• 19.12.2008 16:00

  • von Stefan Ziegler

Schiemann: In den Kurven fehlt die Erfahrung

Thomas Schiemann von Wiechers-Sport im Interview mit 'Motorsport-Total.com' über die abgelaufene Saison 2008 und die Qualitäten seiner Rennfahrer

(Motorsport-Total.com) - 2007 hatte Wiechers-Sport mit Stefano D'Aste noch den Weltmeister bei den Privatfahrern gestellt, 2008 konnte die Truppe um den Technischen Direktor Thomas Schiemann nicht immer mit der Spitze mithalten und belegte unterm Strich den vierten Rang in der Teamwertung. Zudem geriet Pilot Olivier Tielemans in Finanzschwierigkeiten, wodurch der deutsche Rennstall immer wieder auf Ersatz angewiesen war. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' sprach Schiemann über 2008 und seine Eindrücke.

Titel-Bild zur News: Thomas Schiemann und Dominik Greiner

Thomas Schiemann und Dominik Greiner von Wiechers-Sport mit dem BMW 320si

Frage: "Thomas, wenn sie auf die abgelaufene Saison zurückblicken, gab es da bestimmte Highlights oder auch Lowlights, die ihnen in Erinnerung geblieben sind?"
Thomas Schiemann: "Ein Highlight war natürlich Pau mit unserem Fahrer Cazenave (Laurent Cazenave; Anm. d. Red.). Es hat mich sehr gefreut, dass jemand, der sonst nur in GT-Fahrzeugen unterwegs ist, sich sehr schnell einfinden konnte. Einen Tag zuvor haben wir Testfahrten mit ihm unternommen - hätten wir das nicht gemacht, wäre das Wochenende wohl kaum so gut gelaufen. Er hatte zunächst reichlich Schaltprobleme, doch insgesamt hat er in diesem 90 Minuten sehr viel dazugelernt."#w1#

Cazenave und Tielemans mit Siegen für Wiechers

"Das hat sehr geholfen, wie auch seine hervorragende Streckenkenntnis in Pau. Es war also klasse zu sehen, dass jemand in dieses Auto einsteigen und sofort schnell damit sein konnte. Den ersten Lauf hat er gewonnen und dabei die komplette Privatfahrer-Riege hinter sich gelassen. Das war also sicherlich ein Highlight. Brasilien war auch klasse, damals noch mit Tielemans. Da haben wir beide Rennen gewonnen."

"Gleichwohl waren wir etwas verärgert, denn nach der Disqualifikation von Farfus (Augusto Farfus; Anm. d. Red.), die nachträglich erfolgte, wurden wir eigentlich um die Pole-Position für Lauf zwei betrogen. Daher waren wir enttäuscht, obwohl wir einen WM-Punkt gewonnen hatten. Das wäre sonst ziemlich interessant geworden. Bei Tielemans war es eigentlich so: Guter Fahrer, aber kein Qualifier. Da hat es immer gefehlt, denn er hat selten alle Sektoren in eine schnelle Runde packen können."

"Bei Tielemans war es eigentlich so: Guter Fahrer, aber kein Qualifier." Thomas Schiemann

"Manchmal hat er auch zu lange gebraucht, um die Reifen auf Temperatur zu bekommen und konnte daher einen neuen Satz nicht planmäßig umsetzen. Wenn man halt fünf Runden dafür braucht, dann haben die Reifen logischerweise ihre beste Zeit schon überschritten. Dann fehlt von vorneherein schon eine halbe Sekunde und diesem Rückstand hechelt man dann immer hinterher."

"Ein Highlight war auch noch Duncan Huisman in Oschersleben, das hat nämlich viel Spaß gemacht. Wir kennen ihn schon etwas länger und dadurch ist das Ganze auch zustande gekommen. Weil es für uns ein Heimspiel war, wollten wir eben einen guten Fahrer im neuen zweiten Auto haben - das war für uns wie ein kleiner Rollout. Es war schön, auf Anhieb unter den Top 10 zu sein. Da wussten wir auch in etwa, wo wir stehen und dass wir kein schlechtes Auto haben."

Zwei Autos das große Ziel für 2009

Frage: "Welcher ihrer Fahrer hat sie in diesem Jahr am meisten beeindruckt? Wie lautet ihr teaminternes Ranking?"
Schiemann: "Cazenave war sicherlich einer der Besten, Huisman muss man da auch nennen. Aoki wäre ebenfalls ein Kandidat. Ich glaube auch, dass man aus Aoki noch etwas machen könnte. Das schöne bei ihm ist, dass er nur 62 Kilogramm wiegt. Er ist der leichteste Fahrer im Feld und da kann man natürlich eine sehr gute Balance erzielen. Wir mussten in seinem Fall Gewicht dazupacken und konnten es an die passende Stelle setzen. Wir waren eigentlich das gesamte Jahr über - mit allen Fahrern - oft schnellster BMW beim Topspeed. Beim Motor scheinen wir also dabei zu sein, meistens haben wir wohl in den Kurven Zeit liegen lassen."

"Das Problem liegt bei uns in den Kurven." Thomas Schiemann

"Ganz einfach, weil die Leute nicht die Erfahrung wie die Werkspiloten hatten. Darauf führe ich das zurück. Das Problem liegt bei uns in den Kurven und da fehlt unseren Piloten einfach die Erfahrung. Sicherlich liegt das zum Teil auch an uns, aber das Schöne an der Arbeit mit mehreren Fahrern ist ja, dass man auch an sich selbst arbeiten kann. Wir haben dabei feststellen können, dass wir immer irgendwo auf einer Linie lagen und das Auto immer einen guten Speed hatte."

Frage: "Gibt es schon Pläne für 2009?"
Schiemann: "Wir würden am liebsten zwei Autos einsetzen, aber wir müssen erst einmal noch abwarten. Es gibt einige Anfragen, aber entschieden ist noch nichts. Letztendlich liegt es allerdings meistens am Geld. Derjenige, der bei uns fahren will, der sollte schon etwas mitbringen. Auf der anderen Seite muss es natürlich auch passen. Es sollte nicht zuletzt auch Spaß machen - es nützt ja nichts, wenn ein Pay-Driver stets zwei oder drei Sekunden langsamer ist. Wenn man zwei Autos einsetzt, dann kann man sich das bei einem Cockpit leisten - ein Fahrer sollte aber schon schnell dabei sein. Mal sehen, was die Leute für Pläne haben..."

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