Williams will noch nicht zurücktreten

Gerhard Berger freut sich mit Frank Williams, der nicht vorhat, den ersten Sieg seit acht Jahren als Anlass für den Rücktritt als Teamchef zu nehmen

(Motorsport-Total.com) - Mit 70 Jahren ist Frank Williams der älteste Teamchef der Formel 1, aber während der 68-jährige Peter Sauber schon seinen Rücktritt mit Jahresende angekündigt hat, will der an den Rollstuhl gefesselte Brite noch nicht loslassen. Zwar zieht er sich schrittweise aus dem Tagesgeschäft zurückziehen - ein Prozess, der bereits eingeleitet wurde -, aber vorerst möchte er weiterhin an der Spitze des Rennstalls bleiben.

Titel-Bild zur News: Frank Williams und Pastor Maldonado

Der große Sir Frank Williams kann seit dem Sieg in Barcelona wieder lachen

Dass er seinen Sitz im Vorstand an Tochter Claire übergeben hat, ändere "nichts", denn: "All die Einzelpersonen mit ihren aufgeteilten Verantwortungsbereichen machen einen super Job. Ich bin aber immer noch kontrollierender Mehrheitseigentümer und Teamchef", stellt Williams im Interview mit dem 'Telegraph' klar. "Jemand muss zu mir kommen und mir sagen: 'Frank, du vergisst zu viel' oder 'Frank, du stehst langsam im Weg'."

Williams sieht die Zeit noch nicht gekommen

Das sei momentan noch nicht der Fall, meint der liebevoll "Rollstuhlgeneral" genannte Brite und widerspricht damit Kritikern, die nur hinter vorgehaltener Hand flüstern, dass sein Gesundheitszustand schon bald einen Wechsel erforderlich machen könnte. Würdest du dann zurücktreten, Frank? "Wenn ich wirklich glauben würde, dass ich die Dinge aufhalte, dann ja", sagt er. "Aber ich glaube nicht, dass es schon so weit ist."

Teamintern war Adam Parr derjenige, der in den vergangenen Jahren den besten Draht zu Williams hatte, aber der Vorstandsvorsitzende musste im Zuge der Concorde-Verhandlungen mit Bernie Ecclestone gehen. Die neue Garde um Claire Williams und Großaktionär Toto Wolff steht schon eher für die nächste Generation. Wolff freute sich zuletzt in Barcelona "rasend, dass Frank das miterleben kann". Gemeint war der erste Sieg seit acht Jahren.

Auch sonst gönnt man Williams die Rückkehr auf die Siegerstraße. Viele sind der Meinung: Es wäre ein unwürdiger Abgang eines großen Mannes gewesen, wenn Williams bis zu seinem endgültigen Rücktritt jahrelang sieglos geblieben wäre. "Er ist einer der Besten in unserem Zirkus, ein harter Kerl, ein Kämpfer", lobt Gerhard Berger. "Wir haben alle riesigen Respekt vor ihm, sind alle Fans von ihm. Und wir alle haben ein bisschen gelitten, als er immer mehr ins Hintertreffen geraten ist."

Berger freut sich auch für Landsmann Wolff

"Den letzten Sieg habe ich ihm sehr gegönnt - und das auch noch zu seinem Geburtstag! Das war wirklich toll", sagt Berger. "Ich freue mich auch für Toto Wolff, der als Österreicher jetzt Miteigentümer in dem Team ist. Ich glaube, die sind auf einem guten Weg. Die machen in diesem Jahr schon die ganze Zeit eine gute Figur. Und Maldonado scheint ein Treffer zu sein. Aber dafür hatte Frank immer schon ein Näschen."

Claire Williams und Bernie Ecclestone

Franks Tochter Claire Williams im Gespräch mit Bernie Ecclestone Zoom

Die Frage ist: Wie lange noch? Der Racing-Virus lässt den 70-Jährigen jedenfalls nicht los: "Ich bin immer noch renn- und geschwindigkeitsverrückt", gibt der seit einem Vierteljahrhundert querschnittgelähmte Gründer des dritterfolgreichsten Formel-1-Teams aller Zeiten zu. "Seitlich mit 140 km/h durch eine Kurve zu rutschen, packt mich. Die Weltmeisterschaft nicht zu gewinnen, ist eher Nebensache. Es geht mir ums Racing."