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Coleman: "Das Team hat gute Arbeit geleistet"
Bamboo-Teamchef Richard Coleman zieht Bilanz: Im Interview erläutert der Brite seine Sicht der Dinge zum WTCC-Debütjahr von Bamboo Engineering
(Motorsport-Total.com) - Im vergangenen Jahr stieß Bamboo Engineering zum Starterfeld der WTCC hinzu und wusste auf Anhieb zu überzeugen. Sowohl Harry Vaulkhard als auch Darryl O'Young und später Yukinori Taniguchi konnten im Chevrolet Lacetti zu Klassensiegen fahren und sicherten dem Rennstall aus Großbritannien unterm Strich den zweiten Platz in der Privatierwertung. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Teamchef Richard Coleman über die erste WTCC-Saison seines Teams.

© xpb.cc
Richard Coleman (re.) und Harry Vaulkhard, der 2011 sein Comeback geben könnte
Frage: "Richard, Bamboo Engineering hat die Debütsaison in der WTCC erfolgreich beendet. Wie lautet dein Saisonfazit?"
Richard Coleman: "Es fällt gemischt aus. Wir konnten in diesem Jahr zwar fünf Klassensiege einfahren, hätten aber mindestens acht Rennen gewinnen können. Es war also keine perfekte Saison, doch das ist im Motorsport ja nichts Ungewöhnliches. Man will immer ein bisschen mehr."
Frage: "Bist du überrascht davon, dass dein Team auf Anhieb an der Spitze der Privatiers mithalten konnte?"
Coleman: "Nein, das ist keine Überraschung für mich. Ich glaubte stets an das Team und die Autos. Die Fahrer haben natürlich einen großen Einfluss darauf, welche Ergebnisse letztendlich eingefahren werden. Wir wussten um die fahrerischen Fähigkeiten von Darryl Bescheid."
"Die Frage war nur, ob sich das auch auf den Tourenwagen übertragen lassen würde. Manche Rennen beendeten wir leider nicht, was vielleicht auch mit mangelnder Erfahrung im Tourenwagen-Sport zusammen hängt. Im Jahresverlauf konnte sich Darryl diesbezüglich steigern. Er gewöhnte sich immer mehr an die Gangart in dieser Serie. Diese Fortschritte kamen nicht überraschend, sind aber natürlich trotzdem sehr willkommen."
Frage: "Dein Team war 2009 noch in der britischen Tourenwagen-Meisterschaft am Start. Stellte die WTCC eine große Veränderung dar?"
Coleman: "Es ist nicht so viel anders. Die BTCC ist auf der sportlichen Seite aber ein bisschen anders aufgestellt. Dort werden beispielsweise drei Rennen gefahren, in der WTCC sind es nur zwei Läufe."
"Das ist ein großer Unterschied, außerdem sind die Rennen in Großbritannien wesentlich härter. Es gibt deutlich mehr Reibereien im Starterfeld. Für uns als Rennteam ist das allerdings nicht dramatisch. Für uns ging es vielmehr darum, die Reifen und die Rennstrecken zu verstehen. Die rein operationellen Aufgaben als Team sind nicht so viel anders."¿pbvin|0|3365|wtcc|0|1pb¿
Der Simulator hilft den WTCC-Neulingen
Frage: "Bist du zufrieden damit, wie sich dein Team bislang in der WTCC verkauft hat?"
Coleman: "Ja. Das Team hat gute Arbeit geleistet. Die Zuverlässigkeit war fast perfekt. Auch sportlich gesehen lief es prima für uns. Leider waren wir in Brands Hatch nicht gerade gut unterwegs, aber das hing nicht zuletzt auch mit der Gewichtssituation zusammen."
"In Valencia waren wir ebenfalls nicht gut - und das hat uns überrascht. An allen anderen Kursen waren wir mehr oder weniger bei der Musik. Das stimmt mich zufrieden. Man muss bedenken: Das Proteam trat 2010 mit Sergio Hernandez und Stefano D'Aste an, die beide bereits zu Titelehren gekommen sind. Unsere Pilote waren hingegen Debütanten in dieser Rennserie. Trotzdem gelang es uns, den Titelkampf bis Macao offen zu halten."
Frage: "War der Simulator des Teams diesbezüglich eine Hilfe?"
Coleman: "Uns war schon vor unserem Einstieg in die WTCC klar, dass wir auf den meisten Strecken kaum würde testen können. Wir mussten also eine Lösung finden, um unsere Fahrer auf Tempo zu bringen und sie mit den Strecken vertraut zu machen. Wir entwickelten unsere Simulator im Jahresverlauf und konnten dabei glücklicherweise auch auf einige Daten von RML zurückgreifen, die den Lacetti in der Vergangenheit eingesetzt hatten."
"Für die meisten Strecken hatten wir also gute Daten von Alain Menu oder Rob Huff. Dadurch hatten unsere Piloten eine Referenz, auf die sie hinarbeiten konnten. Das ist nicht perfekt, aber immerhin besser, als vollkommen unvorbereitet an den Kurs zu kommen. Ich denke, unser Vorstoß in diese Richtung war erfolgreich."
Bamboo 2011 mit dem Chevrolet Cruze?
Frage: "Wie ist es um die Planungen für 2011 bestellt?"
Coleman: "2011 wird eine schwierige Angelegenheit für alle Beteiligten, denn es werden neue Motorenregeln eingeführt. Niemand weiß, wohin die Reise gehen wird."
"Man wird natürlich versuchen, sich die neuen 1,6-Liter-Turboaggregate zu sichern, doch das ist vermutlich nicht für alle möglich. Es könnte zu Verzögerungen kommen, was nicht zuletzt wohl auch mit der Budgetsituation zusammen hängt. Manche Dinge müssen noch aussortiert werden, doch wir haben vor, 2011 mit dem neuen Motor am Start zu sein."
Frage: "Eric Neve stellt deinem Team in Aussicht, den Chevrolet Cruze zu erhalten..."
Coleman: "Darauf arbeiten wir hin. Alle Beteiligten arbeiten darauf hin, diesen Wunsch Realität werden zu lassen."
Frage: "Werden es wieder zwei Autos sein?"
Coleman: "Ja. Wir haben vor, erneut zwei Fahrzeuge an den Start zu bringen."
Frage: "Sprechen wir über Harry Vaulkhard: Er musste seinen Rennbetrieb in der Sommerpause einstellen..."
Coleman: "Leider mussten wir vor dem Wochenende in Oschersleben eine Entscheidung treffen und ihn ersetzen. Das lag einzig und alleine am Budget. Harry hatte einen Sponsor, der sich zurückzog. Dadurch hatte er kein komplettes Budget mehr zur Verfügung. Das ist sehr schade."
"Wir arbeiten aber gemeinsam mit ihm daran, ein Paket für 2011 zu schnüren, damit er zu einhundert Prozent zurückkehren kann. Harry hatte in dieser Saison einige sehr starke Ergebnisse. Nimmt man seinen Punkteschnitt aus der ersten Saisonhälfte her und berechnet damit seine nicht gefahrenen Rennen, so wäre auch er in der Meisterschaft weit vorne dabei gewesen. Harry ist ein guter Fahrer und wir als Team würden ihn 2011 gerne wieder im Auto haben."

