24h Le Mans 2025: Kubica-Ferrari siegt gegen heldenhaften Porsche

Robert Kubica, Yifei Ye und Phil Hanson holen den dritten Ferrari-Sieg in Folge im Privat-499P - Porsche hält Rennen bis zum Ende offen - Mick Schumacher chancenlos

(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat bei der 93 Auflage der 24 Stunden von Le Mans den dritten Sieg in Folge auf dem Circuit de la Sarthe eingefahren. Durch mehrere Strafen und einen heroischen Kampf des Porsches #6 (Estre/L. Vanthoor/Campbell) wurde aber ein Dreifachsieg verhindert, der eigentlich Pflicht gewesen wäre. (Ergebnisse 24h Le Mans 2025)

Titel-Bild zur News: Robert Kubica, Yifei Ye, Philip Hanson, Kevin Estre, Laurens Vanthoor, Matt Campbell

Der Ferrari #83 mit Robert Kubica gewann die 24h Le Mans 2025 Zoom

Am Ende strahlt dennoch Ferrari. Und nicht nur das: Robert Kubica, Yifei Ye und Phil Hanson haben den ersten Sieg eines privat eingesetzten Autos seit 20 Jahren geholt. 2005 triumphierten Tom Kristensen, Marco Werner und J.J. Lehto auf einem privat eingesetzten Audi R8. Seitdem haben nur werkseingesetzte Autos das Rennen gewonnen.

Der gelbe Ferrari machte im Rennen die wenigsten Fehler. Das gab den Ausschlag in Kombination mit einer starken Pace, die der der Werksautos mindestens ebenbürtig war. Für alle drei Fahrer ist es der erste Le-Mans-Gesamtsieg, lediglich Phil Hanson hat 2020 schon einmal in der LMP2 den Klassensieg geholt. Für Robert Kubica ist es eine Genugtuung nach dem Drama in der letzten Runde in der LMP2 2021.

Zu viele Fehler: Nur SC rettet Ferrari-Werksteam

Das Werksteam muss sich unangenehme Fragen stellen, denn gerade in der Nacht leistete man sich mehrere Fehler. Miguel Molina (#50) erhielt eine Durchfahrtsstrafe, weil er bei doppelt gelb geschwenkter Flagge zu schnell unterwegs war. Antonio Giovinazzi (#51) war in der Boxengasse 13,2 km/h zu schnell, dass er eine 20-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe bekam.

Hinzu kam noch ein Plattfuß bei der #51, wodurch beide Werks-Ferrari in der Nacht zwei Minuten Rückstand auf die Spitze hatten. Als aber Cem Bölkübasi mit dem Nielsen-Oreca #24 (Rao/Bölükbasi/Braun) in der zwölften Stunde in Tertre Rouge einschlug, entschied die Rennleitung auf Safety-Car. Aufgrund des seit 2023 geltenden Reglements, bei dem das ganze Feld wieder zusammengeführt wird, waren die roten Ferrari wieder im Spiel.

Auch der private Ferrari sammelt vor der SC-Phase eine Strafe, allerdings nur eine von fünf Sekunden am Samstagabend für Abkürzen. Es dauerte nach dem Restart nicht lange, bis Ferrari die Dreifachführung wiederhergestellt hatte. Danach ging es an die Frage, welcher Ferrari das Rennen gewinnen würde - oder darf. Zeitweise wurden heftige Diskussionen am Funk geführt, als Kubica sich ungerecht behandelt fühlte.

Am Sonntagmorgen gab es dann zwei weitere Strafen, diesmal für die #51 und die #83. Sie waren ebenfalls für zu schnelles Fahren bei Gelber Flagge - ein Vergehen, das seit rund einem Jahr wesentlich konsequenter bestraft wird als in der Vergangenheit. Die #50 hatte zu dem Zeitpunkt jedoch so viel Rückstand, dass sie nur wieder in den Kampf reinkam.

Porsche schafft das Unmögliche mit Riesenleistung

Davon profitierte aber auch das einzige Auto, das Ferrari wenigstens einigermaßen Paroli bieten konnte, der Porsche #6 (Estre/L. Vanthoor/Campbell). Kevin Estre stürmte vom letzten Startplatz in einem sagenhaften Dreifachstint zu Beginn des Rennens in die Spitzengruppe, danach setzte die #6 die Ferrari spürbar unter Druck. Und Ferrari machte Fehler.

Der Porsche hatte zwischenzeitlich ebenfalls einen Rückschlag durch einen schleichenden Plattfuß, wurde aber durch die Safety-Car-Phase wieder ins Geschehen zurückgespult. Das Ferrari-Bollwerk bröckelte unter dem Husarenritt der #6, die ein komplettes 24-Stunden-Rennen gefühlt im Qualifying-Modus fuhr.

Der Dauerdruck zeigte Wirkung: Am Ferrari #51 kam es zu einem Sensorproblem in den letzten beiden Stunden. Und Antonio Fuoco leistete sich im entscheidenden Moment einen kleinen Fehler, der zwar nur fünf Sekunden kostete, die aber in der Schlussphase des Rennens entscheidend waren.

So holte Porsche den zweiten Platz, gegen die #83 war aber kein Kraut gewachsen. Im Ziel fehlten nach 387 Runden nur 14,084 Sekunden auf den gelben Ferrari.

Die anderen beiden Werks-Porsche konnten sich nur bedingt in Szene setzen. Julien Andlauer brachte den Porsche #5 (Andlauer/Christensen/Jaminet) gleich in der ersten Runde an die Spitze und führte das Rennen in den ersten Stunden an, bis der Ferrari-Express links und rechts vorbeisauste. Danach ging nicht mehr viel, eine Durchfahrtsstrafe nach dem Restart begrub die #5 in der zweiten Hälfte der Top 10.

Der Porsche #4 (Nasr/Tandy/Wehrlein) fiel sowohl kurz nach dem Start als auch dem Restart schnell zurück. In beiden Fällen verschwand der IMSA-Bolide im Mittelfeld, aus dem er nie wieder wirklich herausfand.

Felipe Nasr, Nick Tandy, Pascal Wehrlein

Pascal Wehrlein startete im Porsche #4 in Le Mans Zoom

Der Porsche 963 bekam schon beim ersten Boxenstopp zwei neue Reifen, als das Gros des Feldes einfach nur nachtankte. Auch nach dem Safety-Car-Restart gab es gleich einen Rückschlag, als eine Durchfahrtsstrafe für zu schnelles Fahren in einer Slow Zone absolviert werden musste - übrigens das gleiche Vergehen wie die #5.

Cadillac und BMW nur auf eine Runde stark

Die Cadillac-Herrlichkeit an der Spitze dauerte exakt einen Sektor. Der V-Series.R hatte zu wenig Topspeed. Doch das war das geringste Problem, das die Caddys in diesem Rennen hatten. Die beiden amerikanischen Boliden schieden mit demselben technischen Defekt aus.

Blieben die beiden Jota-Boliden. Sebastien Bourdais‘ Vorhersage nach der Hyperpole, dass man im Rennen keine Rolle spielen würde, bewahrheitete sich. Die beiden goldenen Boliden fielen in der Anfangsphase wie in Stein ans Ende der Top 10. Sebastien Bourdais knallte zwar die schnellste runde in 3:26.063 Minuten hin, aber mehr als spektakuläre Einzelrunden waren nicht drin.

Am Ende holte der Cadillac #12 (Lynn/Nato/Stevens) einen recht glanzlosen fünften Rang mit zwei Minuten Rückstand sowohl auf den Sieger als auch den Zweitplatzierten. Die #38 (Bamber/Bourdais/Button) beendete das Rennen auf Platz acht.


WEC 2025: 24h Le Mans

Dahinter landete der Toyota #7 (Conway/Kobayashi/de Vries), der langsamere der beiden GR010 Hybrid in dieser Woche. Es war Schadensbegrenzung, doch für Toyota war der Verlust der #8 (Buemi/Hartley/Hirakawa) bitter. diese hatte zwar nicht die Pace von Ferrari, war aber in Lauerstellung, als durch einen Materialfehler ein Rad verloren ging. Sieben Runden waren beim Teufel.

BMW hielt mehrfach die schnellste Runde im Rennen, doch hier galt das Gleiche wie bei Cadillac. Es fehlte an dauerhafter Pace. Dennoch lagen beide M Hybrid V8 in den Punkterängen, als zwei Stunden vor Schluss beide Boliden fast zeitgleich mit unterschiedlichen Problemen an die Box kamen.

Ein Problem am Hybridsystem kostete den BMW #15 (D. Vanthoor/Magnussen/Marciello) das Rennen, eines am Motor die #20 (Rast/Frijns/S. van der Linde) zwölf Runden. Damit war das Rennen ein kompletter Schlag ins Wasser für das BMW-Werksteam WRT.

Mick Schumacher und Alpine: Das war nix

Die großen Verlierer neben BMW sind die beiden französischen Marken. Dass Peugeot es mit dem nicht auf das Reglement passende Auto bei der Sonder-BoP für Le Mans nicht nach vorn schaffen würde, war bereits von Anfang an klar.

Robin Frijns, Sheldon van der Linde, Raffaele Marciello, Kevin Magnussen

Düstere Aussichten: Für BMW war Le Mans keine Reise wert Zoom

Hinzu kam ein früher Einschlag von Paul di Resta nach einer Stunde in der ersten Porsche-Kurve, bei der er die Karosserie beschädigte. Damit hatte die #93 (di Resta/Mik. Jensen/Vergne) von Anfang an Rundenrückstand. Die #94 (Duval/Jakobsen/Vandoorne) schaffte es auf Platz zwölf.

Peugeot versuchte, über 13-Runden-Stints Boxenstopps zu sparen, doch mit der Grundpace konnte keine Strategie nach vorne führen. Es wird erwartet, dass Peugeot ein völlig neues Hypercar konstruieren wird, weil der 9X8 für ein anderes Reglement gebaut worden war und auch das 2024er-Update die Probleme nicht beheben konnte.

Die große Enttäuschung aber war Alpine. Auch dies hatte sich in den Trainings abgezeichnet. Die A424 waren mit ihrer Einstufung chancenlos und fuhren über weite Strecken ohne jede Chance zwischen Cadillac und Peugeot/Aston Martin im Niemandsland unterwegs. Das BMW-Pech brachte immerhin noch die #35 (Chatin/Habsburg/Milesi) in die Top 10.

Die #36 (Gounon/Makowiecki/Schumacher) machte zu viele Fehler und wurden Elfte, wobei Mick Schumacher hier ausdrücklich in Schutz genommen werden muss. Er blieb fehlerfrei, während Jules Gounon einen Dreher ins Kiesbett hatte und Frederic Makowiecki sich eine Strafe für zu schnelles Fahren in der Boxengasse einhandelte.

Aston Martin sah mit beiden Autos die Zielflagge und kam weitestgehend ohne Probleme durch. Mehr war beim Debüt nicht zu erwarten. Aston Martin kann auf den Plätzen 13 und 15 aufbauen. Dennoch ist klar: Die nächsten Schritte werden noch härter, wenn es gilt, im Feld nach vorne zu kommen.

Dramatischer Zweikampf in der LMP2-Klasse

In der LMP2-Klasse war es über weite Strecken ein enges Duell zwischen dem Inter-Europol-Oreca #43 (Smiechowski/Dillman/Yelloly) und dem Panis-Oreca #48 (Gray/Masson/Perera). Bereits in der Anfangsphase setzte sich das polnische Team mit Kuba Smiechowski an die Spitze. In Stunde 6 übernahmen Oliver Gray und später Franck Perera kurzzeitig die Führung.

Im Laufe der Nacht war es hauptsächlich der Panis-Oreca, der das Geschehen bestimmte, doch Inter Europol blieb in Lauerstellung. Im Morgengrauen war es dann die gelb-grüne #43, die die Führung in der LMP2-Klasse wieder übernahm, und den Vorsprung danach sukzessive ausbaute. Panis-VDS startete aber nochmals eine Aufholjagd.

Und eine Durchfahrtsstrafe gegen Nick Yelloly für zu schnelles Fahren in der Boxengasse in der letzten Stunde hätte das Ding nochmal kippen lassen können. Doch die #48 verlor am Ende dramatisch an Pace, sodass Inter-Europol doch noch feiern durfte. Esteban Masson schleppte den LMP2 nach Hause, der Rückstand von knapp zwei Minuten spiegelt den engen Rennverlauf nicht wider.

Als Dritter durfte der TF-Oreca #199 (Hyett/Cameron/Deletraz) auf das Siegertreppchen klettern, der damit auch die Pro-Am-Subklasse für sich entschied. Hinter den beiden Erstplatzierten bestimmten vor allem Pannen und Strafen das Geschehen.

Bitter verlief das Rennen vor allem für IDEC Sport. Die Mannschaft, die im kommenden Jahr mit Genesis kooperiert, verlor am Morgen erst die #18 (Chadwick/Jaubert/Lotterer) und am Mittag die #28 (Lafargue/van Uitert/Alvarez) wegen nicht festgezogener Reifen verloren. Und der angesprochene Abflug von Bölükbasi im Nielsen-Oreca #24 (Rao/Bölükbasi/Braun) löste das Safety-Car gegen Rennmitte aus.

LMGT3: Manthey-Porsche der große Nutznießer

In der LMGT3-Klasse lag zunächst der RSL-Aston-Martin #10 (Deboer/Barrichello/Hasse-Clot) in Führung, doch ein Motorschaden warf ihn früh aus dem Kampf um den Sieg. Danach war es der WRT-BMW #46 (Al Harthy/Rossi/K. van der Linde), der das Rennen bis in die Nacht hinein von der Spitze kontrollierte. Doch dann schlug der Defektteufel zu.

Ohne Servolenkung rutschte Kelvin van der Linde in den Porsche-Kurven ins Kiesbett, wegen eines Elektronikdefekts war der M4 wenig später endgültig aus dem Rennen. Und es sollte noch schlimmer kommen für WRT, denn die #31 (Shahin/Boguslawski/Farfus) musste nach einer Kollision mit einem Hasen ebenfalls aufgeben.

Danach hatte der Manthey-Porsche #92 freie Bahn für den Sieg, das Trio Hardwick/Pera/Lietz musste nur noch dem Druck des AF-Corse-Ferrari #21 (Heriau/Mann/Rovera) standhalten. Die Vorentscheidung führte Richard Lietz mit einem starken Stint am Vormittag herbei, danach kontrollierte Manthey die Lücke nach hinten.

Der Österreicher fuhr seinen sechsten Klassensieg an der Sarthe nach Hause und hatte im Ziel 33,259 Sekunden Vorsprung auf den Ferrari. Als Dritte fuhr die TF-Sport-Corvette #81 (van Rompuy/Andrade/Eastwood) über die Ziellinie.

Die LMGT3-Klasse sorgte in Le Mans immer wieder für Action und Wendungen. Am Abend verabschiedete sich Giammarco Levorato im Proton-Ford #88 (Gattuso/Levorato/Olsen) in Tertre Rouge in die Leitplanken, nachdem er ein Rad verloren hatte. Der Zwischenfall sorgte für das erste DNF und die erste Full-Course-Yellow in diesem Rennen.

Und am Morgen wurde Rahel Frey im Manthey-Porsche #85 (C. Martin/Frey/Bovy) erst umgedreht, kurz darauf blieb sie stehen und löste damit jene Gelbphase aus, die unter anderem der #51 und der #83 in Form von Durchfahrtsstrafen teuer zu stehen gekommen ist.

Mit den 24h von Le Mans ist der Höhepunkt im Kalender der Langstrecken-WM (WEC) absolviert, als nächstes stehen Mitte Juli die 6h von Sao Paulo in Interlagos an.

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