• 20.08.2009 10:03

  • von Stefan Ziegler

Correia: "Jetzt gehöre ich zum WM-Zirkus" (1)

Safety-Car-Pilot Bruno Correia im ersten Teil des Interviews mit 'Motorsport-Total.com' über sein Debüt in Porto und seinen Weg in die Tourenwagen-WM

(Motorsport-Total.com) - Pünktlich zum 100. Rennen seit Bestehen der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) präsentierten die Veranstalter ein waschechtes Novum: In Porto kontrollierte erstmals der neue permanente Safety-Car-Pilot Bruno Correia das Starterfeld - und machte seinen Job ganz ausgezeichnet. 'Motorsport-Total.com' traf den Portugiesen in Brands Hatch und sprach mit dem 32-Jährigen über seine neue Rolle. Lesen Sie hier Teil 1 des großen Interviews mit Safety-Car-Fahrer Bruno Correia.

Titel-Bild zur News: Bruno Correia

Daumen hoch: Bruno Correia ist der offizielle Safety-Car-Fahrer der WTCC

Frage: "Bruno, seit Porto bist du der offizielle Safety-Car-Fahrer der WTCC. Welche Erfahrungen hast du bislang gesammelt?"
Bruno Correia: "Eigentlich bin ich schon seit Brünn mit von der Partie. Dort fand mein großer Test statt. In Tschechien gab es prompt einige Unfälle und zahlreiche Unterbrechungen. Ich habe dort einen guten Job gemacht und offensichtlich sahen das die Verantwortlichen ähnlich."#w1#

"Sie haben mich anschließend gefragt, ob ich künftig als offizieller Safety-Car-Pilot der WTCC fungieren möchte. Das habe ich sehr gerne angenommen. In Porto war ich schließlich erstmals in meiner Rolle im Einsatz und hatte gleich alle Hände voll zu tun. Das war sehr aufregend, zumal ich an diesem Wochenende über 300 Kilometer auf dieser Rennstrecke zurückgelegt habe. Das muss man sich einmal vorstellen!"

"Ich war also sehr oft mit meinem Fahrzeug unterwegs, musste einige Tests durchführen und beispielsweise die Funkanlage überprüfen. Das war eine sehr schöne Erfahrung, weil der Kurs eine großartige Tradition aufweist. Für mich war das wie eine weitere Prüfung - und ich kann sagen: Es macht wirklich sehr viel Spaß, vor diesen Jungs herzufahren."

Rennfahrer und Safety-Car-Pilot in Personalunion

Frage: "Kennst du alle Rennstrecken, auf denen du im Rahmen der WTCC unterwegs sein wirst?"
Correia: "Brands Hatch kenne ich seit Februar, denn damals habe ich auf diesem Kurs einige GT-Testfahrten absolviert. Ich bin ja auch ein Rennfahrer. Nur deswegen pilotiere ich das Safety-Car. Die anderen WTCC-Rennstrecken kenne ich noch nicht. Die meisten Kurse werde ich also erstmals überhaupt besuchen."

"Für gewöhnlich passieren die meisten Unfälle schon in der Startrunde." Bruno Correia

Frage: "Hast du vor dem Beginn der Rennwochenenden etwas Zeit, um mit dem Safety-Car auf der Rennstrecke zu trainieren?"
Correia: "Üblicherweise führen wir vorher einige Übungsfahrten durch. Wir machen uns dabei mit den wichtigen Passagen der Strecke vertraut. Konkret geht es dabei zum Beispiel um die Position, die ich vor dem Rennstart einnehmen muss."

"Für gewöhnlich passieren die meisten Unfälle schon in der Startrunde. Die Rennen sind sehr kurz, also gehen die Fahrer beim Start entsprechend couragiert zu Werke. Für mich geht es also darum, schon auf der Strecke zu sein, bevor das Feld wieder über die Ziellinie heranrast."

Correia: Erfahrung ist alles

Frage: "Du bist ein Rennfahrer. Was hast du gemacht, bevor du zum offiziellen Safety-Car-Piloten der WTCC bestellt worden bist?"
Correia: "Ich bin schon seit geraumer Zeit im Rennsport aktiv. Als ich 16 Jahre alt war, wurde ich zum ersten portugiesischen Rennsieger überhaupt. Das ist mir 1994 in meinem Premierenjahr in der Formel Ford gelungen."

"Anschließend bin ich nach Spanien gegangen und habe dort die Formel Renault bestritten. Dabei konnte ich zwei Meistertitel erobern. In den USA nahm ich an der Dodge-Barber-Serie teil, ehe ich in Brasilien in der Superturismo-Klasse unterwegs war. Ich bin also durchaus herumgekommen und kenne schon einige Strecken. Ich liebe das Rennfahren einfach. Das ist eben mein Leben."

Franz Engstler

Diese Szene sorgte für den WTCC-Einsatz von Safety-Car-Pilot Bruno Correia Zoom

Frage: "Wie wird ein Rennfahrer zum Safety-Car-Piloten?"
Correia: "Es ist unheimlich wichtig, dass der Fahrer des Safety-Cars weiß, was er auf der Strecke zu tun hat. Auf alle Fälle sollte er schnell sein, denn die Autos der einzelnen Rennserien legen schon ein sehr ordentliches Tempo vor. Außerdem brauchst du das Wissen und das Können, um den Wagen auch in schnellen Kurven am Limit zu bewegen."

"Darüber hinaus musst du verstehen, wie die gesamte Organisation funktioniert. Für einen Rennfahrer ist das alles recht einfach zu lernen, weil er sich auf der Rennstrecke ohnehin zuhause fühlt. Du kannst auf gewisse Erfahrungswerte zurückgreifen und erkennst einfach, wo du dich wie verhalten musst. Ich selbst habe schon viele Rennen mit stehendem und fliegendem Start absolviert und weiß daher genau, wie der Hase läuft."

Nach Pau mussten die Verantwortlichen handeln

"In Portugal war ich schon ein Jahr lang als Safety-Car-Fahrer tätig. Die portugiesischen Verantwortlichen haben mich gebeten, auf den neuen Kursen als Pilot des Sicherheitsfahrzeugs zu arbeiten. Das ist wirklich eine sehr schöne Aufgabe. Ich liebe es, als Rennfahrer auf die Tube zu drücken, habe aber auch sehr viel Spaß mit der Rolle des Safety-Car-Piloten. Das bereitet mir großes Vergnügen."

"Der Renndirektor der WTCC kennt mich schon lange." Bruno Correia

Frage: "Wie bist du an diesen Job gekommen? Ist die WTCC auf dich zugegangen?"
Correia: "Ja - nach den Zwischenfällen von Pau. Der Renndirektor der WTCC kennt mich schon lange. Er wusste auch, dass ich schon seit einiger Zeit als Safety-Car-Fahrer unterwegs war und wusste auch, dass ich meine Sache gut machte. Irgendwann bekam ich dann einen Anruf und wurde gefragt, ob ich diesen Job wahrnehmen könnte."

"Zunächst einmal musst du natürlich die Zeit dafür haben. Bei diesem Job kommst du eher an die Rennstrecke und verlässt sie später als die meisten anderen Rennfahrer. Das kannst du nur schwer mit anderen Berufen vereinbaren. Über diesen Anruf habe ich mich aber riesig gefreut und habe alles andere einfach beiseite geschoben. Und jetzt gehöre ich zum WM-Zirkus."

Den zweiten Teil des großen Interviews mit Bruno Correia lesen Sie in den kommenden Tagen auf 'Motorsport-Total.com'.