• 04.10.2011 16:50

  • von Stefan Ziegler

WTCC denkt über Young-Driver-Test nach

Nachwuchs-Tage in der WTCC? Die Tourenwagen-WM könnte sich für einen Young-Driver-Test nach Formel-1-Vorbild erwärmen

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren musste der Motorsport den Gürtel etwas enger schnallen und angesichts der schwierigen Wirtschaftslage manche Aktivitäten aus dem Programm streichen. Testfahrten finden aus diesem Grund nur noch in eingeschränktem Umfang statt, was vor allem jungen Piloten trifft, die sich so nicht mit den Fahrzeugen vertraut machen und keine "Bewerbungsfahrt" abliefern können.

Titel-Bild zur News: Pepe Oriola

Nachwuchs-Fahrer wie Pepe Oriola könnten von einem Sondertest profitieren

Die Formel 1 hat diese Problematik bereits erkannt und führte vor einigen Jahren die sogenannten Young-Driver-Days ein, im Rahmen derer ausdrücklich junge Fahrer zum Einsatz kommen müssen. Wie 'Motorsport-Total.com' auf Nachfrage bei den Beteiligten erfahren hat, wäre ein solcher Ansatz auch in der WTCC denkbar. Im Fahrerlager steht man dieser Idee sehr aufgeschlossen gegenüber.

Young-Driver-Test als "Starthilfe"?

"Man könnte sich Gedanken darüber machen", sagt Chevrolet Europa Motorsport-Manager Eric Neve. "Braucht die WTCC junge Fahrer? Klar. Man sieht aber auch: Wenn die Basis stimmt, dann stimmt auch die Meisterschaft." Javier Villa (Proteam) beweise in dieser Saison, zu was junge Neueinsteiger imstande sind. Schon beim vierten Saisonevent stand der Spanier erstmals auf dem Treppchen.

"Braucht die WTCC junge Fahrer? Klar." Eric Neve

"Das war eine schöne Überraschung, auch wenn es für mich nicht wirklich eine Überraschung war. Für mich ist klar, dass Javier das Zeug dazu hat", meint Neve. Hätte Villa einen Young-Driver-Test bestreiten können, der 23-Jährige wäre möglicherweise noch besser in die Saison gestartet. Ein weiterer Grund, um der Jugend eine Gelegenheit zu bieten, ihr Tourenwagen-Können zu zeigen.


Fotos: WTCC in Valencia


Die Frage ist nur: Wie könnte ein solcher Termin im WTCC-Kalender untergebracht werden? "An einem Wochenende macht das keinen Sinn, denn da bist du sehr angespannt", erklärt Franz Engstler (Engstler). "In diesen Ablauf kann man so etwas sicherlich nicht integrieren. Ich könnte mir vorstellen, einen solchen Test am Montag nach einer Veranstaltung durchzuführen", erläutert der Routinier.

Eine Plattform für junge Fahrer

Dies wäre ein ähnliches Modell, wie es bereits bei der MotoGP Verwendung findet - die Zweirad-Piloten testen hin und wieder im Anschluss an ein Rennen, um kostengünstig Probefahrten auf einer WM-Strecke durchzuführen. Teammanager Kurt Treml hält dies für einen guten Ansatz. "Es wäre ein Vorteil für uns Privatteams, wenn wir einige Testfahrten mit jungen Piloten absolvieren könnten."

"Ein Privatteam könnte einem jungen Fahrer zu günstigen Konditionen einen Einstieg bieten." Kurt Treml

"Das kann ruhig nach den Rennen passieren. Man würde den Fahrern so die Möglichkeit geben, einige Runden in einem solchen Auto zu bestreiten. Die Piloten könnten sich am Wochenende alle Abläufe an der Strecke ansehen und am Montag selbst ins Lenkrad greifen. Ein Privatteam könnte einem jungen Fahrer zu günstigen Konditionen einen Einstieg bieten", gibt Treml zu Protokoll.

Die Vorteile für die Beteiligten liegen auf der Hand: "Mannschaft und Material wären eh vor Ort", meint Treml. "Ist die Presse dann ebenfalls noch da, ist das eine zusätzliche Hilfe. Das Interesse wäre ganz bestimmt groß und junge Burschen brauchen das Medienecho. Ich finde, das würde Sinn machen." Dominik Greiner vom deutschen Wiechers-Rennstall könnte sich ebenfalls damit anfreunden.¿pbvin|0|4127||0|1pb¿

Und welche Autos kämen zum Einsatz?

"Wenn die Zeit dafür gegeben ist, ist das sicher eine gute Idee", sagt der Teammanager. Sollte ein Young-Driver-Test aber nach dem letzten Rennen der Europasaison angesetzt werden, stünden die Privatteams vielleicht vor einem zusätzlichen Problem. "Direkt danach wird das gesamte Equipment in Container verladen, sodass da nicht allzu viel Spielraum für einen Test wäre", erläutert Greiner.

"Wenn die Zeit dafür gegeben ist, ist das sicher eine gute Idee." Dominik Greiner

Testautos haben die meisten Teams nicht, was erschwerend hinzukäme. "Ich glaube nicht, dass der Fahrer begeistert davon ist, wenn ein Young-Driver seinen Motor oder sein Auto herunterschrubbt", meint Thomas Schiemann, Technischer Leiter bei Wiechers. "Er will ja schließlich noch ein paar Rennen in Übersee fahren. Nicht jeder hat in Asien drei alte oder neue Fahrzeuge dabei..."

Unabhängig davon würde Schiemann einen Nachwuchs-Test aber begrüßen. "Wenn man schon mal da ist, würde das Sinn ergeben", findet der Deutsche. Auch WM-Promoter Marcello Lotti ist offen für Neues: "Wenn das Konzept stimmig ist, können wir da sicherlich gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Ein Testtag für junge Fahrer könnte eine gute Sache sein", sagt der Italiener. "Warum nicht?"