• 04.12.2008 20:13

  • von Stefan Ziegler

Der Saisonrückblick - Teil 2: BMW im Aufwind

'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf eine äußerst spannende WTCC-Saison. Lesen Sie im zweiten Teil, wie sich der WM-Kampf im Sommer zuspitzte

(Motorsport-Total.com) - Im zweiten Saisondrittel bot die Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC einmal mehr eindrucksvollen Rennsport. In acht Rennen siegten nicht weniger als acht verschiedene Fahrer. Große Beachtung fanden die Erfolge von Alessandro Zanardi (BMW) in Brünn - der Italiener hätte beinahe beide WM-Läufe für sich entschieden. Die WM-Führung schnappte sich indes Yvan Muller (SEAT) und verwies Teamkollege Gabriele Tarquini auf Rang zwei. Der ehemalige Tabellenleader schrieb zudem zwei Nullnummern.

Titel-Bild zur News: Tiago Monteiro in der Zange von Huff und Farfus

BMW, Chevrolet und SEAT lieferten sich im Sommer einen heißen WTCC-Tanz

In der Privatfahrerwertung unterstrichen Sergio Hernández und Stefano D'Aste (beide BMW) ihre Vorherrschaft an der Tabellenspitze und siegten zusammen insgesamt sieben Mal. Ein Erfolg ging an den Belgier Pierre-Yves Corthals (SEAT), Franz Engstler (BMW) sammelte weiter fleißig Punkte. Der Däne Kristian Poulsen debütierte in Estoril in der WTCC - dort waren auch die Ladas erstmals punktberechtigt.#w1#

Brünn (Tschechien), 15. Juni 2008 - Saisonläufe 9 & 10

In Tschechien schlug die große Stunde des BMW Teams Italy-Spain. Félix Porteiro und Alessandro Zanardi dominierten die Konkurrenz schier nach Belieben, wobei der Routinier dem Youngster die Führung im ersten Rennen abjagen konnte. Zanardi fuhr zu einem nie gefährdeten Sieg im ersten Lauf von Brünn, Porteiro holte souverän P2 vor Chevrolet-Fahrer Alain Menu und BMW Pilot Augusto Farfus.

Auch im zweiten Lauf sah alles nach einem Erfolg von Zanardi aus, doch der Italiener biss sich nach einer tollen Aufholjagd die Zähne an Landsmann Gabriele Tarquini (SEAT) aus. Hinter dem italienischen Duo holte Farfus Rang drei vor Porteiro. Für BMW sollte der Auftritt in Brünn der beste im Rennkalender der WTCC 2008 bleiben. Honda-Pilot James Thompson wurde einmal mehr abgeräumt, bekam aber noch zwei Pünktchen.

Mit seinen Saisonerfolgen zwei und drei erhob Hernández erstmals Ansprüche auf den Privatfahrer-Titel in dieser Saison. Teamkollege D'Aste ging mit nur drei WM-Zählern fast leer aus, wovon Engstler und Corthals nur profitieren konnten. Olivier Tielemans meldete sich mit einem vierten Rang zurück im WTCC-Geschäft - doch dem Niederländern standen finanzielle Probleme ins Haus. Andrei Romanov holte in Brünn erstmals mehr Punkte als Teamchef Engstler.

Estoril (Portugal), 13. Juli 2008 - Saisonläufe 11 & 12

In Estoril war SEAT wieder zurück auf der Siegesstraße. Zwar hielt Chevrolet-Pilot Nicola Larini zunächst alle Trümpfe in der Hand, doch aus dem erhofften ersten Sieg in der Tourenwagen-WM wurde wieder nichts: SEAT-Fahrer Rickard Rydell schlug dem Italiener erfolgreich ein Schnippchen und schnappte Larini den Sieg vor der Nase weg. Yvan Muller (SEAT) machte indes einen großen Schritt in Richtung Titel und holte mächtig auf.

Rickard Rydell vor Nicola Larini und Jörg Müller

Volltreffer: Rickard Rydell holte sich in Portugal seinen ersten Saisonerfolg Zoom

Rivale Gabriele Tarquini (SEAT) ging in beiden Läufen leer aus, Muller fuhr zweimal auf das Podium. Auch im zweiten Rennen sollte ein gelber Flitzer den Sieg davontragen: Lokalmatador Tiago Monteiro gewann vor heimischem Publikum sein zweites Saisonrennen und verwies Muller und Andy Priaulx (BMW) auf die Plätze. Porteiro verschenkte in einem spannenden zweiten Lauf ein sicher scheinendes Podium und wurde nur Vierter.

In der Independents' Trophy teilten sich Hernández und Corthals die Siege in Estoril - die große Überraschungen waren aber anderen vorbehalten. Jaap van Lagen durfte für Lada erstmals Punkte sammeln und fuhr gleich zum Aufwärmen auf P3, Neuling Kristian Poulsen (BMW) holte sich einen zweiten Rang beim Debüt. SEAT-Gaststarter Tom Boardman wurde im zweiten Lauf als Dritter abgewinkt - Engstler holte acht wichtige Punkte.

Brands Hatch (Großbritannien), 27. Juli 2008 - Saisonläufe 13 & 14

Farfus und Huff um Pech - Glück für Jörg Müller (BMW): Kaum hatte BMW Fahrer Farfus seinen ersten Startplatz verlassen, da schlug er auch schon in der Bande ein. Menu hatte den Brasilianer aus dem Weg geräumt, verlor aber dabei selbst an Boden. Teamkollege Huff sprang in die Bresche und raste vor Müller vorneweg. Dem Lokalmatadoren platzte aber ein Reifen - Müller fuhr durch und gewann in Brands Hatch.

Im zweiten Rennen konnte sich Menu schadlos halten und holte einen weiteren Saisonerfolg für Chevrolet, während das BMW Team Italy-Spain mit Zanardi und Porteiro erneut prominent auf dem Podium vertreten war. Farfus' Aufholjagd vom Ende des Feldes endete auf dem sechsten Rang (!) in Lauf zwei, wobei Muller erneut erfolgreicher war als Tarquini und sich in Großbritannien die WM-Führung holte.

Zwei klare Doppelerfolge feierten indes die beiden Proteam-Fahrer D'Aste und Hernández, welche die Entscheidung bei den Privatfahrern immer mehr zu einer teaminternen Angelegenheit machten. Zweimal siegte D'Aste, zweimal belegte Hernández Rang zwei. Engstler glänzte erneut mit zehn Punkten, Poulsen und van Lagen überzeugten ebenfalls mit soliden Punkteplatzierungen. Erstmals Zähler gab's für Lada-Teamchef und -Fahrer Viktor Shapovalov.

Oschersleben (Deutschland), 31. August 2008 - Saisonläufe 15 & 16

Beim einzigen Gastspiel der WTCC in Deutschland wusste BMW durchaus zu überzeugen. Die vermeintlich schlechte Ausgangslage nach der Qualifikation machte Farfus im ersten WM-Lauf sofort wett und holte sich den Sieg in Oschersleben. Weil Chevrolet mit Huff und Menu ebenfalls auf das Podium kam, war SEAT in der Magdeburger Börde nur die dritte Kraft - aber auch mit reichlich Zusatzkilogramm bedacht.

Tom Coronel

SEAT-Sensationsmann Tom Coronel freute sich diebisch über Rang zwei Zoom

Diese Gunst der Stunde nutzte Porteiro in Lauf zwei und fuhr seinerseits zum Sieg. Die große Sensation war aber vielmehr Tom Coronel (SEAT), der sich auf unwiderstehliche Art und Weise zum ersten Mal einen zweiten Platz sicherte und diesen auch frenetisch bejubelte. Dank seiner 14 Punkte und der nur geringen Ausbeute der Spitzenreiter avancierte Huff zum WM-Kandidaten - bei noch vier ausstehenden Rennwochenenden.

Nichts Neues gab es hingegen bei den Privatiers: D'Aste und Hernández sicherten sich jeweils einen Laufsieg, Engstler und Corthals gingen mit vier beziehungsweise acht Punkten verhältnismäßig leer aus. Dafür wusste SEAT-Gaststarter Marin Colak zu überzeugen. Der Kroate fuhr auf Anhieb in die Privatfahrer-Punkte und staubte insgesamt neun WM-Zähler ab. Ähnlich erfolgreich agierte auch Poulsen, der abschließend auf acht Punkte kam.

Der WM-Zwischenstand nach 16 von 24 Rennen (Top 5):

01. Yvan Muller (SEAT) - 66 Punkte
02. Gabriele Tarquini (SEAT) - 64
03. Andy Priaulx (BMW) - 53
04. Rickard Rydell (SEAT) - 51
05. Rob Huff (Chevrolet) - 50