Debütsaison des Porsche 963: Zu viele Dinge auf einmal gemacht?

Der Porsche 963 konnte in seiner Debütsaison nicht überzeugen: In der WEC erzielte das Team keinen Sieg - Hatte Porsche im ersten Jahr einfach zu viele Baustellen?

(Motorsport-Total.com) - Der Porsche 963 konnte in seiner Debütsaison in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) nicht überzeugen. In Portimao und Fuji fuhr Penske zwar auf das Podium, allerdings lässt der erste WEC-Sieg noch auf sich warten: "Was das Negative betrifft, möchte ich ganz klar sagen: Wir können mit unserem bescheidenen Jahr nicht zufrieden sein", ist Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach ehrlich.

Titel-Bild zur News: Laurens Vanthoor

Der Porsche 963 konnte in der ersten WEC-Saison keinen Sieg erzielen Zoom

Für das erste Jahr mit dem 963 hatte sich Porsche ein straffes Programm überlegt: Die Zusammenarbeit mit Penske, die schon von 2005 bis 2008 mit dem Porsche RS Spyder erfolgreich funktionierte, wurde wieder aktiviert. Das Team baute einen zweiten Standort in Deutschland auf und startete nicht nur in der WEC, sondern auch in der IMSA. Hinzu kamen die Kundenautos für Jota, Proton und JDC-Miller. Waren das möglicherweise zu viele Baustellen?

"Ich denke, wir haben uns mit dem Einstieg in zwei Meisterschaften, der Zusammenarbeit mit dem neuen alten Partner, dem Aufbau eines Teams in Mannheim und dem Bau von Kundenfahrzeugen eine sehr schwierige Aufgabe gestellt", gibt Laudenbach zu. "Alles in allem war jede einzelne Entscheidung gut und richtig. Alles auf einmal hat es für uns nur sehr schwierig gemacht."

"Und ich denke, das Ergebnis war, dass es länger gedauert hat, bis wir wirklich die Schritte gemacht haben, die wir wollten", stellt der Porsche-Motorsportchef fest. "Aber auch hier ist eine klare Kurve nach oben zu erkennen."

Porsche mit "sehr positiver Tendenz"

"Wir haben einfach zu viele Fehler in verschiedenen Bereichen gemacht", muss Laudenbach eingestehen. Allerdings konnte das Team in dieser Saison wichtige Fortschritte machen: "Ohne auf die Details einzugehen, denke ich, dass es eine sehr positive Tendenz ist, dass wir es geschafft haben, Leistung in das Auto zu bekommen, wenn man die gesamte Arbeit über die Saison hinweg betrachtet."

In der ersten Saisonhälfte konnte Porsche wichtige Erkenntnisse sammeln, die "zu einer sehr klaren Tendenz geführt haben", so Laudenbach. "Ich würde also sagen, dass wir auf der positiven Seite stehen, zumindest wenn wir uns anschauen, wo wir stehen."

Laurens Vanthoor

In der Herstellerwertung erreichte Porsche den dritten Platz Zoom

Der dritte Platz in der Herstellerwertung der WEC sei zwar "nicht allzu schlecht", aber "natürlich nicht da, wo wir sein wollen oder wo Porsche hingehört", gibt der Motorsportchef zu. In der zweiten Jahreshälfte konnte sich Porsche deutlich verbessern, insbesondere in der amerikanischen IMSA-Serie, wo das Team im Laufe der Saison sogar drei Siege feierte.

"Man darf nicht vergessen, dass wir in beiden Meisterschaften eine andere Wettbewerbssituation haben", erinnert Laudenbach. Die IMSA sei allerdings ein guter Gradmesser, weil es dort nur LMDh-Autos gibt und keine Hypercars, wie in der WEC. "Ich denke, wenn man sich die IMSA anschaut, ist es sehr klar, welche Schritte wir gemacht haben."

Porsche und Penske "lieben sich"

Die Entscheidung, wieder mit Penske zusammenzuarbeiten, sei richtig gewesen. "Wahrscheinlich war das nicht der einfachste Weg, denn wir hätten auch ein bereits bestehendes Team wählen können. Aber wir denken auf lange Sicht", begründet Laudenbach die Entscheidung zugunsten des amerikanischen Erfolgsteams.

"Langfristig denken bedeutet: Können wir die Vorteile über die Jahre hinweg nutzen? Und das ist ein klares Ja, denn wir haben den großen Vorteil, dass es viel einfacher ist, Daten auszutauschen und sehr eng zusammenzuarbeiten, wenn man nur einen Partner hat und nicht zwei", begründet der Motorsportchef. "Porsche denkt langfristig, wir sind nicht einfach nur dabei."

In diesem Jahr hat sich gezeigt, dass die Zusammenarbeit gut funktioniert. "Die Beziehung zwischen Porsche und Penske? Wir lieben uns!", schwärmt der gebürtige Chilene. "Es ist eine sehr gute Beziehung. Ja, sicher, manchmal haben wir unterschiedliche Meinungen, dann setzen wir uns zusammen, treffen eine Entscheidung und gehen von dieser aus."

Michael Christensen

Seit dem Auftakt in Sebring kam der 963 immer besser in Fahrt Zoom

Es sei eine "professionelle Beziehung", so Laudenbach. "Und das sage ich, weil es sich um zwei Unternehmen handelt, die - wie soll ich sagen - für ihre eigenen Ansprüche bekannt sind. Wir wollen beide an der Spitze stehen. Wir haben beide das gleiche Ziel, und das ist die Grundlage für unsere Zusammenarbeit."

"Ich genieße es, mit Penske zu arbeiten, egal ob in den USA oder in Europa; oder wie auch immer man es [in der WEC] nennt", ist der erfahrene Ingenieur begeistert. "Es ist eine sehr professionelle und für mich fruchtbare Beziehung, die auch mit etwas Spaß verbunden ist, weil diese Jungs wissen, was sie tun, und wir wissen auch, was wir tun."

Debütjahr des 963 war "eine riesige Aufgabe"

Der 963 soll die Liste erfolgreicher Porsche-Rennwagen ergänzen, vom 917 über den 956 bis zum 919, mit dem die Zuffenhausener von 2015 bis 2017 gleich dreimal in Folge das 24h-Rennen in Le Mans gewannen. Das sei auch nach einem unglücklichen Debütjahr noch möglich: "Können Sie mir die Ergebnisse des 919 im ersten Jahr nennen?", fragt Laudenbach prüfend.

"Nein, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich weiß, dass die Erwartungshaltung hoch ist und unsere eigenen Erwartungen sehr hoch sind", sagt der Porsche-Motorsportchef. "Aber da ich seit Jahrzehnten im Motorsport tätig bin, bin ich auch realistisch."

Michael Christensen

Das Debütjahr des Porsche 963 war "eine riesige Aufgabe" Zoom

Nichtsdestotrotz ist das Ziel für Porsche ganz klar: "Wir wollen vorne mitfahren. Der erste Platz. Das ist es, wo Porsche sein muss", ist er kämpferisch, schraubt die voreiligen Erwartungen allerdings zurück: "Lassen Sie uns für das erste Jahr realistisch sein. Ich meine, auch im ersten Jahr tun wir alles, um Erster zu sein. Aber es war eine riesige Aufgabe."

"Abgesehen davon, dass ich in jeder Meisterschaft gerne im ersten Jahr auf dem ersten Platz stehen würde, finde ich es sehr positiv, unsere Tendenz zu sehen", zieht Laudenbach ein positives Saisonfazit. "Wir steigen nicht in eine Meisterschaft ein, um sie nach einem Jahr wieder zu verlassen, das ist nicht unser Ziel."

"Wir erwarten ganz klar, dass wir noch Schritte nach vorne machen", wirft er einen Blick auf die Zukunft. "Das gilt für die Leistung des Autos. Das betrifft die strategischen Entscheidungen, das betrifft die operativen Dinge. Sie wissen, dass man Rennen gewinnt, wenn man alles richtig macht. Das ist nichts Neues."

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