"Bisschen über dem Limit": Kritik an der harten Gangart eines Ferrari-Piloten
Nach dem WEC-Rennen in Spa gibt es Kritik an der harten Gangart: Mit Alessandro Pier Guidi steht dabei ein Ferrari-Pilot im Fokus - Was ihm die Konkurrenz vorwirft
(Motorsport-Total.com) - Das dritte Saisonrennen der Langstrecken-WM (WEC) in Spa (hier der komplette Rennbericht) sorgte mit spannenden Duellen und heißen Zweikämpfen für Aufsehen und Freude bei den Fans. Doch es gab auch Kritik an der harten Gangart einiger Fahrer. Dabei steht vor allem Ferrari-Pilot Alessandro Pier Guidi im Fokus.

© Paul Foster
Die Fahrweise von Alessandro Pier Guidi sorgt für Kritik der Konkurrenz Zoom
Der Italiener im Ferrari #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi) lieferte sich einen Zweikampf mit Robin Frijns im BMW #20 (Rast/Frijns). Dabei berührten sich die beiden Streithähne ausgerechnet vor der Blanchimont, einem der schnellsten Abschnitte in Spa, mehrfach.
"Das war super für die Fans, für die Show und fürs Fernsehen", sagt BMW-WRT-Teamchef Vincent Vosse zu Motorsport-Total.com. "Aber meiner Meinung nach war es ein bisschen über dem Limit." Offenbar war es nicht der erste Vorfall, an dem Pier Guidi beteiligt war.
"Ich habe großen Respekt vor Alessandro, vor dem Fahrer, der er ist. Aber manchmal geht er Risiken ein, und hier hat er dem Fahrer keinen Platz gelassen", meint Vosse. "Einen Fahrer in so einem Hochgeschwindigkeitsbereich von der Strecke zu drängen, ist ... okay, am Ende ist nichts passiert."
Ferrari-Pilot meint: "War ein schöner Kampf"
Beide Autos blieben auf der Strecke, und Frijns gelang es trotz der ruppigen Abwehr des Italieners sogar, den Ferrari zu überholen. "Ich habe mich definitiv nicht mit einem Nein zufriedengegeben", grinst der Niederländer. "Das war klar. Ehrlich gesagt, war es auch im Auto spannend."
Damit war der Zweikampf allerdings noch nicht entschieden. Nur eine Runde später schlug Pier Guidi in der letzten Schikane zurück und holte sich die Position vorübergehend wieder. Der Ferrari-Pilot erwischte aber keinen optimalen Ausgang aus La Source, woraufhin sich Frijns auf dem Weg zur Eau Rouge erneut daneben setzen konnte.
Dort kam es ein zweites Mal zur Berührung zwischen den beiden Streithähnen, wobei Pier Guidi kurzzeitig die Strecke verlassen musste. Daher wies die Rennleitung den Italiener an, seine Position an Frijns zurückzugeben. "Ich habe getan, was sie von mir verlangten, und habe nichts weiter dazu zu sagen."
"Ich finde es ganz nett, von außen zuzuschauen", glaubt der Italiener, dass die Fans ihre Freunde an dem Duell hatten. "Ich denke, es war ein schöner Kampf. Manchmal ist man auf der einen Seite, manchmal auf der anderen. Ehrlich gesagt habe ich mich nie beschwert. Ich denke, es war ganz okay."
Kontrahent Frijns: "Finde es ein bisschen unfair"
Eine Meinung, die auch Kontrahent Frijns teilt? "In beiden Fällen kämpften alle hart und versuchten, fair zu bleiben", resümiert der Niederländer, wie Sportscar365 berichtet. "Aber ich finde, wenn man Schwung hat, Seite an Seite auf die Eau Rouge zusteuert und versucht, mich an die Wand zu drängen ... gebt mir etwas Platz."
"Ich bin da, ich ziehe nicht mehr zurück", stellt der BMW-Pilot klar. "Ich finde es einfach ein bisschen unfair, würde ich sagen. Letztendlich fahren wir Langstreckenrennen. Es ist nicht wie in der DTM in den 80ern oder 90ern, wo die Ellbogen die ganze Zeit ausgefahren sind."

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Robin Frijns konnte das Rennen in Spa nicht beenden Zoom
Auch die Situation zuvor, in der schnellen Blanchimont, sei kritisch gewesen, so Frijns. "Ich habe es genossen, am Limit zu fahren, das ist auch das, was die Leute am Ende sehen wollen. Aber wenn ich mit 250 km/h eingeschlagen wäre, würden wir anders reden."
Schlussendlich musste der BMW #20 rund 30 Minuten vor dem Ende des Rennens mit einem Bremsdefekt abgestellt werden, was nach Aussage von BMW-Motorsport-Direktor Andreas Roos allerdings keine Folge des mehrfachen Kontakts mit Ferrari gewesen sei.
Alpine-Pilot Makowiecki: "Darf nicht zu nett sein"
Dennoch können derartige Kollisionen schnell gefährlich werden. "Manchmal ist es ein bisschen zu viel", sagt auch Alpine-Pilot Frederic Makowiecki. "Es ist kein Autoscooter. Unser Auto ist ziemlich empfindlich bei der Aerodynamik, und wenn du einen Kontakt hast, ist das gefährlich."
Allerdings glaubt der letztjährige Porsche-Werksfahrer nicht, dass die Zweikämpfe in Zukunft deshalb sanfter werden. "Das Problem ist, dass es zu Berührungen kommt, wenn man zu nett ist", grinst der Franzose, der in Spa mit einer starken Startphase überzeugen konnte.
"Deshalb ist es manchmal besser, sich in eine Situation zu begeben, in der man den anderen zwar nicht berührt, aber zeigt, dass man ihn nicht ziehen lassen will", grinst Makowiecki. Und so bleiben die harten und strittigen Zweikämpfe der WEC wohl auch in Zukunft erhalten.


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