• 15.12.2008 17:15

  • von Stefan Ziegler

Der Saisonrückblick - Teil 8: Wiechers-Sport mit auf und ab

Wiechers-Sport und das Abschneiden der Privatier-Truppe stehen beim achten Teil des Saisonrückblicks von 'Motorsport-Total.com' im Zentrum

(Motorsport-Total.com) - Die Saison von Wiechers-Sport in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC hätte kaum besser beginnen können: Ein Doppelschlag in Curitiba markierte aber zugleich auch den Auftakt zu einem schwierigen Jahr, das nicht immer ganz wunschgemäß für die deutsche Mannschaft verlief. Nachdem Pilot Olivier Tielemans in finanzielle Probleme geriet, kamen gleich noch vier weitere Fahrer bei Wiechers zum Zuge - ab Oschersleben hatte das Team sogar zwei Rennwagen im WTCC-Einsatz.

Titel-Bild zur News: Olivier Tielemans

Olivier Tielemans begeisterte zu Saisonbeginn, dann stockten die Finanzen

Vor ersten Schwierigkeiten stand Wiechers beim vierten Rennen im französischen Pau, als Tielemans erstmals passen musste. Kurzerhand brauchte man also Ersatz und so bekam Lokalmatador Laurent Cazenave den Drive für die beiden Sprintrennen in der Innenstadt - was für Wiechers eines von mehreren Saisonhighlights darstellte, wie der Technische Direktor Thomas Schiemann gegenüber 'Motorsport-Total.com' bestätigte.#w1#

Cazenave mit Sieg zum Einstand

"Es hat mich sehr gefreut, dass jemand, der sonst nur in GT-Fahrzeugen unterwegs ist, sich sehr schnelle einfinden konnte. Es war also klasse zu sehen, dass Laurent in dieses Auto einsteigen und sofort schnell damit sein konnte", so Schiemann. Dabei ist 'schnell' noch untertrieben: Im ersten Lauf fuhr der Franzose prompt allen anderen Privatier-Kollegen davon und sicherte sich bei seinem ersten Auftritt in der WTCC sofort den ersten Sieg.

Aber auch Stammfahrer Tielemans zeichnete für einige tolle Erfolge verantwortlich. "Brasilien war auch klasse", meinte Schiemann. "Dort haben wir beide Rennen gewonnen. Gleichwohl waren wir etwas verärgert" - wäre die Disqualifikation von Augusto Farfus (BMW) umgehend erfolgt, hätte Tielemans für das zweite Rennen die Pole-Position geerbt. WM-Punkte wären also möglicherweise drin gewesen.

Laurent Cazenave

Laurent Cazenave fuhr im Regen von Pau zum Sieg - es war sein erstes Rennen Zoom

Das Ehrenpünktchen sollte sich schließlich beim letzten Saisonrennen des Jahres auf dem kniffligen 'Guia Circuit' in Macao einstellen. Für die verbleibenden WM-Läufe des Jahres vertraute Wiechers auf die Fahrkünste von Takayuki Aoki und Matthew Marsh. Letzterer ist wohnhaft im benachbarten Hongkong und machte sich seine Streckenkenntnis im zweiten Rennen zunutze: Dank P8 holte Marsh einen WM-Punkt für Wiechers-Sport.

Fahrer hinterlassen allesamt einen guten Eindruck

Solche herausragenden Leistungen waren aber gewiss keine Eintagsfliege, wie Schiemann unterstrich: "Wir waren eigentlich das gesamte Jahr über - mit allen Fahrern - oft schnellster BMW beim Topspeed. Das Problem lag bei uns in den Kurven und da fehlte unseren Piloten einfach die Erfahrung" - das ist auch nicht weiter verwunderlich, schließlich kamen mit Aoki, Marsh und Kristian Poulsen gleich drei Rookies zum Zuge.

Beim deutschen Gastspiel der WTCC ging allerdings ein alter Bekannter für Wiechers-Sport ins Rennen: Gemeinsam mit Tielemans bildete Duncan Huisman ein niederländisches Duo. "Das hat sehr viel Spaß gemacht", meinte Schiemann und betonte die hervorragenden Fähigkeiten von Routinier Huisman, der schon mehrfach in der Tourenwagen-WM für Furore gesorgt hatte. Beeindruckt zeigte sich der Technische Direktor aber auch von Aoki.

Duncan Huisman

Duncan Huisman gab in Oschersleben einen tollen Gastauftritt in der WTCC Zoom

Der Japaner wusste schon bei seinem zweiten Einsatz in Okayama zu überzeugen: "Er hat sich sehr gut eingeschossen, was man schon in den Freien Trainings feststellen konnte. Insgesamt muss ich sagen, dass er eine sehr gute Fahrzeugbeherrschung hat, denn er überfährt das Auto nicht", stellte Schiemann seinem Piloten ein gutes Zeugnis aus. "Ich glaube auch, dass man aus Aoki noch etwas machen könnte."

Einsatzplanung für 2009 noch in Arbeit

"Bei Matthew war das ähnlich, wobei das Auto für ihn komplett neu war. Er war schon auch akribisch bei der Sache, aber bei ihm ging es auch um den Spaß am Rennfahren - er wollte schließlich auch nichts kaputt machen", merkte Schiemann an. Das gelang freilich nicht immer, doch immerhin konnte sich der Marsh mit einem tollen Resultat für den Crash in einer Trainingssitzung in Macao revanchieren.

Huismans Einsatz blieb indes eine einmalige Angelegenheit, dennoch war der Niederländer damit durchaus zufrieden: "Ich habe durch die Bank gute Erfahrungen dabei gemacht. Dafür, dass wir ein kleines Team sind und mit einem neuen Auto an den Start gehen, haben wir uns gut geschlagen. Das hohe Niveau und die engen Rennen machen die WTCC sehr reizvoll", sagte Huisman gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Matthew Marsh

Matthew Marsh holte im letzten Rennen noch einen WM-Punkt für Wiechers Zoom

Wer in der kommenden Saison für Wiechers-Sport ins Lenkrad greifen wird, steht dagegen noch nicht fest. "Wir würden am liebsten zwei Autos einsetzen, müssen aber erst einmal noch abwarten", meinte Schiemann. 2008 hatte man in der Teamwertung hinter Proteam, Engstler Motorsport und Exagon den vierten Rang belegt und dabei 105 Punkte eingestrichen - gleichwohl war Wiechers-Sport in Brands Hatch und Imola nicht vertreten.

Immer wieder geriet Stammfahrer Tielemans in Finanznöte, ehe nach Oschersleben endgültig Schluss war. So stand der deutsche Rennstall im letzten Saisondrittel plötzlich ohne Einsatzfahrer da, meisterte diese Situation aber ausgezeichnet und ermöglichte einigen ambitionierten Piloten in den verbleibenden Rennen den Einstieg in die Tourenwagen-WM. 60 Punkte aus sechs Läufen sprechen dabei eine eindeutige Sprache...

Kurzstatistik 2008: Wiechers-Sport

- 3 Siege (Curitiba, Pau)
- 7 Podien
- 105 Punkte und P4 in der Teamwertung
- 7., 9., 10., 12. und 14. in der Privatfahrer-Wertung
- 1 schnellste Rennrunde