• 28.02.2011 22:01

  • von Stefan Ziegler

Kolumne: USA - der zweite Anlauf

Stefan Ziegler macht sich Gedanken über den zweiten Versuch der Tourenwagen-WM, einen Rennevent in den Vereinigten Staaten zu platzieren

Liebe WTCC-Fans,

Titel-Bild zur News: Fans in Indianapolis

Schon im kommenden Jahr könnte die WTCC in den Vereinigten Staaten antreten

es liegt nun schon eineinhalb Jahre zurück, dass WTCC-Promoter Marcello Lotti im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' zum ersten Mal von einem WM-Event in den Vereinigten Staaten von Amerika sprach. Seit diesem Interview im Fahrerlager von Brands Hatch 2009 hat sich einiges getan - nur nicht im Hinblick auf die WTCC-Premiere in den USA. Nun ist dieses Thema aber wieder sehr aktuell.

Der italienische Serienchef weilte in den vergangenen Tagen in Nordamerika, um die Möglichkeiten zur Austragung einer WM-Veranstaltung zu sondieren und erste Verbindungen zu nationalen Serien zu knüpfen. Dabei ist eine Partnerschaft mit der US-amerikanischen Tourenwagen-Meisterschaft (USTCC) entstanden, die schon 2012 einen Rennevent an der Seite der WTCC abhalten könnte.

Damit ist Lotti immerhin bereits einen Schritt weiter als bei seinem ersten Versuch, die Rennserie in den Vereinigten Staaten zu etablieren. 2009 gingen die Planungen nämlich nicht über das Nominieren von möglichen Rennstrecken hinaus: Laguna Seca oder Miami waren als WTCC-Austragungsorte im Gespräch, 2011 hätte dann die Rennpremiere erfolgen sollen. So weit kam es allerdings nicht.

Am Rückhalt im Fahrerlager mangelte es jedenfalls nicht. Die in der Tourenwagen-WM engagierten Hersteller sprechen sich schon seit jeher dafür aus, die wichtigsten Märkte der Automobil-Industrie in den Rennkalender aufzunehmen. WTCC-Neuling Volvo würde sogar auf ein Heimrennen in Schweden verzichten, wenn die Fahrzeuge der Skandinavier stattdessen in den USA auftreten könnten.

Ohne Weiteres kann Lotti aber keine neue Strecke zu seiner Meisterschaft hinzufügen: Im Reglement ist nämlich verankert, dass pro Saison maximal zwölf Events ausgetragen werden dürfen. Diese Zahl ist bereits erreicht, weshalb Lotti ein bestehendes Rennen streichen oder den Rennkalender auf 13 Stationen ausweiten müsste. Letzteres fasste der Italiener bereits 2009 zugunsten der USA ins Auge.¿pbvin|0|3365|chevrolet|0|1pb¿

Das USA-Rennen als Lockmittel für Ford?

Möglicherweise baut Lotti das Programm der Tourenwagen-WM nun im großen Stil um, schließlich steht auch ein Gastspiel im argentinischen Buenos Aires auf der Agenda. Auch dieses Rennen hätte bereits seine Premiere erleben sollen - als Ersatz tritt in diesem Jahr der Circuit Zolder auf den Plan. Zuletzt hatte Lotti aber noch betont, das WM-Debüt in Argentinien lediglich aufgeschoben zu haben.

Stefan Ziegler

Stefan Ziegler glaubt an die Premiere der Tourenwagen-WM in den USA 2012 Zoom

So war es vor geraumer Zeit allerdings auch mit dem angestrebten Rennevent in Russland. Das WM-Engagement von Lada veranlasste den italienischen Serienchef dazu, sich intensiv mit dem größten Land der Welt auseinanderzusetzen. Kaum hatte sich Lada aber sang- und klanglos aus der WTCC verabschiedet, stand auch das Russland-Rennen nicht mehr zur Debatte. Bei den USA ist das anders.

Dort könnte Lotti gewissermaßen in Vorleistung gehen, schließlich flirtet Ford immer wieder mit seiner Tourenwagen-WM. "Sobald mir Ford signalisiert, dass sie einsteigen, mache ich eine Veranstaltung in den Vereinigten Staaten fest", betonte Lotti im Zuge eines Ford-Besuchs im Fahrerlager von Zolder. Darf man also aus den jüngsten Verlautbarungen schließen, dass es bald so weit sein könnte?

Der Anreiz für Ford, einige Autos in der WTCC an den Start zu schicken, dürfte sich durch einen Auftritt in den Vereinigten Staaten sicherlich vergrößern - zumal neben den Kernregionen in Europa noch weitere wichtige Märkte wie China, Japan und - stellvertretend für Afrika - Marokko schon jetzt im WM-Kalender firmieren. GM-Tochter Chevrolet denkt diesbezüglich gewiss in eine ähnliche Richtung.

Welche Rennstrecke wird WTCC-Gastgeber?

Bliebe nur noch die Frage zu klären, auf welcher Strecke das WM-Debüt in den USA vonstatten gehen soll. Der bisherige Kalender der USTCC gibt schon einmal eine grobe Richtung vor, denn diese Serie geht ausnahmslos in Kalifornien an den Start. Buttonwillow und Thunderhill sind aber sicher nicht die großen Namen, die man sich für die Etablierung seiner Meisterschaft wünscht.

Laguna Seca

Der Laguna Seca Raceway wäre eine perfekte Kulisse für die Tourenwagen-WM Zoom

Dafür würde sich der Infineon Raceway in Sonoma schon viel eher qualifizieren, denn dort ist zum Beispiel auch die US-amerikanische NASCAR vertreten. Oder ist vielleicht gerade dieser Umstand ein Grund für Lotti, seine Rennserie doch woanders unterzubringen? Wer glühender NASCAR-Anhänger ist, wird sich wahrscheinlich nur bedingt für die "Wägelchen" in der WTCC begeistern können.

Darum meine ich: Wenn die Tourenwagen-WM tatsächlich in den Vereinigten Staaten Fuß fassen und zugleich ihre europäischen Fans nicht vor den Kopf stoßen will, sollte sie auf einem Traditionskurs wie Laguna Seca, Road Atlanta oder Watkins Glen antreten. Damit hätte man in meinen Augen die ideale Ausgangslage, um das eigene Motto darzustellen: Real cars, real racing - auf einer "echten" Strecke.

Wo auch immer die Rennreise 2012 hingeht: Eine weitere Luftnummer kann sich Lotti im Hinblick auf die USA vermutlich nicht erlauben. Deswegen rechne ich fest damit, dass die WTCC im kommenden Jahr einen Schauplatz in Nordamerika für sich erschließt. Und sollte Ford dann ebenfalls zusteigen, hätte Lotti das große Los gezogen - in vielerlei Hinsicht. Sind das nicht sehr spannende Aussichten?

Beste Grüße & viel Vorfreude auf die neue Saison!
Euer


Stefan Ziegler