WEC-Zukunft: Token-Debatte geht weiter

Das Tokensystem für die LMP1-Klasse ist in der WEC noch nicht vom Tisch - Toyota plädiert für die Deckelung der Entwicklung, doch es gibt auch Gegner des Systems

(Motorsport-Total.com) - Seit den Vorsaisontestfahrten der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) ist im Rahmen von Kostenreduktion in der LMP1-Kategorie ein Tokensystem im Gespräch. Was in der Formel 1 gerade wieder abgeschafft wird, sehen einige im WEC-Fahrerlager als rettenden Schritt, um die Kosten nicht weiter ausufern zu lassen. Trotz zahlreicher Maßnahmen wie Beschränkungen von Testfahrten, Aerodynamikpaketen oder Personal an der Rennstrecke sind die Kosten weiter im dreistelligen Millionenbereich.

Titel-Bild zur News: Lucas di Grassi, Loic Duval, Oliver Jarvis

Kann ein Tokensystem die LMP1-Klasse wirklich günstiger machen? Zoom

Das schreckt zahlreiche Hersteller ab. Peugeot würde gern in die LMP1-Kategorie zurückkommen, scheut aber die enorme Investition, die ein solches Engagement mit sich bringen würde. Auch deshalb wurde im Frühjahr ein Tokensystem ins Gespräch gebracht in der Hoffnung, die Kosten wieder runterzufahren. Dann dürften LMP1-Hybride nur noch eingeschränkt weiterentwickelt werden. Wie das Ganze konkret umgesetzt werden würde, ist jedoch weiter unklar - genauso, ob das System überhaupt kommt.

"Das wird noch immer diskutiert, aber es hat nicht nur Fans", bestätigt Wolfgang Ullrich im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Es sei seines Erachtens klar, dass die Budgets nicht ausufern dürfen und dass weitere Maßnahmen nach den bereits erfolgten ergriffen werden müssten. "Einige meinen, dass ein Tokensystem die Kosten einfangen kann", so der Audi-Motorsportchef weiter. "Das glaube ich nicht. Im Gegenteil sogar. Wenn du ein solches System hast, dann musst du etwas in der Schublade haben. Meiner Meinung nach gehört so etwas nicht zu den preisgünstigsten Konzepten."

Die Krux bei der Einfrierung der Entwicklung ist, dass zwar die quantitative Entwicklung eingefroren werden kann - etwa, dass nur zwei aerodynamische Baugruppen im nächsten Zyklus verbessert werden dürfen. Das würde jedoch den Druck auf die Entwicklungsabteilungen enorm erhöhen, denn die qualitative Entwicklung kann man nicht begrenzen.


Fotos: WEC am Nürburgring


Wie viel bringt das Tokensystem wirklich?

Sprich: Bei freier Entwicklung ist es unerheblich, ob ein Teil zwei oder drei Zehntel schneller macht. Zur Not kann man noch immer eine weitere Entwicklung nachschieben. Wenn es aber nur einmal in zwölf Monaten verbessert kann, muss es gleich über eine halbe Sekunde oder mehr schneller machen, damit es sich überhaupt lohnt, ein Token dafür zu investieren. Dass dabei die Kosten sinken, darf bezweifelt werden. Soweit die Gegner des Konzepts.

Einer der Fürsprecher für ein Tokensystem ist Rob Leupen. Der TMG-Geschäftsführer legt seine Argumente gegenüber 'Motorsport-Total.com' dar: "Wir halten das für eine realistische Möglichkeit, die Kosten in Grenzen zu halten. Ein solches System kann helfen, dass jemand mit weniger Geld, aber mehr guten Ideen absolut konkurrenzfähig ist. Wer dann immer noch viel Geld ausgeben will, kann das ja tun. Das limitiert die Ausgaben nicht, es ist keine Deckelung."


WEC Nürburgring 2016: Die Highlights

Zusammenfassung des 6-Stunden-Rennens der WEC am Nürburgring: Kampf Porsche vs. Audi vor 58.000 Fans

Leupen würde die zur Verfügung stehenden Token am liebsten an die Equivalence of Technology (EoT) koppeln, also sich die Möglichkeit offen lassen, bestimmten Konzepten mehr Token zur Verfügung zu stellen als anderen. Da der Begriff "Token" darüber hinaus durch die Formel 1 etwas vorbelastet ist, würde er a liebsten auch einen anderen Begriff einführen: "Man könnte es auch Innovations-Schritt nennen oder so ähnlich."

"Wir halten das für eine realistische Möglichkeit, die Kosten in Grenzen zu halten." Rob Leupen

Sinn würde die Einführung eines Tokensystems frühestens zur Saison 2019 machen, weil für 2018 gänzlich neue Fahrzeuge gebaut werden müssen, wenn das neue Regelwerk greift. Ob ein solches System jemals kommen wird, steht aber noch in den Sternen, da die LMP1-Regularien viel Wert auf technische Freiheiten legen.

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