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  • 13.10.2008 16:48

  • von Stefan Ziegler

BMW am Scheideweg?

Im Hause BMW denkt man derzeit angestrengt über das Engagement in der Tourenwagen-WM nach - noch ist keine Entscheidung gefallen

(Motorsport-Total.com) - Schon seit geraumer Zeit äußert BMW seinen Unmut über die jüngsten Entwicklungen in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC. Bis einschließlich 2007 waren die Münchener immer an der Spitze der populären Rennserie vertreten, dann brachte SEAT den Turbodiesel an die Rennstrecke und schlug ein ganz neues Kapitel in der WTCC auf. Zwar kümmern sich FIA und das Tourenwagenbüro um eine gute Einstufung des Motorenkonzeptes der Spanier, doch BMW gehen diese Eingriffe nicht weit genug.

Titel-Bild zur News: Yvan Muller vor Jörg Müller

Im großen WTCC-Orchester spielt BMW derzeit nur die zweite Geige hinter SEAT

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen sieht ein Ungleichgewicht im aktuellen Kräfteverhältnis, wie er gegenüber 'Motorsport aktuell' betonte. Daher stellt der deutsche Automobilhersteller sein gesamtes Engagement in der Tourenwagen-WM in Frage. Noch ist freilich nicht geklärt, wie die Zukunft von BMW in der WTCC aussieht, weshalb alle dahingehenden Spekulationen jeglicher Grundlage entbehren.#w1#

Fest steht bislang nur, dass man im Hause BMW ernsthaft abwägt, inwieweit eine Fortführung des Renneinsatzes in der WTCC für das Unternehmen noch Sinn macht. Theissen: "Es gibt Bereiche, über die man sich unterhalten muss: Wie sehen die Regeln aus? Wie werden sie angewendet? Und das dritte ist die kommerzielle Entwicklung, die allerdings auf einem guten Wege ist."

"Wir müssen überzeugt sein, dass das Reglement unterschiedliche Konzepte vernünftig einstuft, sodass sie konkurrenzfähig sind - und dass die Anwendung der Regeln am Wochenende vorhersehbar ist", fasste der Chef der BMW Länderteams die wichtigsten Punkte für BMW zusammen. Theissen ist auch ein Dorn im Auge, dass sowohl Chevrolet als auch SEAT verstärkt Teamsport mit bis zu fünf beteiligten Wagen beitreiben.


Fotos: WTCC in Monza


Konkret gehe es dabei um "die Rennstrategie der Teams, die ein großes Feld orchestrieren und beim 'Reverse Grid' ihre Autos so positionieren, dass sie daraus einen klaren Vorteil gewinnen", so der Deutsche. "Ich finde den 'Reverse Grid' attraktiv für die Zuschauer. Aber man muss darauf achten, dass er nicht zu taktischen Winkelzügen missbraucht werden kann", stellte Theissen klar.

Die umgekehrte Startreihenfolge der Top 8 für den zweiten Lauf ist ein wesentlicher Bestandteil eines WTCC-Wochenendes, wodurch nicht zuletzt aufregende Positionskämpfe im gesamten Teilnehmerfeld ermöglicht werden. Um den WM-Favoriten eine noch bessere Ausgangslage für den zweiten Lauf zu verschaffen, lassen sich Teamkollegen in letzter Zeit verstärkt zurückfallen, was das Grid-Szenario ad absurdum zu führen scheint.