Red Bull und das ewige Einbremsen der Fahrer

Sebastian Vettel wurde in Südkorea die schnellste Rennrunde verwehrt, nachdem er vom Team zum wiederholten Mal angewiesen wurde, Tempo herauszunehmen

(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix von Japan in Suzuka setzte sich Sebastian Vettel nicht zum ersten Mal über die Anweisung der Red-Bull-Box hinweg und knallte im vorletzten Umlauf komfortabel in Führung liegend die schnellste Rennrunde auf den Asphalt. Die Verlockung, das Triple in Form von Pole-Position, schnellster Rennrunde und Sieg zu schaffen, war beim amtierenden Weltmeister wieder einmal größer als der Wille, dem Rat seiner Box zu folgen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Vettels Umgang mit dem rechten Vorderreifen brachte das Team in Sorge Zoom

Am vergangenen Sonntag in Yeongam ließ sich Vettel von seinem Renningenieur Guillaume Rocquelin einmal mehr nur widerwillig einbremsen. Für Experte Marc Surer, der es im Verlauf seiner Formel-1-Karriere auf 82 Grand-Prix-Starts und eine schnellste Rennrunde brachte, eine durchaus verständliche Reaktion.

"Als Rennfahrer bewusst langsamer zu fahren als man könnte, ist wahnsinnig schwierig - man verliert ja dann auch die Konzentration", gibt Surer zu bedenken und hält mit Blick auf die Situation bei Vettel im Grand Prix von Südkorea fest: "Wenn man in einem Rhythmus drin ist, fährt man, aber die haben an der Box natürlich gesehen, dass der Vorderreifen zu stark verschleißt."

Red Bull befürchtete Plattfuß bei Vettel

"Das war dieses Graining, dieses Abrubbeln - also nicht ein Überhitzen, sondern nur die Lauffläche war überfordert und hat sich dann abgerollt wie ein Radiergummi. Dann ist irgendwann der Gummi weg und es kommt die Leinwand zum Vorschein. Dann gibt's blockierte Reifen und es kann einen Plattfuß geben. Das kann natürlich auch in der letzten Runde noch passieren", weiß der Schweizer.

Genau aus diesem Grund kehrte auch am Kommandostand von Red Bull eine gewisse Unruhe ein, als Vettel einmal mehr komfortabel in Führung liegend weiter auf Bestzeiten aus war. "Wir waren ein bisschen nervös", gestand Chefdesigner Adrian Newey seinem siegreichen Fahrer auf dem Podest.

Für Vettel, der den Sieg letztlich mit acht Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Mark Webber nach Hause fuhr, war alles halb so wild. "Gott sei Dank ist nichts Gröberes passiert, außer einmal ein stehendes Rad in Kurve drei."

Nachdem Vettel vom Team eindringlich gebeten wurde, Tempo herauszunehmen, stand die schnellste Rennrunde beim Grand Prix von Südkorea unterm Strich für Webber zu Buche. Genau wie sein Teamkollege eine Woche zuvor in Suzuka fuhr auch der Australier die Bestzeit aller Fahrer im Rennen erst in der vorletzten Runde.

Nach 16 von 20 Saisonrennen führt Vettel die diesjährige Statistik der schnellsten Rennrunden mit deren vier aber weiterhin allein an. Kimi Räikkönen (Lotus) und Nico Rosberg (Mercedes) folgen mit je zwei auf den Plätzen. Für Webber im zweiten Red Bull war die am Sonntag in Yeongam erzielte schnellste Rennrunde die erste in diesem Jahr (Formel-1-Datenbank: Schnellste Rennrunden 2012).