• 21.08.2009 13:41

  • von Stefan Ziegler

Correia: "Das Feld muss dich sehen können" (2)

Safety-Car-Pilot Bruno Correia im zweiten Teil des Interviews mit 'Motorsport-Total.com' über den Unfall von Pau und das perfekte Rennwochenende

(Motorsport-Total.com) - Pünktlich zum 100. Rennen seit Bestehen der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) präsentierten die Veranstalter ein waschechtes Novum: In Porto kontrollierte erstmals der neue permanente Safety-Car-Pilot Bruno Correia das Starterfeld - und machte seinen Job ganz ausgezeichnet. 'Motorsport-Total.com' traf den Portugiesen in Brands Hatch und sprach mit dem 32-Jährigen über seine neue Rolle. Lesen Sie hier Teil 2 des großen Interviews mit Safety-Car-Fahrer Bruno Correia.

Titel-Bild zur News: Bruno Correia

Bruno Correia ist der Safety-Car-Fahrer der WTCC

Frage: "Bruno, sprechen wir über die Vorfälle von Pau: Da lief ja wirklich einiges schief. Hast du dieses Rennwochenende verfolgt?"
Bruno Correia: "Oh ja. Wir Rennfahrer sind es gewohnt, auf den Rennstrecken Vollgas zu geben. Wir wissen auch, dass man die weiße Linie am Ende der Boxengasse nicht überfahren darf. Der Fahrer des Safety-Cars von Pau hat das möglicherweise nicht gewusst. Er kam viel zu früh auf die Strecke, wählte eine falsche Linie und hat damit den Führenden total überrascht. Leider ist das passiert."#w1#

"Das war sowohl für die Veranstalter als auch für die beteiligten Fahrer keine schöne Sache. Es war eben eine Situation, wie sich nicht vorkommen sollte. Aber so ist das nun einmal im Rennsport. Deswegen wurde ich geholt. Die WTCC wollte einen Spezialisten haben, der genau weiß, was er da auf der Strecke tut. Ich hoffe nur, dass mir niemals ein solches Missgeschick unterläuft!"

Correia: Der neue "Führende" in der WTCC

Frage: "Du bist neben der WTCC auch noch in der Formel 2 und in der International Formula Master als Safety-Car-Fahrer aktiv..."
Correia: "Ich wurde zunächst für die WTCC und die Formel 2 angestellt, weil diese beiden Rennserien von derselben Organisation geleitet werden. Letztendlich bestreite ich aber sämtliche Rahmenserien. Das ist einiges an Arbeit."

"Alleine in Brands Hatch standen zwölf Rennen auf meinem Programm. Ich bin also sehr gut beschäftigt. Allerdings werden die Rahmenrennen zuweilen auch von lokalen Safety-Car-Piloten übernommen. Mein Vertrag beinhaltet jedenfalls die WTCC und auch die Formel 2 - und wenn nötig, dann auch einige der Rahmenserien."

"Mein Vertrag beinhaltet die WTCC und auch die Formel 2." Bruno Correia

Frage: "Du musst an den Rennwochenenden immer wieder mit einem anderen Auto zurecht kommen. In Porto warst du in einem Lada unterwegs, in Brands Hatch fuhrst du einen BMW..."
Correia: "In Porto war es recht schwierig, die Meute mit einem Lada im Zaum zu halten. Das ist einfach kein BMW und auch kein Chevrolet. Letztendlich hat aber alles prima funktioniert."

"Ich konnte das Fahrzeug schnell bewegen und habe dabei einige sehr interessante Erfahrungen gemacht. Es war mein erstes Rennen und obendrein auch noch das Debüt des Priora. Das war also eine runde Sache und prompt gab es zahlreiche Zwischenfälle."

Konzentration ist unbedingt gefordert

Frage: "Was geht dir durch den Kopf, wenn du das Kommando zum Losfahren bekommst?"
Correia: "Du musst natürlich sehr konzentriert zu Werke gehen. Es geht zunächst darum, genau zu verstehen, was die Rennleitung will. Konzentration und Verständnis sind die beiden wichtigsten Elemente. Bist du erst einmal auf der Strecke, dann musst du eine gute Distanz zwischen dir und den Rennwagen wahren. Manchmal musst du die Gangart auch etwas verschärfen."

"Wenn du Formelautos hinter dir hast, dann brauchen deren Motoren viel frische Luft. Kommst du an der Gefahrenstelle vorbei, musst du höchste Vorsicht walten lassen und den nachfolgenden Fahrzeugen zu verstehen geben, wo sich das Problem befindet. Ich gehe also möglichst konzentriert an diese Sache heran, um den bestmöglichen Job zu machen."

Bruno Correia in Brünn

In Brünn war Bruno Correia erstmals als neuer Safety-Car-Fahrer im WM-Einsatz Zoom

Frage: "Sobald du auf der Strecke bist, wird von dir eine einwandfreie Übersicht verlangt. Wie meisterst du eine solche Situation?"
Correia: "Ganz wichtig: Du musst dich bemerkbar machen. Das Feld muss dich sehen können. Danach nimmst du die Rennwagen so lange in Schlepptau, bis das Problem auf der Strecke gelöst ist. Dabei kannst du natürlich das Tempo reduzieren oder verschärfen."

"Das hängt nicht zuletzt von der Arbeit der Streckenposten und der jeweiligen Gefahrenstelle ab. Dabei stehst du in ständigem Kontakt zur Rennleitung. Über Funk erhalte ich ständig neue Anweisungen und werde auch genau über die aktuelle Lage informiert. Gleichzeitig muss ich mich natürlich auch auf das Fahren konzentrieren."

Lass den Wagen doch mal steh'n...

Frage: "Du kommst nicht nur bei einem Zwischenfall auf die Strecke, sondern spielst ab und an auch das Führungsfahrzeug vor dem fliegenden Start..."
Correia: "Zu diesem Zweck gibt es neben dem Safety-Car eigentlich noch ein Leading-Car. In Portugal habe ich beispielsweise beide Funktionen übernommen. Das geht problemlos, denn ich weiß, was ich im jeweiligen Fall zu tun habe."

"Für mich als Rennfahrer sind Unfälle kein schöner Anblick." Bruno Correia

Frage: "Wie sieht ein guter Tag für dich aus? Gibt es dabei möglichst viele Gelbphasen oder bleibst du lieber in der Boxengasse?"
Correia: "Für die Show ist es natürlich klasse, wenn es ab und an ein paar Reibereien gibt. Für mich als Rennfahrer sind Unfälle aber kein schöner Anblick. Niemand will schließlich, dass sich dabei jemand verletzt."

"Bei einem guten Rennen muss ich nicht auf die Strecke gehen. Die Jungs bieten in diesem Fall eine gute Show, ohne dabei allzu viel Kleinholz zu produzieren. Am besten ist es natürlich, wenn ich in der Boxengasse warten kann, ohne dass ich zum Eingreifen aufgefordert werde. Wenn es aber soweit ist, dann stehe ich Gewehr bei Fuß."

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