Maldonado-Zukunft: D-Day in der Wahlurne?

Eine Analyse: Wie die Präsidentschaftswahl am Samstag in Venezuela die Zukunft von Pastor Maldonado in der Formel 1 maßgeblich beeinflussen könnte

(Motorsport-Total.com) - Der Grand Prix von Japan findet zwar erst am Sonntag statt, aber für Pastor Maldonado ist der vielleicht wichtigste Tag des kommenden Wochenendes der Samstag - weniger wegen des Qualifyings in Suzuka, sondern eher wegen der Präsidentschaftswahl in Venezuela. Denn deren Ausgang (der für Montag erwartet wird) ist zum ersten Mal seit der Machtübernahme von Amtsinhaber Hugo Chavez im Jahr 1998 im Vorhinein nicht eindeutig prognostizierbar.

Titel-Bild zur News: Pastor Maldonado

Pastor Maldonados Zukunft hängt maßgeblich von den Wahlen ab Zoom

Zwar geht Chavez als Favorit ins Rennen - je nach Umfrage beträgt der Vorsprung auf seinen Herausforderer Henrique Capriles Radonski zwei bis 20 Prozentpunkte -, aber bei einer erwarteten Wahlbeteiligung von über 90 Prozent sind die Umfragen nicht zwingend zuverlässig. Zumal Chavez' sehr staatlich orientierte Wirtschaftspolitik einen herben Rückschlag hinnehmen musste, als bei einer Raffineriekatastrophe in Amuay im August 48 Menschen ums Leben kamen und ein Schaden beziehungsweise Exportausfall in dreistelliger Millionenhöhe entstand.

Capriles machte die Regierung Chavez für die Katastrophe in der PDVSA-Anlage verantwortlich und beschuldigte diese, sie habe das Thema Sicherheit nicht ernst genommen. Doch während der erst 40-jährige Oppositionspolitiker vor allem bei jungen und gebildeten Menschen punktet, weiß Chavez die starke Arbeiterschicht auf seiner Seite - kein Wunder, wenn ein Liter Benzin umgerechnet weniger als fünf Cent (!) kostet. Oder, anders ausgedrückt: Mit dem Geld, das man in Berlin für einen Liter ablegt, bekommt man in Caracas einen 30-Liter-Tank voll.

Mehr als 30 Millionen Euro

Was das alles mit Maldonado zu tun hat? Hinter dem Formel-1-Engagement des Venezolaners steht kein Geringerer als Präsident Chavez, der sich dafür stark gemacht hat, staatliche Firmen als Sponsoren an Williams vermitteln. Die Erdölgesellschaft PDVSA beispielsweise lässt sich das Projekt Maldonado dieses Jahr 29,4 Millionen Pfund (umgerechnet 36,6 Millionen Euro) kosten. Wie viel Venezuelas Tourismusverband für seine Aufkleber bezahlt, ist nicht bekannt.

Dass öffentliche Gelder für ein "Spaßprojekt" wie die Formel 1 verwendet werden, rief die Opposition im vergangenen November auf den Plan und führte zu einer parlamentarischen Untersuchung, die bisher ergebnislos verlaufen ist. Doch auch wenn sich das Williams-Team zumindest in der Öffentlichkeit konsequent weigert, sich mit dieser Möglichkeit zu befassen, könnte ein Regierungswechsel ein Ende der Geldflüsse bedeuten.

Maldonado selbst gibt sich bedeckt, was seine Zukunft angeht: "Darüber will ich momentan nicht reden", weicht er aus. "Ja, das Team sieht sich für nächstes Jahr noch um, also ziehe ich es vor, Fragen über Fahrer nicht zu beantworten. Aber es stimmt, dass der Markt in Bewegung ist, daher hoffe ich, in der bestmöglichen Ausgangsposition zu sein. Es ist ein bisschen zu früh, um über Williams zu sprechen. Wir werden bis Saisonende warten."


CNN: Raffinerie-Krise in Venezuela

Sauber als zweite Option?

Als Ausweichmöglichkeit wurde zuletzt auch Sauber gehandelt, schließlich ist Maldonado mit einer Mitgift in der 2012er-Größenordnung für jedes Team, das in der Konstrukteurs-WM hinter Mercedes liegt, ein hochinteressanter Kandidat. Und dass er schnell ist, hat er mit seinem Sieg in Barcelona bewiesen - wenngleich er seither nicht mehr gepunktet hat. Zum Vergleich: Teamkollege Bruno Senna fuhr nach Barcelona schon viermal in die Top 10.

Trotzdem wackelt das Cockpit des Brasilianers. "Es hat sich nichts geändert", wird Senna von 'Reuters' zitiert. "Wir schauen von Rennen zu Rennen. Für mich sind die Ergebnisse sehr wichtig, denn auch wenn ich zuletzt ein paar starke Rennen hatte, kamen nicht genug Punkte dabei rum. Einige gute Punkteresultate zu holen, wäre wahrscheinlich genug, um zu beweisen, dass ich auch nächstes Jahr hier dabei sein sollte."

Valtteri Bottas und Bruno Senna

Bruno Senna oder doch Valtteri Bottas: Wer hat die besten Chancen für 2013? Zoom

Vermutlich aber eher nicht bei Williams, denn dort scharrt schon Testfahrer Valtteri Bottas in den Startlöchern. Der junge Finne (an dem Williams-Großaktionär Toto Wolff als Management-Partner eine fünfprozentige Provision verdient) genießt unter den Ingenieuren allerhöchstes Ansehen und hat in den vergangenen Monaten auch ein paar finnische Sponsoren zusammengekratzt. Senna kann wohl nur noch ein (unerwarteter) Millionenregen von Milliardär Eike Batista retten...