• 17.05.2009 16:10

  • von Stefan Ziegler

Wieder Chevrolet: Menu holt sich den Chaos-Sieg in Pau!

Cruze-Pilot Alain Menu raste in Frankreich zu seinem ersten Sieg 2009 und sorgte für den vierten Chevrolet-Sieg in Folge - Franz Engstler unbelohnt

(Motorsport-Total.com) - Nicht immer sind im Rennsport die Erstplatzierten auch die wahren Sieger. In Pau kam Alain Menu für Chevrolet zwar als Erster über die Ziellinie, hatte aber bereits nach wenigen Rennmetern einen starken Konkurrenten um den Sieg verloren. Privatfahrer Franz Engstler hatte die großen Hauptdarsteller der Szene schon in Lauf eins düpiert und schickte sich an, im zweiten Rennen nachzulegen. Zu einem Happyend für das Engstler-Team sollte es aber letztlich doch nicht kommen.

Titel-Bild zur News: Alain Menu, Augusto Farfus, Robert Huff

Das Siegertrio von Pau: Alain Menu holte sich in Frankreich Saisonsieg Nummer 1

Der zweite WM-Lauf in Frankreich wurde von kuriosen Szenen überschattet. Der tragische Held im Tumult der ersten Kurven war zweifelsfrei Privatier Engstler, der erst den Start souverän für sich entschieden hatte und sofort in Führung gegangen war. Aufgrund diverser Rennunfälle schickte die Rennleitung in Runde zwei das Safety-Car auf die Strecke - ohne Vorwarnung! Engstler schoss um die Ecke und hatte keine Chance. Das "Sicherheitsauto" hatte ihm komplett den Weg versperrt.#w1#

Franz Engstler stolpert über das Safety-Car

So kam es unweigerlich zu einer überaus heftigen Kollision, wobei Engstler auf einen sprichwörtlichen Schlag um sämtliche Früchte seiner bis dato ausgezeichneten Arbeit gebracht wurde. Wäre das Safety-Car nicht blindlings auf die Strecke gefahren und statt die Ideallinie zu kreuzen auf der rechten Innenbahn, dieser unwirkliche Zwischenfall hätte vermieden werden können. Die Beteiligten um Privatier Engstler blieben augenscheinlich unverletzt - doch der Ausfall schmerzte sehr.

Angesichts des Dramas an der Spitze folgte daraufhin die einzig richtige Entscheidung: Rennabbruch. Jetzt galt es, die Überreste der ersten Runde aufzusammeln. BMW Pilot Jörg Müller hatte sich mit Markenkollege Andy Priaulx angelegt, was beide Fahrzeuge nicht schadlos überstanden haben. Während Müllers linke Frontachse total hinüber war, kam Priaulx plötzlich ohne Heckschürzen daher - auch Félix Porteiro, Sergio Hernández (beide BMW) und Tom Boardman (SEAT) hatten Verluste zu beklagen.

Franz Engstler

Kollision mit dem Safety-Car: So etwas hat die WTCC bislang noch nicht gesehen Zoom

Schon auf der kurzen Gegengeraden hatte Porteiro Hernández attackiert und seinen spanischen Landsmann kurzerhand umgedreht. Hernández rutschte in die Banden und war raus, Porteiro setzte seine Fahrt ohne Frontschürzen fort. Boardman schaffte hingegen noch einige Kurven, ehe er sich mit seinem Rennwagen in die Leitplanken verabschiedete. Die Konkurrenz gab sich alles Mühe, einen Crash zu vermeiden - leider agierte das Safety-Car wenig später weitaus weniger umsichtig.

Neustart in Pau

So war vorerst wieder Schluss in Pau - nach einer halbstündigen Pause ging's wieder auf die Reise. Menu raste vorneweg und Porteiro übernahm P2. Dahinter schossen Augusto Farfus (BMW), Priaulx, Gabriele Tarquini (SEAT), Yvan Muller (SEAT) und Rickard Rydell (SEAT) dahin - bis Porteiro für seine Aktion gegen Hernández mit einer Durchfahrtsstrafe belegt wurde und zur langsamen Fahrt durch die Boxengasse ausscheren musste.

Der SEAT-Friede war allerdings schnell vorbei, denn Alessandro Zanardi (BMW) mischte das Trio mächtig auf und sorgte für einige schöne Überholmanöver. Gleichzeitig saß Farfus Menu im Nacken und Priaulx machte Jagd auf Huff - die Chevrolet-Fahrzeuge sollten sich aber sehr schnell als uneinnehmbare Festungen entpuppen, deren Silhouette sich den BMW Piloten nach vielen aufregenden Runden sicherlich in die Netzhaut eingebrannt haben dürfte.

Alessandro Zanardi

Alessandro Zanardi zeigte in Lauf zwei eine gute Show und wurde mit P5 belohnt Zoom

Als die Piloten die letzte Runde in Angriff nahmen, plötzlich wieder Rote Flaggen: Eric Cayrolle (SEAT) und Nicola Larini (Chevrolet) waren im Kampf um P8 und den letzten WM-Punkt des Tages kollektiv in die Banden gerauscht und hatten die Fahrbahn mit zahlreichen Bruchstücken übersät. Ein Neustart kam nicht mehr in Frage - und auch das Safety-Car blieb dieses Mal in der Garage. So sauste Menu letztendlich kampflos als Sieger über Start und Ziel.

...und wieder siegt der Cruze

Nach 18 Runden war also Schluss in Pau und ein ereignisreiches und denkwürdiges Rennwochenende fand seinen Abschluss. Farfus holte erneut den zweiten Platz und Huff kam als Dritter - wie schon in Marrakesch - ins Ziel. Dahinter reihten sich Priaulx, Zanardi, Tarquini und Muller ein, wodurch SEAT nun doch noch einige Punkte abgreifen konnte. Der achte Platz ging allerdings ironischerweise an einen Piloten, der den Rennabbruch mitverschuldet hatte.

Der französische Gaststarter Cayrolle bescherte seinem Sunred-Team bei seinem ersten Auftritt in der Tourenwagen-WM prompt einen Rennerfolg in der Independents' Trophy und holte obendrein noch einen Zähler für die Gesamtwertung. Der Däne Kristian Poulsen sorgte mit P2 bei den Privatiers wenigstens noch für ein gutes Ergebnis für das in Frankreich arg gebeutelte Engstler-Team, dem in Pau der Griff nach den WTCC-Sternen verwehrt geblieben ist.


Fotos: Rennwochenende in Pau