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  • 21.05.2009 13:56

  • von Stefan Ziegler

Engstler: "Ich dachte nur: Was geht denn hier ab?"

Privatier Franz Engstler im Interview mit 'Motorsport-Total.com' über seinen kuriosen Unfall mit dem Safety-Car und die Folgen für seinen Privatrennstall

(Motorsport-Total.com) - Ausgerechnet vom Safety-Car wurde Franz Engstler in Pau von der Strecke geräumt und verpasste so die ganz große Sensation. Der deutsche Privatfahrer hätte das zweite Rennen von Frankreich gewinnen können, doch plötzlich kam alles ganz anders. 'Motorsport-Total.com' traf den 47-Jährigen nach seinem Ausfall in der Engstler-Box, wo er als Teamchef bei den Aufräumarbeiten selbst Hand anlegte, sich aber dennoch die Zeit nahm, um exklusiv Stellung zu den Vorkommnissen zu nehmen.

Titel-Bild zur News: Franz Engstler

Franz Engstler war der heimliche Held von Pau und erntete jede Menge Mitgefühl...

Frage: "Franz, als man im Pressezelt den großen Knall gehört hat, ging einem nur durch den Kopf: 'Das darf doch nicht wahr sein!' Wie hast du diese Situation erlebt?"
Franz Engstler: "Das ist mir genauso gegangen. Als ich um die Kurve geschossen kam und plötzlich dieses Auto vor mir sehe, dachte ich nur: 'Was geht denn hier ab?' Ich habe die Signale sehr wohl gesehen, denn in dieser Kurve ist das Safety-Car-Schild herausgekommen. Auch mein Teammanager hat mir das sofort über Funk durchgegeben. Wir fahren allerdings mit 200 Kilometer pro Stunde durch diese Kurve und haben schlichtweg keine Chance, so etwas noch zu verbremsen."#w1#

Der Punktverlust schmerzt

"Vor allem: Das Safety-Car ist ja immer weiter nach links gefahren - und das in Schritttempo! Hätte der Kollege ganz normal beschleunigt, dann wäre überhaupt nichts passiert. Im Prinzip hätte das Safety-Car eigentlich nur auf der rechten Seite aus der Boxengasse hinausfahren müssen. So gehört sich das schließlich. Für mich ist das Ganze absolut unverständlich, zumal der Safety-Car-Pilot auf eigenem Veranlassen hinausgefahren ist. Da fährt der Kerl in ein laufendes Rennen - die Leute sind sich ja gar nicht bewusst, was bei so einer Situation alles passieren kann."

Frage: "Jetzt hast du natürlich zwei große Probleme: Auf der einen Seite hast du ein total kaputtes Auto und auf der anderen Seite sind viele wertvolle Punkte futsch..."
Engstler: "An diesem Wochenende wäre es für uns wirklich perfekt gelaufen. Wir waren richtig gut aussortiert. Dazu kommt noch, dass ich mir in Q2 einen Reifensatz aufgespart habe. Wir sind extra mit einem gebrauchten Satz rausgefahren. Nur so konnte ich im zweiten Lauf mit frischen Pneus ins Rennen gehen. Wir waren einfach perfekt aufgestellt."

"An diesem Wochenende wäre es für uns wirklich perfekt gelaufen." Franz Engstler

"Ich wusste, dass ich den Start gewinnen musste, denn danach würde ich mich absetzen können. Das hat prima funktioniert und ich hätte in den folgenden drei Runden noch sehr gut pushen können. Von unserer Seite her wäre diese Rechnung optimal aufgegangen. Das wäre eine Sensation gewesen - und natürlich hätten wir bei dieser Gelegenheit noch sehr viele wichtige Punkte im Hinblick auf die Meisterschaft machen können."

Lob und Anerkennung von der Konkurrenz

Frage: "Die Konkurrenz hat das auch einstimmig bestätigt und gleich reihenweise kamen Kommentare wie: 'Mensch, der Franz wäre richtig schnell gewesen.' Tröstet das?"
Engstler: "BMW ist zu mir gekommen und man hat mir gesagt: 'Wir hätten dich nicht halten können.' Das lag einfach an der Pace, die ich aus dem Stand gehen konnte. Ich hatte dann ja auch einen wirklich fantastischen Start. Es ist in dem Moment tatsächlich alles für uns gelaufen."

Frage: "Welche Gefühle überwiegen jetzt bei dir? Die Enttäuschung über den kuriosen Ausfall oder die Freude über das Lob und die Bestätigung des Fahrerlagers?"
Engstler: "Im Augenblick überwiegt der Schaden! Für uns ist es natürlich eine ganz besonders schwierige Situation, wenn wir einen solchen Schaden erleiden. Außerdem habe ich mir ja keinen Fehler vorzuwerfen. Wenn mir ein Fehler unterläuft, dann kann ich wenigstens sagen: 'Okay, ich bin ein Idiot gewesen. Das darf nicht passieren.'"

Franz Engstler

Das Safety-Car schnitt Franz Engstler in Pau den Weg ab und es kam zum Crash Zoom

"Aber ich habe wirklich keine Ahnung, was ich hätte anders machen können. Ich konnte nicht mehr nach rechts ausweichen, denn dafür war ich zu schnell. So stehen wir jetzt halt da mit einem Riesenschaden. Sicherlich freut man sich darüber, wenn man die Pace der Werksautos gehen kann. Es ist toll, als Privatier ein Rennen in der Weltmeisterschaft anzuführen. Das kommt schon einer kleinen Sensation gleich. Wenn ich aber ein wenig zum Auto hinüberschiele, dann rattert innerlich schon der Taschenrechner..."

Kurioser Crash mit teuren Folgen...

Frage: "...und was sagt der Taschenrechner? Hast du schon eine grobe Vorstellung davon, welche Kosten dieser Crash verursachen wird?"
Engstler: "Ich denke, so um die 80.000 Euro sind das bestimmt. Für ein Privatteam ist das eine Menge Geld. Das sind Aktionen, die wir bei aller Liebe nicht brauchen können."

Frage: "Da musst du jetzt eine Menge Privatier-Rennen gewinnen, um diesen Verlust wieder reinzuholen..."
Engstler: "Das geht eigentlich gar nicht. Generell ist so etwas für das Team natürlich sehr frustrierend. Wir müssen ja ohnehin schon jeden Euro noch einmal rumdrehen. Und wenn es dann noch so sinnlose Sachen sind. Verliere ich in einem Zweikampf das Auto und mache dabei etwas kaputt - okay. Das ist dann ein Rennunfall und das kann schon einmal passieren. Nur hatte ich in letzter Zeit eigentlich kaum einen Unfall mehr. Als Privatteam kannst du auf der anderen Seite auch nicht 300.000 Euro an Budget für Unfälle einrechnen. Das klappt einfach nicht. So unnötige Aktionen sind halt schlichtweg doppelt schlimm."

"So unnötige Aktionen sind halt schlichtweg doppelt schlimm." Franz Engstler

Frage: "Obwohl dir in Pau so viele Punkte durch die Lappen gegangen sind, liegst du in der Privatierwertung vorne. Mit welcher Stimmung gehst du jetzt nach Valencia?"
Engstler: "Motiviert natürlich. Für uns wird es jetzt zunächst einmal sehr schwierig werden, die Autos fertig zu bekommen. Es wird sicherlich Mittwoch werden, bis der LKW zurück ist. Dann müssen wir die Rennwagen zerlegen, die Karosse auf die Richtbank stellen - und möglichst am Dienstag schon wieder losfahren nach Valencia. Das wird also eine ganz enge Nummer. Wir werden aber kämpfen. Ich habe eine supertolle Truppe und bin mir sicher: Wir kriegen das hin."

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