin ein konkretes Zeitfenster, in dem die Teams für die Weltmeisterschaft 2012 nennen können. Dieses soll von 15. bis 31. Oktober geöffnet sein. Dass irgendjemand schon vor dem 23. nennt, gilt aber als unwahrscheinlich. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' könnte es zwischen FIA-Präsident Todt, Stefano Domenicali (Ferrari) und Martin Whitmarsh (McLaren/FOTA) eine Vorab-Besprechung geben.

Die kühne Prognose, dass schon am 23. ein von allen drei Seiten (Ecclestone, FIA und Teams) ratifiziertes Concorde-Agreement präsentiert werden kann, bewerten Branchenkenner als gewagt. Angesichts der vielen auf dem Tisch liegenden offenen Fragen und den unterschiedlichen Interessen selbst innerhalb der teilweise gespaltenen Teamfraktion wäre eine finale Einigung noch in diesem Monat eine Überraschung.

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