Boxenfeuer: Williams wollte in der Box helfen

Frank Williams, der nach der Explosion in Barcelona in die Box zurückwollte, zeigt sich durch die enorme Hilfe gerührt - Ursache könnte ein Händeschütteln gewesen sein

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 gilt als zerstrittener Haufen. Missgunst und Misstrauen, Spionage und Tricksereien gehören im Fahrerlager zur Tagesordnung. Doch wenn es zu Katastrophen kommt, dann rückt die Königsklasse des Motorsports zusammen. Bestes Beispiel dafür ist der Feuerunfall in der Williams-Box, der das Sensationsteam nach dem Überraschungsteam hart getroffen hat.

Titel-Bild zur News: Frank Williams

Frank Williams wollte sein Team in der Notlage nicht im Stich lassen

"Ich habe die Zeit nach dem Rennen genossen, war in der Garage und blieb stehen, um mit jemandem zu sprechen, als es zu meiner Rechten etwas zerrissen hat", erinnert sich Teamchef Frank Williams gegenüber dem 'Telegraph' an den folgenschweren Knall. "Sofort breiteten sich schwarze Rauchwolken aus."

Eine brenzlige Situation für den Querschnitt-gelähmten Teamboss. Doch sein Betreuer reagierte rasch. "Schnell wie der Blitz wurde ich aus der Box gerollt", erzählt er. Dabei war ihm dies zunächst gar nicht recht: "Ich schrie: 'Michael, du musst verdammt noch mal stehenbleiben. Ich sollte eigentlich die Leitung übernehmen, und kann mich nicht einfach aus dem Staub machen."

Williams wollte zurück in die Box

Sein Betreuer folgte dem Befehl des Chefs und schob den "Rollstuhl-General" wieder in Richtung Box. "Aber ich konnte dort nicht viel tun", erkannte Williams. Doch was war passiert? Williams-Mitbesitzer Christian "Toto" Wolff gibt gegenüber 'Sky' Einblicke: "Eine Funkstation aus Plastik, wo die Funkgeräte dran hängen, ist geschmolzen und hat zu dieser Rauchentwicklung geführt."


Fotos: Williams: Siegesfeier in Grove


Die Ursache dafür ist noch immer nicht ganz klar, wie Wolff erklärt: "Es wird immer noch analysiert, aber vermutlich war es eine statische Entladung, wie sie jeden Tag passieren kann, wenn wir jemandem die Hand schütteln und wir einen Schlag kriegen. Diese statische Entladung hat Dämpfe entzündet, und dann ist ein Fass in die Luft geflogen. Das ist extrem unüblich, wie ich gehört habe, aber es kann passieren."

Gesamtes Fahrerlager kämpfte gegen Flammen

Als das Feuer ausbrach, half plötzlich fast gesamte Fahrerlager mit, eine Katastrophe zu verhindern. Mechaniker unterschiedlicher Teams nahmen ihre Feuerlöscher und bekämpften die Flammen. "Es gehört einiges an Mut dazu, sich da hineinzustürzen, vor allem, wenn es nicht einmal das eigene Team ist", zollt der Österreicher den Helfern seine Anerkennung. "Es zeigt, wie die Mannschaften da zusammenhalten. Das war das die schöne Seite an der Tragödie."

Freilich hätte aber auch ihr eigenes Team betroffen sein können, hätte man das Feuer nicht unter Kontrolle gebracht. "Sie wussten, dass sie helfen müssen, denn sonst hätte das Feuer auch auf andere Boxen übergreifen können", meint Wolff.

Toto Wolff glaubt, dass es einen balalen Grund für den Unfall geben könnte Zoom

Inzwischen wird nur noch ein Williams-Teammitglied im Krankenhaus behandelt - der Mitarbeiter leidet an Verbrennungen an Händen und Füßen. "Er wird nächste Woche aus dem Krankenhaus entlassen - also sind wir mit dem Schrecken davongekommen", ist Wolff froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist. "Er hat einen starken Charakter", stellt Williams klar, dass es seinem Teammitglied den Umständen entsprechend gut geht. "Er wird zurückkommen, wenn es für ihn passt - in einem Monat oder zwei."

Williams bedankt sich für Hilfe

Auch der 70-jährige Brite zeigt sich vom Zusammenhalt im Fahrerlager angetan: "Es hat mich sehr glücklich gemacht, als ich im Nachhinein gehört habe, dass jeder Feuerlöscher im Fahrer von fast jedem Team benutzt wurde. Die Reaktion war außergewöhnlich, wirklich überwältigend."

Damit war es aber nicht getan, denn auch nach dem gelöschten Brand zeigten die anderen Teams ihre Hilfsbereitschaft. "Alle Teams sagten zu mir: 'Was auch immer ihr braucht - wir werden euch helfen'", erinnert sich die lebende Formel-1-Legende. "Ich weiß nicht genau, was wir angenommen haben, aber ich habe darum gebeten, dass eine Liste angefertigt wird. Meine Hauptaufgabe in Monaco ist es, alle Teamchefs zu treffen, ihnen zu danken und zurückzuzahlen, was auch immer sie uns gegeben haben."