• 10.12.2008 17:40

  • von Stefan Ziegler

Der Saisonrückblick - Teil 5: Hochs und Tiefs bei Jörg Müller

Jörg Müller war 2008 als einziger deutscher Werkspilot in der WTCC unterwegs - 'Motorsport-Total.com' fasst das Rennjahr Müllers zusammen

(Motorsport-Total.com) - Erstmals seit Bestehen der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC wehte ein anderer Wind in der populären Rennserie. Statt wie bisher BMW, gab 2008 SEAT den Ton an und sicherte sich beide Titel. Dementsprechend konnte Jörg Müller seinen großen Traum auch in dieser Saison nicht verwirklichen und verpasste die WM-Krone. Der BMW Team Germany Pilot hatte ein schwieriges Jahr und stand mit seinem BMW 320si ab und an auf verlorenem Posten. In Brands Hatch gelang jedoch der einzige Saisonerfolg.

Titel-Bild zur News: Jörg Müller

Jörg Müller und sein BMW 320si waren 2008 einmal siegreich - in Brands Hatch

Ein Blick in die Ergebnislisten der Tourenwagen-WM verschafft einen recht guten Eindruck von Müllers Saison: Einem guten Wochenenden mit Platzierungen in den Top 8 folgte regelmäßig ein eher mäßiger Auftritt mit zumeinst weniger erbaulichen Resultaten. Von Curitiba bis Macao - es war eine Saison mit Höhen und Tiefen für Jörg Müller, die der Deutsche am Jahresende auf dem siebten Gesamtrang beendete.#w1#

Zu viele Nullnummern - keine optimale Punktausbeute

60 WM-Punkte stehen für Müller in der Endabrechnung zu Buche. Einerseits eine solide Leistung, andererseits auch eine Enttäuschung: Denn mehr als die Hälfte seiner Gesamtzähler holte der 39-Jährige an nur drei der zwölf Rennwochenenden - zusammengenommen erzielte Müller in Curitiba, Valencia und Brands Hatch 35 Punkte. Keine schlechte Bilanz, doch immer wieder sorgten "Nuller" für Rückschläge.

So konnte sich Müller in Puebla, Pau, Oschersleben, Monza und Macao in keinem der beiden Sprintrennen in den Top 8 klassifizieren, in Estoril kam der BMW Fahrer gerade einmal auf zwei WM-Punkte. Umgelegt auf die nackten Zahlen bedeutet dies, dass Müller in der Hälfte aller Saisonrennen quasi nicht gepunktet hat - war die schlechte Ausbeute also der Grund dafür, dass Müller keine Chance im Titelrennen hatte?

Jörg Müller

Neben der Spur: 2008 hatte BMW zumeist keine Chance gegen die SEAT-Diesel Zoom

'Motorsport-Total.com' hat Müller in Macao zu seinem Saisonverlauf befragt und begab sich mit dem einzigen deutschen Werkspiloten der WTCC auf Ursachenforschung: Woran lag's also? "An der überlegenen Konkurrenz", sagte Müller. "Wir haben wohl allesamt einen guten Job gemacht - mehr war aber wohl in diesem Jahr nicht möglich. Wenn man bedenkt, dass alle BMW Fahrer innerhalb von nur wenigen Punkten liegen, dann kann man sich ausrechnen, was in diesem Jahr drin war."

Highlight? Müller erbt den Sieg in Brands Hatch

"In den vergangenen drei Jahren konnten in Macao stets drei Marken noch den WM-Titel holen, in diesem Jahr war SEAT Solo-Darsteller. Das zeigt schon, wie überlegen die waren", gab der ehemalige Formel-1-Testfahrer zu bedenken und fügte an: "Ich hoffe sehr, dass für das kommende Jahr etwas passiert, sodass wir wieder konkurrenzfähiger sein können und dass BMW auch die Chance hat, die Meisterschaft zu gewinnen."

Doch davon sind sowohl Müller als auch BMW derzeit noch weit entfernt. Die Münchener Automobilbauer haben vor kurzem zwar bekannt gegeben, das WTCC-Engagement auch im kommenden Jahr fortzusetzen - die Frage nach den Piloten und den Teams ist aber noch nicht beantwortet. Für Müller spricht aber sicherlich, dass er in der abgelaufenen Saison wieder einmal einige hervorragende Leistungen zeigen konnte.

Jörg Müller

Zukunft offen: Wie BMW 2009 in der WTCC antreten wird, steht noch nicht fest Zoom

Auf dem Papier sticht freilich der Sieg in Brands Hatch heraus - doch die Tourenwagen-Fans werden sich noch an den Rennverlauf erinnern: Wäre Chevrolet-Pilot Rob Huff nicht durch einen Reifenschaden aus dem Sprintrennen geworfen worden, der Brite hätte sein Heimrennen wohl für sich entschieden. So rückt der Fokus auf andere Rennen, in denen Müller zwar nicht gewonnen, aber immerhin eine solide Performance abgeliefert hat.

Topleistungen in Imola und Okayama

Neben den Auftakterfolgen in Curitiba und Valencia scheint die WTCC vor allem in Imola und Okayama den besten Jörg Müller des Jahres 2008 gesehen zu haben. In beiden Fällen belegte der deutsche Rennfahrer den zweiten Platz, nachdem er kurzzeitig in Führung gelegen hatte. In Imola war James Thompson (Honda) drückend überlegen, in Okayama sorgte ein falscher Reifendruck für schmierende Reifen bei Müller - mehr als P2 war nicht drin.

Es wäre wohl mehr möglich gewesen, denn zumindest bei den schwierigen Mischverhältnissen auf dem japanischen Kurs kam Müller hervorragend zurrecht, was seine schnellste Rennrunde dokumentiert. Außerdem war der 39-Jährige sofort mit dem 'Okayama International Circuit' warm geworden: "Die Strecke hat mir richtig gut gefallen, wie ich sagen muss. Ich bin richtig begeistert davon. Dort ist alles gepflegt, die Anlage ist prima und man hat einige Überholmöglichkeiten."

"Das ist also eine Strecke, von der man bedenkenlos sagen kann: 'Da kann die WTCC wieder hin.' Bei Mexiko kann ich das zum Beispiel nicht nachvollziehen", meinte der BMW Fahrer abschließend. "Ich weiß wirklich nicht, warum wir dort immer wieder hinfahren. Eigentlich ist es eine Zumutung, eine Weltmeisterschaft auf so einem Kurs fahren zu lassen." Ob Jörg Müller auch 2009 das zweifelhafte Vergnügen mit Puebla haben wird, steht bislang aber noch nicht fest.

Jörg Müller

Kein Titel: Jörg Müller landete in der Gesamtwertung auf dem siebten Platz Zoom

Glasklar ist hingegen, dass Müller noch nicht zum "alten Eisen" der Zunft gehört, sondern nach wie vor zu den Frontrunnern der Tourenwagen-WM. In den Statistiken der noch jungen Rennserie taucht sein Name stets prominent am oberen Ende der Listen auf - egal ob Siege, schnellste oder Führungsrunden. 2008 verhinderten nicht zuletzt einige Rennzwischenfälle, dass Müller seine ohnehin schon hervorragende WTCC-Bilanz weiter verbessern konnte.

Kurzstatistik 2008: Jörg Müller (BMW)

- 1 Sieg (Brands Hatch)
- 4 Podien (Curitiba, Brands Hatch, Imola, Okayama)
- 60 WM-Punkte, Platz 7 in der Gesamtwertung
- 2 Schnellste Rennrunden (Valencia, Okayama)
- 19 Führungsrunden
- 2 Rennwochenenden mit Maximalballast (Oschersleben, Macao)